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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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würde.«
    »Ich weiß, aber denken Sie nur mal an das junge Mädchen. Sie hatte ganz offensichtlich schreckliche Angst und niemanden, an den sie sich hätte wenden können. Das Baby in einem kleinen Motel irgendwo mitten im Nirgendwo zur Welt zu bringen und es dann einfach zurückzulassen … Sie kann einem nur leidtun.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Morrie leise. »Es ist trotzdem nicht richtig.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es richtig ist, nur, dass sie ein furchtbares Zuhause gehabt haben muss. Keine Unterstützung, keine Liebe. Und ihr Freund oder was auch immer, dieser Mistkerl, war ganz offensichtlich auch nicht für sie da.«
    Morrie zuckte nur die Achseln. »Ich schätze nicht.«
    »Nun, wie dem auch sei, das ist lange her. Aber das war vermutlich das Schlimmste, was hier je passiert ist. Hauptsächlich gab es hier jede Menge Affären und solche Sachen. Ich erkenne Verkleidungen jedes Mal.«
    Na ja, fast jedes Mal.
    »Viele verheiratete schwule Männer?«, wollte Morrie wissen.
    »Darauf können Sie wetten. Sie vergessen jedes Mal, ihren Ehering abzunehmen. Und man kann es in ihren Augen sehen. Die Scham, die Demütigung. Sie wissen, dass es falsch ist, ihre Ehefrauen zu betrügen, aber sie schämen sich noch viel mehr dafür, dass sie eigentlich Männer bevorzugen. Ich habe eine Menge angesehener Männer gesehen, Ärzte, Anwälte, Polizeibeamte. Sogar Fernsehstars.«
    »Mit homosexuellen Affären?«
    »Ja. Ein paar ziemlich berühmte Gesichter.«
    »Wow, Sie haben wirklich alles gesehen«, staunte Morrie. »Ich schätze, Sie verraten mir da auch keine Namen, oder?«
    »Tut mir leid. Streng vertraulich.«
    Plötzlich blitzte das Bild eines wichtigen Parlamentsabgeordneten vor Madges innerem Auge auf. Es war im letzten Sommer gewesen und um ein wenig frische Luft zu bekommen, hatte sie die Bürotür immer offen gelassen. Er hatte im Wagen gewartet, während der andere Mann die Anmeldung ausfüllte. Aber da die Tür die ganze Zeit offen gestanden hatte, hatte Madge einen ausführlichen Blick auf ihn werfen können. Sie konnte ihn wieder genau vor sich sehen: den Kopf gesenkt, um nicht erkannt zu werden, mit schlecht sitzender Perücke und Brille. Sie hatte höflich gelächelt, als der andere Mann das Büro betreten hatte, aber trotzdem weiter auf den wichtigen Abgeordneten gestarrt …
    Oh, mein Gott, dachte sie und setzte sich hastig auf.
    Morrie trank zufrieden seinen Whiskey und beobachtete das Feuer. Er schien weder ihre plötzlichen Bewegungen noch ihren veränderten Ausdruck bemerkt zu haben. Madge ließ sich wieder in ihren Sessel sinken, ein Lächeln auf dem Gesicht.
    Damals hatte sie Wayne schon einmal gesehen. Als er sich im Motel angemeldet hatte, während der andere Mann sich im Wagen versteckte.
    »Ja«, seufzte Madge. »Viele von ihnen sind Ehemänner, Väter. Es ist wirklich traurig.«
    Morrie leerte sein zweites Glas und sah dann im schwachen Licht des Wohnzimmers auf seine Uhr. »Ich sollte jetzt besser gehen. Ich will Sie nicht unnötig wach halten. Außerdem werde ich langsam auch ein kleines bisschen müde.«
    »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen«, erwiderte Madge und hob ihre freie Hand. »Ich werde heute Nacht sicher sehr lange aufbleiben.«
    »Äh, wenn Sie erlauben, dass ich das frage: Ist das Ihr Mann?«
    Madge folgte seinem Blick zu dem Foto, das auf dem Fernseher stand. Das Bild war relativ schlecht zu erkennen, aber das Feuer und der Fernseher gaben zumindest so viel Licht, dass darauf ein Mann mittleren Alters auszumachen war, der voller Stolz eine Polizeiuniform trug, mit einem offenen Lächeln auf seinem schmalen, eckigen Gesicht.
    »Ja, das ist mein Mann, Jack.«
    »Sieht nett aus«, sagte Morrie. »Wie lange war er Polizist?«
    »30 Jahre. Er war Detective Inspector, als er getötet wurde.«
    »Oh«, sagte Morrie nur.
    »Er wurde auf der Toilette der Polizeiwache getötet. Der Bruder irgendeines Typen, den mein Mann verhaftet hatte, hat ihn erstochen. Der Mörder war irgendein Irrer, genau wie sein Bruder.«
    Madge trank einen Schluck Whiskey.
    »Das tut mir leid«, sagte Morrie. »Klingt, als sei Ihr Mann ein guter Kerl gewesen.«
    »Er war ein großartiger Mann, Morrie.«
    Zu gut für jemanden wie mich, dachte sie. Er hatte etwas Besseres verdient. Was ich ihm angetan habe …
    Nein, sie würde nicht über die Vergangenheit nachdenken. Es war zu schmerzhaft.
    »Er war erst 54 Jahre alt«, fuhr sie fort. »Viel zu jung. Nachdem er getötet wurde, habe ich

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