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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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morgen ein anderer an seiner Stelle tun.« Schamron hob die Hand in Richtung Carter. »Wer weiß?
    Vielleicht wird es dein guter Freund Adrian sein. Er und seine Regierung haben die Dritte Welt mit Waffen überschwemmt, wann immer es ihren Zwecken dienlich war. Und auch wir selbst haben bekanntlich an ein paar ziemlich üble Kunden verkauft.«
    »Gratuliere, Ari.«
    »Wofür?«
    »Dass du einen neuen persönlichen Tiefpunkt erreicht hast«, antwortete Gabriel. »Du hast unser Land soeben mit dem schlimmsten Mann auf der Welt verglichen, nur um in einem Streit die Oberhand zu behalten.«
    Gabriel sah, dass Schamrons Widerstand schwand. Er beschloss, die Gunst des Augenblicks zu nutzen, ehe der alte Kämpfer seine Verteidigung wiederbelebte.
    »Ich werde es tun, Ari, aber ich kann es nicht ohne deinen Rückhalt.« Er hielt inne, dann setzte er hinzu: »Oder deine Unterstützung.«
    »Wer steuert denn jetzt auf einen persönlichen Tiefpunkt zu?«
    »Ich habe vom Meister gelernt.«
    Schamron drückte seine Zigarette aus und betrachtete Gabriel durch die letzten Rauchschwaden. »Hast du schon darüber nachgedacht, wo du sie hinbringen willst?«
    »Ich habe mir überlegt, ob sie nicht zu Chiara und mir in die Wohnung in der Narkissstraße ziehen könnte, aber eigentlich haben wir nicht genug Platz für sie und ihre Kinder. «
    Durch seine verdrießliche Miene gab Schamron zu verstehen, dass er die Bemerkung überhaupt nicht lustig fand. »Elena Charkowa in Israel einbürgern? Kommt überhaupt nicht infrage. Seit Russland seinen Juden die Ausreise nach Israel gestattet, sind mit ihnen eine Menge NichtJuden ins Land gekommen, darunter auch einige ernst zu nehmende Vertreter des organisierten Verbrechens. Du kannst Gift daraufnehmen, dass einige dieser sauberen Landsleute nur allzu gern bereit wären, Elena in Iwans Auftrag umzubringen.«
    »Ich habe nie ernsthaft daran gedacht, sie in Israel zu lassen, Ari. Sie würde nach Amerika gehen müssen.«
    »Du willst sie in Adrians Obhut geben? Ist das deine Lösung? Wir reden hier nicht von der Einbürgerung irgendeines KGB-Obersts, der es gewohnt ist, von einem Beamtengehalt zu leben. Elena Charkowa ist eine schwerreiche Frau. Sie ist einen Lebensstil gewohnt, von dem unsereins nicht einmal träumen kann. Sie wird zu einem Problem werden. Wie die meisten Überläufer früher oder später.«
    Schamron sah auf der Suche nach Zustimmung zu Adrian Carter, doch der hütete sich, in einem Familienstreit Partei zu ergreifen, und wahrte neutrales Schweigen. Schamron nahm die Brille ab und putzte sie nachdenklich vorn an seinem Hemd.
    »Im Moment ist das langfristige seelische Wohlergehen Elenas und ihrer Kinder dein kleinstes Problem. Als Erstes musst du dir überlegen, wie du sie allein nach Russland zurückbringst, ohne dass Iwan Verdacht schöpft.«
    Gabriel warf einen Umschlag aut den Couchtisch.
    »Was ist das?«, fragte Schamron.
    »Elenas Fahrkarte nach Moskau.«
    Schamron setzte die Brille wieder auf und zog das Schreiben aus dem Umschlag. Er konnte es problemlos lesen. Russisch war eine der vielen Sprachen, die er beherrschte. Als er fertig war, steckte er den Brief vorsichtig in den Umschlag zurück, als wolle er keine Fingerabdrücke hinterlassen.
    »Für den Anfang nicht schlecht, Gabriel, aber wie soll es weitergehen? Wie wollt ihr in diese Wohnung kommen, ohne dass es Iwans privater Sicherheitsdienst mitkriegt? Und wie willst du sie sicher aus dem Land herausholen, wenn sie die Disketten gestohlen hat? Und wie willst du Iwan ablenken, während du seine Kinder entführst?«
    Gabriel lächelte. »Wir klauen sein Flugzeug.« Schamron ließ Elenas Brief auf den Tisch fallen. »Sprich weiter, mein Sohn.«
     
    Schon bald hörte Schamron Gabriels Ausführungen gebannt zu. Er saß reglos in seinem Sessel, seine schweren Lider halb geschlossen, die dicken Arme vor der Brust verschränkt. Adrian Carter saß neben ihm, das Gesicht noch immer eine unergründliche, ausdruckslose Maske. Schutzlos Schamrons Qualmattacken ausgesetzt, hatte er beschlossen, den Raum seinerseits einzunebeln, und sog nun rhythmisch an einer Pfeife, die nach kokelndem Laub und nassem Hund stank. Gabriel und Navot hockten nebeneinander auf dem Sofa wie zwei Jugendliche, die in großen Schwierigkeiten stecken. Navot rieb sich die wunde Stelle am Nasenrücken, wo ihn Bellas Brille zwickte.
    Als Gabriel fertig war, ergriff Carter als Erster das Wort, indem er mit seiner Pfeife auf den Rand des Aschenbechers

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