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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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klopfte wie ein Richter, der nach einem Tumult im Gerichtssaal wieder für Ordnung sorgen will. »Ich habe mich nie für einen intimen Kenner der französischen Seele gehalten, aber unter dem Eindruck unseres letzten Treffens bin ich zuversichtlich, dass sie den Ball aufnehmen werden.« Er warf einen entschuldigenden Blick in Richtung Schamron, der es nicht ausstehen konnte, wenn bei der Besprechung sensibler operativer Details amerikanische Sportmetaphern verwendet wurden. »Die französischen Gesetze lassen den Sicherheitsdiensten einen breiten Handlungsspielraum, insbesondere im Umgang mit Ausländern. Und die Franzosen sind nie abgeneigt, diese Gesetze noch ein wenig zu variieren, wenn es ihren Zwecken dient.«
    »Ich arbeite nicht gern mit den französischen Diensten zusammen«, nörgelte Schamron. »Die gehen mir auf die Nerven.«
    »Für diesen Job melde ich mich freiwillig, Ari. Dank Gabriel habe ich zu den Franzosen jetzt so etwas wie eine Beziehung.«
    Schamrons Augen wanderten zu Gabriel. »Die Frage, wer Elena begleiten soll, kann ich mir wohl sparen.« »Sie wird es nur tun, wenn ich sie begleite.« »Woher wusste ich das nur?«
    Carter stopfte bedächtig seine Pfeife nach. »Er kann mit seinem amerikanischen Pass reisen. Die Russen werden es nicht wagen, ihn anzurühren.«
    »Das kommt darauf an, was für Russen du meinst, Adrian. Es gibt alle möglichen. Da hätten wir zunächst die ganz normalen FSB-Schergen, deren Bekanntschaft Gabriel in der Lubjanka gemacht hat. Und dann wären da noch die privaten Schläger, die für Leute wie Iwan arbeiten. Ich wage zu bezweifeln, dass die sich von einem Pass abschrecken lassen, selbst wenn es ein amerikanischer ist.«
    Schamron blickte von Carter zu Gabriel.
    »Muss ich dich an die Abschiedsworte deines Freundes Sergej erinnern? Er weiß genau, wer du bist, und er hat dir unmissverständlich klargemacht, was passiert, falls du jemals wieder einen Fuß nach Russland setzen solltest.«
    »Ich bin nur der Reisebegleiter. Das ist Elenas Show. Sie muss nur in das >Haus an der Uferstraße< marschieren, sich Iwans Disketten schnappen und wieder rausmarschieren.«
    »Was kann bei so einem Plan schon schiefgehen?«, bemerkte Schamron höhnisch. »Wie viele deiner tapferen Agenten gedenkst du bei dem waghalsigen Unternehmen mitzunehmen?«
    Gabriel zählte ein paar Namen auf. »Wir können sie als El-Al-Crew und Kabinenpersonal nach Moskau schicken. Und hinterher fliegen wir alle zusammen wieder nach Hause.«
    Adrian Carter paffte an seiner frisch gestopften Pfeife und nickte bedächtig. Schamron hatte wieder einmal seine buddhagleiche Haltung angenommen und starrte Navot an, der ihn seinerseits anstarrte.
    »Wir werden die Zustimmung des Ministerpräsidenten brauchen«, sagte Schamron.
    »Der Ministerpräsident wird tun, was du sagst«, erwiderte Gabriel. »Das tut er immer.«
    »Aber gnade uns Gott, wenn wir ihm einen weiteren Skandal bescheren.« Schamrons Blick sprang von Navot zu Gabriel und wieder zurück. »Wollt ihr Jungs die Sache selbst erledigen, oder hättet ihr gern eine erwachsene Aufsichtsperson dabei? Ich habe so was schon ein- oder zweimal gemacht.«
    »Deine Hilfe wäre uns sehr willkommen«, sagte Navot. »Aber bist du dir sicher, dass Gilah nichts dagegen hat?«
    »Gilah?« Schamron zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, Gilah hätte ganz gern mal ein paar Tage für sich. Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber das Zusammenleben mit mir ist nicht immer leicht.«
    Gabriel und Navot brachen in Gelächter aus. Adrian Carter versuchte den Drang zu unterdrücken, mit einzustimmen, indem er fest auf das Mundstück seiner Pfeife biss, doch nach wenigen Sekunden konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten. »Macht euch nur auf meine Kosten lustig«, knurrte Schamron. »Irgendwann werdet auch ihr alt.«
     

49 Paris
    Die ersten Vorbereitungen begannen am folgenden Morgen, als Adrian Carter in das bewachte Gästehaus der Regierung an der Avenue Victor-Hugo zurückkehrte. Wie er vorausgesehen hatte, verliefen die Verhandlungen reibungslos, und noch am selben Abend hatte der französische Inlandsgeheimdienst DST offiziell die Überwachung Charkows übernommen. Gabriels Leute, die nach annähernd zwei Wochen ununterbrochenem Dienst völlig erschöpft waren, reisten sofort nach Paris. Nur Dina Sarid hielt in der Villa in Gassin die Stellung, um für Gabriel im Süden Augen und Ohren offen zu halten.
    Bald wurde dem DST, wie im Übrigen auch fast jedem anderen

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