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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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»›Milleacru‹ … aus diesen Buchstaben kann auch ›cella‹ gebildet werden, denn es ist ein C enthalten, ein E zwei L und ein A!«
    »Ja, richtig!« ich stimmte dem zu. »Jetzt fehlt nur noch ›mutu‹ … Moment: die Buchstaben von ›Mutu‹ könnten auch als ›tuum‹ angeordnet werden!« ›Cella tuum‹! Deine Zelle! Aber: Die Wortendungen waren grammatikalisch falsch und stimmten nicht überein, außerdem waren noch vier Buchstaben übrig: m i r u.
    Mozart dachte laut nach: »›Cella miru tuum‹. Was soll das denn bedeuten? Doch … , ja … wenn wir die vier letzten Buchstaben neu kombinieren zu ›rium‹, und dies an ›cella‹ anhängen, ergibt sich: ›Cellarium tuum‹ – dein Keller. Das muss die Lösung sein!«
    Wie aber sollte Mizler in Mozarts Keller etwas verstecken? Der Maestro rief den Adlatus, der sofort auf der Türschwelle stand: »Franz, erinnern Sie sich an jemand Fremdes, der in den letzten Monaten unser Haus betreten hat und aus irgend einem Grunde auch in den Keller ging?«
    »Gnädiger Herr, davon weiß ich nichts. Oder doch: Der Kohlenhändler mit der Kohlenladung natürlich, aber der ist ja nicht fremd. Übrigens wohnen ja drei weitere Familien im Haus, die wir befragen müssten, weil der Keller von allen genutzt wird.«
    Ohne zu antworten, gingen wir rasch an Franz vorbei und die Stiegen hinab. Der große Keller wurde nie verschlossen, sondern nur die Haustür zur Straße. Mozart schickte mich nochmals nach oben, da wir die Kerzen vergessen hatten, um den dunklen Gewölbekeller aufzuhellen, der selbst bei Tag in völliger Finsternis lag.
    Als ich wieder nach unten kam, war der Maestro bereits hinabgestiegen und stand am Fuße der langen, breiten Kellertreppe. Therese wartete noch oben und hatte sich wegen ihres feinen Kleides entschieden, am Kellereingang auf uns zu warten. Ich brachte Mozart einen Kerzenleuchter hinab, den ich bereits entzündet hatte. Wir teilten uns diesmal nicht auf, um sicherzugehen, dass wir keine Ecke übersehen würden, und machten uns auf die Suche.
    Während wir jeden losen Stein umdrehten und in jede Nische leuchteten, ging mir nicht aus dem Kopf, dass, falls wir hier etwas finden sollten, sehr wahrscheinlich Lucchesini zum Verstecken der Gabe in Mozarts Keller gewesen sein musste, da Mizler sich bisher in Salzburg nicht gezeigt hatte. Obschon wir die Societät bewunderten, war mir Lucchesini unheimlich. Der Gedanke beunruhigte mich, dass er in diesem Keller zu Gange gewesen sein könnte.
    Wir buddelten mit zwei kleinen Schaufeln, die herumlagen, schließlich den gesamten Kohlenberg, der dort unten lagerte, zur Seite, mit dem einzigen Ergebnis, dass wir über und über mit Kohlenstaub bedeckt waren. Völlig außer Puste rasteten wir und setzten uns auf die unterste Treppenstufe.
    Plötzlich sprach der Maestro: »Moment …« Wie gebannt starrte er in die Finsternis. Er stand auf und ging auf eine Nische zu, die eine Art kleines Heiligtum war, das jedoch nur aus einem Kruzifix bestand.
    »Seit ich mich erinnere, war dieses Kruzifix schon immer da. Trotzdem …. Ist Ihnen klar, David, dass es das Einzige in diesem Keller ist, was einen Bezug zur Musik hat?«
    Verdutzt verneinte ich.
    »Doch, David, es ist ein ganz altes Prinzip, das auf der Schöpfung Gottes beruht: Das Verhältnis der beiden durch den Querbalken aufgeteilten Abschnitte des senkrechten Hauptbalkens des Kruzifixes ist immer gleich. Es ist ein besonderes mathematisches Verhältnis, das in der ganzen Natur ständig wiederkehrt. Der kleinere Abschnitt des senkrechten Balkens verhält sich in seiner Länge zum größeren Teil genau so, wie der größere Teil zur Gesamtlänge des Balkens. Teilt man die Längen des jeweils größeren Teils durch den nächstkleineren, so ergibt sich immer 1,618, die Zahl Phi also. Man nennt dieses Zahlenverhältnis auch die ›sectio aurea‹, oder den Goldenen Schnitt.«
    Ich war ziemlich verwundert, denn natürlich hatte ich diesen Begriff bereits als Gesetz der Architektur gekannt. Dass auch ein Kruzifix danach aufgebaut war, war mir jedoch neu. »Und was hat das mit Musik zu tun?«
    »Lieber David, das könnten Sie aber selbst herausfinden! Na gut, ich helfe Ihnen auf die Sprünge: Stimmen Sie mir zu, dass einer der wichtigsten und verbreitetsten Begriffe der Musik die ›dreiteilige Liedform‹ ist? Gut. Wenn Sie die Noten eines Liedes vor sich sehen, dann gibt es als Thema und auch als Gesamtablauf des Stückes genau drei separate Abschnitte. Dabei

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