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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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zur Situation im Wohnhaus am Kutusowskij Prospekt, in dem Elena jetzt bei ihrer Mutter war. Navots Antwort überraschte ihn nicht.
    »Arkadij Medwedew lässt das Gebäude rund um die Uhr beobachten.«
    »Wie?«
    »Nichts Aufwendiges. Nur ein Mann. Er sitzt in einem Wagen vor dem Haus.«
    »Wie oft wird er abgelöst?« »Alle vier Stunden.«
    »Wird nur der Mann ausgetauscht oder auch der Wagen?«
    »Nur der Mann. Der Wagen bleibt stehen.«
    Gabriel rückte seine getönte Brille zurecht. Seine graue Perücke juckte fürchterlich. Navot rieb sich eine wunde Stelle oberhalb des Ellbogens. Er schien immer ein kleines körperliches Leiden zu bekommen, wenn ihn ein Unternehmen nervös machte.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass Arkadij die Beschatter angewiesen hat, Elena überallhin zu folgen, auch morgen Nachmittag, wenn sie zum Flughafen fährt. Wenn der Beschatter sieht, dass sie einen unangekündigten Abstecher zum >Haus an der Uferstraße < unternimmt, wird er Arkadij Meldung machen. Und Arkadij wird bestimmt Verdacht schöpfen. Verstehst du, was ich meine, Gabriel?«
    »Ja, Uzi«, antwortete Gabriel. »Ich denke schon. Wir müssen verhindern, dass der Beschatter ihr morgen folgt, sonst war die ganze Arbeit umsonst.«
    »Wir könnten ihn aus dem Weg räumen.«
    »Ein kleiner Verkehrsunfall müsste genügen.«
    »Soll ich dem Stationschef sagen, dass wir noch einen Lada brauchen?«
    »Was für einen Wagen fährt der Beschatter?«
    »Einen Mercedes S-Klasse.«
    »Das wäre ein ungleicher Kampf, findest du nicht?« »Schon.«
    »Dann nehmen wir besser einen Dienstwagen. Einen, der einen kleinen Rempler vertragen kann. Sag dem Stationschef, dass wir uns den Wagen des Botschafters ausleihen wollen. Obwohl... sag ihm, dass wir auch den Botschafter brauchen. Der Mann ist nämlich wirklich gut.«
     
    Elena Charkowa hatte die Wohnung ihrer Mutter an diesem Tag nur einmal verlassen, ein Umstand, der Arkadij Medwedew und seinen Wachhunden weder alarmierend noch im Geringsten erwähnenswert erschien. Es war nur ein kurzer Ausflug gewesen: Sie fuhr ein Stück die Straße hinauf in einen nagelneuen Gourmet-Markt, wo sie in Begleitung zweier Leibwächter die Zutaten für einen Sommer-Borschtsch kaufte. Den restlichen Nachmittag hatte sie mit ihrer Mutter in der Küche gestanden und mit ihr zum Spaß über Rezepte gezankt, wie sie es immer getan hatten, als Elena noch jung war.
    Gegen Abend war die Suppe so weit abgekühlt, dass sie gegessen werden konnte. Mutter und Tochter saßen am Esszimmertisch, eine Kerze und einen Laib Schwarzbrot zwischen sich, während im Zimmer nebenan stumm die Bilder von der Kundgebung des Präsidenten im Dynamo-Stadion liefen. Seit Elenas Ankunft in Moskau waren fast vierundzwanzig Stunden vergangen, doch ihre Mutter hatte es bisher vermieden, sie auf den Grund ihres ungewöhnlichen Besuchs anzusprechen. Jetzt schnitt sie das Thema an, nicht mit Worten, sondern indem sie Elenas Brief auf den Tisch legte. Elena starrte ihn eine Weile an und aß dann weiter.
    »Du bist in Schwierigkeiten, Liebes.«
    »Nein, Mama.«
    »Wer war der Mann, den du mit dem Brief zu mir geschickt hast?«
    »Er ist ein Freund. Jemand, der mir hilft.« »Dir hilft? Wobei?« Elena schwieg.
    »Willst du deinen Mann verlassen?« »Ja, Mama, ich verlasse meinen Mann.« »Hat er dir wehgetan?« »Sehr.«
    »Hat er dich geschlagen?« »Nein, nie.«
    »Ist es eine andere Frau?«
    Elena schlug die Augen nieder und nickte. »Sie ist gerade mal neunzehn. Ein Kind. Ich bin sicher, dass Iwan eines Tages auch ihr wehtun wird.«
    »Du hättest ihn nie heiraten dürfen. Ich habe dich angefleht, ihn nicht zu heiraten, aber du wolltest nicht hören.«
    »Ich weiß.«
    »Er ist ein Scheusal. Sein Vater war ein Scheusal, und er ist ein Scheusal.«
    »Ich weiß.« Elena versuchte von der Suppe zu essen, doch der Appetit war ihr vergangen. »Es tut mir leid, dass ich dich in den letzten Jahren nicht öfter mit den Kindern besucht habe. Iwan hat es uns verboten. Das ist keine Entschuldigung. Ich hätte mich über ihn hinwegsetzen müssen.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen, Elena. Ich weiß mehr, als du ahnst.«
    Eine Träne rollte über Elenas Wange. Sie wischte sie weg, bevor ihre Mutter sie sehen konnte. »Es tut mir sehr leid, wie ich mich dir gegenüber benommen habe. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    »Ich verzeihe dir, Elena. Aber ich verstehe nicht, warum du unter solchen Umständen nach Moskau kommst.«
    »Ich habe hier noch etwas zu

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