Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
Vom Netzwerk:
wieder auf und starrte auf den Jungen hinunter. Er hatte die Augen geschlossen und sein Körper hatte aufgehört zu zucken. Es schien das Bewusstsein verloren zu haben.
    Wayne fühlte seinen Puls, um sicherzugehen, dass er nicht vor Schock gestorben war. Er war froh, als er ihn noch immer schlagen fühlte.
    Nun waren die Beine des Jungen nichts weiter als toter Ballast. Sie waren mit glänzendem Blut bedeckt, ebenso wie die Laken und der Teppich.
    Der tritt ganz sicher niemanden mehr, dachte Wayne. Oder versucht gar zu fliehen . Dieser Gedanke war ihm vorher noch gar nicht gekommen. Nun hatte er zwei Gründe, stolz auf sich zu sein. Er hatte den Jungen nun ganz für sich alleine.
    Wayne ging hinüber ins Badezimmer, um das Messer und seine Hände zu waschen und nach Verbandmaterial zu suchen. Er hoffte, dass es an einem schäbigen Ort wie diesem zumindest so etwas wie einen Erste-Hilfe-Kasten gab. Und tatsächlich, als das Messer und seine Hände wieder sauber waren, fand er in dem Schränkchen unter dem Waschbecken Pflaster, Binden und eine antiseptische Salbe. Er wollte nicht, dass der Junge verblutete. Er wollte nicht, dass er starb.
    Jedenfalls noch nicht.

KAPITEL 17
    »Vielen Dank«, sagte Morrie, als Madge ihm ein Glas Whiskey reichte. Er nahm einen ausführlichen Schluck. »Ah, meine Lieblingsmarke.«
    Madge setzte sich neben ihn.
    »Und Sie sind wirklich ganz sicher, dass ich Sie nicht störe?«
    »Überhaupt nicht«, versicherte Madge. »Es ist schön, ein bisschen Gesellschaft zu haben.« Sie nippte an ihrem Drink.
    »Das Feuer ist wunderbar«, bemerkte Morrie.
    Madge blickte zum Kamin hinüber, der in die Wand neben dem Fernseher eingelassen war, und nickte. Der Ton des Fernsehers war leise gedreht und das entspannende Geräusch des brennenden roten Eukalyptus erfüllte die kleine Wohnung. Madge atmete die Mischung aus dem süßlich riechenden Whiskey und dem holzig-rauchigen Aroma, das der Kamin verströmte, ganz tief ein.
    »Wundervoller Geruch«, sagte Morrie.
    Madge lächelte. »Ich hatte vor, auch die Hütten mit Kaminen auszustatten, aber ich bin einfach noch nicht dazu gekommen. Tut mir leid.«
    Morrie kicherte. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es geschafft haben, dann kommen meine Frau und ich wieder vorbei.«
    »Ich hoffe, sie gerät nicht in Panik, wenn sie aufwacht und feststellt, dass Sie nicht da sind.«
    »Ich hab ihr einen Zettel dagelassen«, erwiderte Morrie. »Aber sie war furchtbar müde. Ich glaube nicht, dass sie vor morgen früh aufwacht.«
    Eine angenehme Stille legte sich über den Raum, während beide ihre Drinks und die Geräusche des Feuers genossen.
    »Haben Sie die Nachrichten gehört?«, fragte Morrie.
    »Ich hab vorhin mal Nachrichten im Radio gehört. Ansonsten hab ich hier gesessen und in die idiotische Flimmerkiste geguckt.«
    Morrie lächelte und nickte.
    »Warum fragen Sie?«
    Er zuckte die Schultern. »Nur so.«
    Madge schaute auf sein dickliches Gesicht und lächelte. Sie mochte Morrie. Er war ehrlich und bodenständig. Ein echter Kerl. Sie fühlte sich sicher, weil sie wusste, dass er diese Nacht im Hotel verbrachte.
    »Es waren sowieso nur wieder die üblichen deprimierenden Geschichten, nicht wahr?«, sagte Madge.
    Morrie kicherte. »Da haben Sie recht.«
    »Soweit ich mich erinnere, gab’s irgendwo eine Schießerei. Und sie hatten ein kurzes Update – wenn man das so nennen will –, dass die Polizei bei der Ergreifung dieses Serienmörders noch keinen Schritt weiter gekommen ist.«
    »Ja, im Wesentlichen war’s das«, erwiderte Morrie.
    »Melbourne entwickelt sich allmählich zur Serienkiller-Hauptstadt Australiens, nicht? Der, der gerade sein Unwesen treibt, hat inzwischen schon wie viele getötet, sechs?«
    »Sieben, glaube ich«, korrigierte Morrie sie.
    »Sieben, wirklich? Und dann war da letztes Jahr diese andere Sache, als fünf Frauen ermordet wurden.«
    »Oh, ja, ich erinnere mich«, sagte Morrie und kippte seinen restlichen Whiskey hinunter. »Der Mörder wurde nie gefasst, oder? Die Morde haben einfach aufgehört.«
    »Ich glaube, ja«, erwiderte Madge. »Noch einen Drink?«
    »Gerne. Aber ich hole ihn mir schon selbst.« Morrie erhob sich und ging in die Küche.
    »Bringen Sie einfach die Flasche mit«, rief Madge ihm nach.
    Mit der Flasche Black Douglas in der Hand kam Morrie ins Wohnzimmer zurückgestiefelt. Er füllte Madges Glas nach und schenkte sich selbst ein. Dann ließ er sich mit dem Glas in der Hand wieder in dem dunklen Ledersessel

Weitere Kostenlose Bücher