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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Medwedew war zu nichts mehr zu gebrauchen. Schließlich ließ sie sich nach vorn auf seine Brust sinken und biss ihm frustriert ins Ohr.
    »Hast du schon genug von mir?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wo liegt dann das Problem, Arkadij?«
    Das
Problem,
dachte er, war Elena Charkowa. Sie kam am Abend zu einem Krankenbesuch nach Moskau. Iwan hegte Zweifel an ihren Motiven und wollte, dass sie rund um die Uhr beschattet wurde. Er wollte nicht noch so eine Nummer wie in Saint-Tropez. Und Arkadij Medwedew auch nicht. Er sah Oxana an und sagte ihr, sie solle sich anziehen. Fünf Minuten später, als sie aus seiner Wohnung schlüpfte, griff er wieder zum Telefon und begann, seine Leute in Stellung zu bringen.
     
    Elena bestellte Weißwein, Gabriel schwarzen Kaffee. Beide beschlossen, die Ravioli mit Waldpilzfüllung zu probieren. Doch Elena nahm nur einen Bissen und knabberte dann an ihrem Brot.
    »Schmeckt es Ihnen nicht?«, fragte Gabriel.
    »Es ist nicht besonders.«
    »Aber viel besser als die übliche Kost. Wann sind Sie denn das letzte Mal mit einer Linienmaschine geflogen?«
    »Das ist eine Weile her.« Sie blickte aus dem Fenster. »Ich glaube, ich bin ein wenig wie Russland. Zuerst hatte ich fast nichts, und dann hatte ich fast alles. Wir Russen taumeln von einem Extrem ins andere. Anscheinend kriegen wir nie etwas richtig hin.«
    Sie drehte den Kopf und sah ihn an.
    »Darf ich offen sprechen, ohne Ihre Gefühle zu verletzen?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Sie sehen ziemlich lächerlich aus in dieser Verkleidung. Mit Ihren kurzen Haaren haben Sie mir viel besser gefallen. Und diese Brille ...« Sie schüttelte den Kopf. »Einfach grauenvoll. Sie sollten keine getönten Gläser tragen. Man sieht die Farbe Ihrer Augen nicht.«
    »Das ist ja der Sinn der Sache, Elena.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte, wo man sie verstecken wolle, wenn sie übergelaufen sei. Ihre Stimme klang beiläufig, als mache sie höfliche Konversation mit einem wildfremden Menschen. Gabriel antwortete im selben Ton.
    »Am Sonntagabend werden Sie nicht Ihren Flug nach Genf und Nizza nehmen, sondern in eine Maschine nach Tel Aviv steigen. Ihr Aufenthalt in Israel wird kurz sein, ein bis zwei Tage höchstens.«
    »Und dann?«
    »Die Amerikaner haben die Aufgabe übernommen, Ihnen zu einer neuen Existenz zu verhelfen. Ihr Land ist größer und bietet weitaus mehr Möglichkeiten, sich zu verstecken, als Israel. Der Mann, der sich darum kümmern wird, ist ein Freund von mir. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, und ich weiß, dass er sehr gut für Sie und die Kinder sorgen wird. Aber von dem Lebensstil, den Sie gewohnt sind, werden Sie sich verabschieden müssen, fürchte ich.«
    »Gott sei Dank.«
    »Das mögen Sie jetzt denken, aber es wird ein unsanftes Erwachen geben. Sie sollten sich darauf einstellen, dass Iwan in Russland die Scheidung einreichen wird. Da Sie nicht vor Gericht erscheinen können, um Ihre Interessen zu vertreten, wird er die Scheidung in Ihrer Abwesenheit aussprechen lassen, und Sie werden keinen Rubel von ihm bekommen.« Er machte eine Pause. »Aber vielleicht fällt uns in den nächsten beiden Tagen etwas Geld in die Hände.«
    »Ich möchte Iwans Geld nicht. Es ist Blutgeld.«
    »Dann tun Sie es für Ihre Kinder, Elena.«
    Sie betrachtete die Zeichnung, die er ihr gegeben hatte - die beiden Kinder am Strand. »Ich habe Zugriff auf gemeinsame Konten in London und Moskau«, sagte sie leise. »Aber wenn ich größere Beträge abhebe, wird Iwan davon erfahren.«
    »Hat er nicht für Notzeiten in der Schweiz etwas Geld auf die hohe Kante gelegt?«
    »Er hat ein Bankschließfach in Zürich, in dem er gewöhnlich ein paar Millionen in bar aufbewahrt. Sie müssten es für mich leer räumen, bevor Iwan dazu kommt, es sperren zu lassen.«
    »Kennen Sie die Nummer und das Passwort?« Sie nickte.
    »Sagen Sie sie mir, Elena - für die Kinder.«
    Sie nannte sie ihm langsam, dann sah sie ihn neugierig an.
    »Wollen Sie sie nicht aufschreiben?«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Sie haben das Gedächtnis eines Spions, genau wie Iwan.«
    Sie stocherte wieder appetitlos in ihrem Essen.
    »Ich muss sagen, Ihre Vorstellung heute war ziemlich ungewöhnlich. Sie hätten Iwans Gesicht sehen sollen, als er erfahren hat, dass seine Maschine nicht starten darf.« Sie sah ihn an. »Ich vermute, Sie haben auch den nächsten Schritt genau geplant?«
    »In der Tat, aber die beste Choreografie ist nichts wert, wenn die Tänzer sie

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