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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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körperliche Beziehung. Ich wollte nur … Herrgott! Ich will nicht darüber reden. Lass mich einfach in Ruhe. Ich bin in Trauer, verdammt noch mal!«
    Sie weinte. Durch ihren Kopf wirbelten so viele Gefühle, dass sie kaum klar denken konnte. Alles, was sie wollte, war, den Rest ihres Lebens zu vergessen und nur noch an Jack zu denken. Sich seinem Geist nahe fühlen. Sich an ihn erinnern. Um ihn weinen. Nicht am Telefon hängen und … das hier ausdiskutieren.
    »Bitte, Madge. Lass mich doch vorbeikommen. Dann können wir in Ruhe über alles reden. Über Jack reden. Er hat mir auch sehr viel bedeutet.« Jason klang, als würde er schluchzen. Es schürte Madges Hass nur umso mehr.
    »Es ist vorbei«, erklärte sie ihm erneut. »Ich verstehe deinen Schmerz über Jacks Tod, aber es ist besser, wenn wir getrennt voneinander trauern, auf unsere eigene Weise. Und was uns angeht … Ich will dich nicht mehr sehen. Nie wieder. Verstehst du das? Ich hasse mich dafür, dass ich Jack betrogen habe. Und ich glaube nicht, dass ich mir das jemals verzeihen werde. Das Wenigste, was ich für ihn tun kann, jetzt, wo er nicht mehr da ist, ist, ihn zu respektieren. Was ich schon hätte tun sollen, als er noch am Leben war.«
    Sie hörte ein Schniefen. Dann: »Tu das nicht, Madge. Ich brauche dich.«
    Sie konnte nicht anders. »Scheiß auf dich. Ich brauche Jack.«
    Sie knallte den Hörer auf die Gabel, sank auf ihre Knie und begann hemmungslos zu heulen. Irgendwann verwandelte sich das Heulen in einen Schrei, der in ihrer Kehle brannte.
    Allmählich drang das Klopfen in ihr Bewusstsein vor. Ein tiefes Hämmern, anfangs noch ganz leise, dann immer lauter und lauter, so als drehe jemand den Lautstärkeregler eines Radios auf. Zunächst dachte sie, es sei der Fernseher, aber als sie ihren Blick hob, sah sie, dass der Bildschirm schwarz war. Sie blinzelte, schaute auf die Standuhr und stellte fest, dass es bereits fast halb zehn war.
    Hab ich geschlafen?, fragte sie sich. Ich … kann mich nicht erinnern.
    Das Klopfen riss nicht ab.
    Ihr Blick fiel auf die Flasche Black Douglas, die mehr als halb leer war. Madge runzelte die Stirn. Sie war sich ganz sicher, dass die Flasche noch fast voll gewesen war, als sie sie aus dem Schrank geholt hatte.
    So viel kann ich unmöglich getrunken haben. Ich fühl mich ja noch nicht mal beschwipst.
    Als sie sich jedoch erhob, huschte ein Lichtwirbel vor ihren Augen vorbei, und ihr Kopf fühlte sich an, als sei er mit Helium gefüllt. Ihre Beine wurden weich, und sie setzte sich sofort wieder hin und ließ ihren Kopf auf die Brust sinken.
    Das Gefühl verflüchtigte sich schließlich, aber das Klopfen dauerte weiter an.
    Madge erhob sich erneut und holte tief Luft.
    Das Donnern schien von der Vorderseite des Hauses zu kommen.
    Natürlich. Die Haustür.
    Das passte ihr gut, denn sie sehnte sich verzweifelt nach ein wenig frischer Luft. Sie schlurfte den Flur hinunter auf die Haustür zu und das Klopfen grub sich in ihren Schädel wie eine dröhnend laute Bohrmaschine.
    Sie riss die Tür auf und sofort schlug ihr kalte Nachtluft ins Gesicht. Schon im nächsten Moment roch sie jedoch etwas anderes – den beißenden Geruch von Alkohol.
    Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen und noch bevor sie die Chance hatte, zu fragen, wer da war, drängte sich jemand an ihr vorbei. »Wer zur Hölle …?«
    »Ich liebe dich, Madge«, kam die betrunkene, lallende Antwort. »Weißt du das? Ich liebe …«
    »Verschwinde verdammt noch mal aus meinem Haus«, schrie Madge, obwohl sie ein ziemlich flaues Gefühl im Magen hatte.
    »Nicht, solange du mir nicht gesagt hast, dass du mich auch liebst und dich weiter mit mir treffen willst.«
    Ja, Jason MacDonald klang ziemlich besoffen.
    Sie hörte, wie die Tür zuknallte, und plötzlich kroch ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Jason. Ich habe dir nichts mehr zu sagen.« Sie drehte sich um und sah, dass er die Haustür bewachte. »Verschwinde aus meinem Haus«, wiederholte sie.
    »Nicht, solange du nicht zurücknimmst, was du am Telefon zu mir gesagt hast.«
    »Mein Gott! Mein Mann ist gerade gestorben! Lass mich verflucht noch mal in Ruhe! Du bist doch völlig krank!«
    Sie spürte, wie ihr die Galle hochkam, öffnete den Mund und übergab sich auf den Teppich im Flur. Es fühlte sich heiß und wässrig an und schien ewig zu dauern.
    Sie hatte kaum die letzten Reste ihres sauren Erbrochenen ausgespuckt, als Jason sie am Arm packte und sie ins Wohnzimmer

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