Das Motel
weiß, wie furchtbar das für di…«
»Verschwinde verdammt noch mal aus meinem Haus«, fauchte sie. »Es ist vorbei. Okay? Ich habe Jack lange genug betrogen. Ich hasse mich selbst.« Ihre letzten Worte waren Schluchzer, die sich zu einem Tränenausbruch steigerten.
Das Nächste, was sie hörte, war, wie die Haustür zuknallte.
Harrys Schritte hallten durchs Wohnzimmer. »Ist alles in Ordnung, Madge? Ich hab die Tür zufallen hören.«
Madge legte ihre Füße auf die Couch, rollte sich ganz eng zusammen, vergrub ihr Gesicht in einem der Kissen und weinte.
KAPITEL 42
5. April 1960
Madge stand in der Tür und winkte Harry nach. Als sein Wagen davonraste, schloss sie die Tür und lauschte. Außer ihrem schweren Atem und dem Klopfen ihres Herzens war kein Geräusch zu hören. Das Haus war viel zu still.
Sie ging ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher an, nur, um wenigstens eine Geräuschkulisse zu haben.
Madge starrte auf die sinnlose Mischung aus Ton und Bildern und fühlte sich unruhig und leer. Sie wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Es war erst Viertel vor sechs, aber trotzdem war schon alles erledigt.
Jack würde natürlich ein offizielles Polizeibegräbnis erhalten, daher musste sie sich nicht selbst darum kümmern. Es würde übermorgen stattfinden.
Den ganzen Tag über hatte sie unzählige Anrufe erhalten. Die meisten hatte Harry entgegengenommen und ihr nur den Hörer gereicht, wenn es jemand aus dem engeren Familienkreis oder ein Freund gewesen war.
Harry war wirklich fantastisch gewesen. Er hatte ihr Mittagessen und Frühstück gemacht, den Abwasch erledigt und als ihr Botenjunge fungiert. Kein Wunder, dass Jack ihn von Anfang an gemocht hatte.
Er hatte noch bleiben und ihr das Abendessen zubereiten wollen, aber sie hatte dankend abgelehnt und ihm gesagt, nein, er solle nach Hause gehen und sich ein bisschen wohlverdiente Erholung gönnen.
Sie erhob sich von der Couch und nahm den Strauß Tulpen an sich, den ihr Mike Powell vor nicht allzu langer Zeit geschickt hatte. Sie trug ihn in die Küche und stellte die Blumen in eine Vase. Sie füllte Wasser hinein und stellte den Strauß dann auf den Couchtisch im Wohnzimmer. Dann setzte sie sich wieder und seufzte.
Und was mache ich jetzt?, fragte sie sich stumm.
Es war schon bald Abendessenszeit, Madge hatte jedoch keinen Hunger. Aber sie hatte Durst. Sie stellte sich vor die Hausbar und holte eine Flasche Black Douglas heraus. Sie griff sich eines der Whiskeygläser und schenkte sich ein halbes Glas ein.
Als sie die Flasche wieder zurückstellte, fiel ihr Blick auf das Foto, das auf dem Schränkchen stand. Sie lächelte und Tränen rannen über ihre Wangen.
Es war ihr Lieblingsbild von ihrem Mann. Eine professionelle Fotografie, die ihn, komplett ausstaffiert, in seiner Polizeiuniform zeigte. Sie war vor etwa zehn Jahren aufgenommen worden. Er sah attraktiv, würdevoll und sehr stolz aus.
Sie nahm das Foto vom Schrank und setzte sich mit dem Glas Whiskey in der Hand wieder auf die Couch. Sie stellte das Foto auf den Couchtisch und starrte es an.
Mein Schatz. Mein geliebter Jack. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ich dich betrogen habe. Wirst du mir das jemals verzeihen können?
Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink und wischte sich die Augen.
Das Telefon klingelte.
Sie stellte das Glas ab und ging hinüber.
Es hatte seit etwa einer Stunde niemand mehr angerufen. Praktisch jeder, den Jack gekannt hatte, hatte sich im Laufe des Tages gemeldet. Sie atmete tief ein, bevor sie den Hörer abnahm.
»Hallo, hier ist Madge.«
Stille. Dann: »Äh, hi. Ich bin’s.«
Ein Schmerz zerriss ihr die Brust. »Hi.«
Und auf Wiedersehen, hätte sie am liebsten gesagt.
»Wie geht’s dir?«
»Es geht schon. Hör zu, wenn du anrufst, weil …«
»Ich weiß«, unterbrach er sie. »Es tut mir leid, dass ich gestern Nacht einfach so abgehauen bin. Ich schätze, es war für uns alle sehr schwer.«
Du aufgeblasenes Arschloch, dachte sie. Ich habe dich schließlich gebeten zu gehen. Und …
»Und du hast nicht die geringste Ahnung, wie ich mich fühle«, beendete sie den Satz schließlich. »Hör zu, Jason. Ich habe gemeint, was ich gestern Abend gesagt habe. Zwischen uns ist es aus. Kannst du das bitte einsehen und respektieren?«
Stille. Sie konnte nur seinen Atem hören. »Aber ich … lie…«
»Nicht!«, schrie sie. »Sag das nicht, Jason. Denk es nicht mal. Das mit uns war immer eine rein
Weitere Kostenlose Bücher