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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Dann folgt aber nur ein Buchstabe. Sind das dann zwei Verse oder Kapitel? Gibt es überhaupt eine Bibelstelle, die mit C beginnt?«
    Es führte zu nichts.
    Der Maestro fing an, unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Die Pfeife blieb heute kalt, aus Rücksicht auf Therese, die diese Angewohnheit Mozarts nicht sehr schätzte.
    Es klopfte und der Adlatus trat ein. »Gnädiger Herr, der Herr Geheimrat von Wolfenstein ist da und bittet um Einlass.«
    Mozart ließ ihn hereinbitten. Anstatt uns zu begrüßen, trat Wolfenstein sogleich an Therese heran, die sich höflich erhoben hatte. Er gab ihr einen Handkuss und sagte: »Oh, was für eine Freude, eine schöne Dame leistet uns Gesellschaft! Und Freud und Wonne aus jeder Brust!« Dabei strich der alte Mann, der heute deutlich Rouge aufgelegt hatte, ihr mit der rechten Hand langsam über die linke Wange. Therese nahm die Hand des Geheimrats und schob sie, scheinbar im Dank drückend, von sich weg.
    Mozart übernahm das Wort und begrüßte Wolfenstein: »Welchem Ereignis verdanken wir die Ehre Ihrer Anwesenheit?«
    Obwohl die Worte naiv und freundlich gesprochen waren, konnte ich deutlich eine innere Distanz Mozarts heraushören.
    Wolfenstein gab sich jovial und überschwänglich: »Aber lieber Mozart, ich werde Ihnen doch hoffentlich auch ohne einen Anlass einen Besuch in Ihrem Hause abstatten dürfen? Ich wollte nur den Stand der Dinge erfahren.«
    Vermutlich, da wir mit der Lösung des Rätsels zu diesem Zeitpunkt nicht vorankamen, rang der Maestro sich nur deshalb durch und legte dem Geheimrat das neue Rätsel vor. Es war jedoch durchaus möglich, dass dieser versuchen würde, für sich selbst Profit herauszuschlagen und uns die Lösung vorzuenthalten.
    Der Geheimrat las laut: »Milleacru mutu …«
    Unvermittelt hatte ich einen Einfall: »Was ist, wenn die Buchstaben in ihrer Reihenfolge verschoben sind und ganz anders, nämlich zu neuen Worten kombiniert werden müssen?«
    Wir versuchten also, alle erdenklichen Worte aus den Buchstaben des Rätsels zu bilden. Mozart begann: »Hier: Die Buchstaben von ›mulier‹ sind darin enthalten, das bedeutet ›Frau‹.«
    Ich zweifelte etwas an dieser Version: »Aber dann bleibt, wenn wir diese Buchstaben herausstreichen, als zweites Wort ›cumlatu‹. Das gibt es nicht.«
    »Moment, David, teilen sie das Wort in zwei Worte: dann ergibt es die beiden lateinische Worte ›cum‹ – also ›mit‹, und ›latu‹ – also ›Verwandte‹.«
    Ich war begeistert: »Ja, das sind drei Worte in Latein: ›Mulier cum latu‹ – eine Frau mit der Verwandtschaft oder mit den Vertrauten. Damit kann nur Maria gemeint sein.« Endlich machten wir Fortschritte!
    Der Geheimrat verabschiedete sich rasch, etwas zu rasch für meinen Geschmack, und wir zogen kluge Bücher zu Rate, in denen Kupferstiche von berühmten Skulpturen oder Gemälden Salzburgs zu sehen waren.
    Die Anzahl infrage kommender Kunstwerke war enorm. Falls wir zunächst Sakralkunst, also Kunstwerke mit christlichem Hintergrund, untersuchen wollten, müssten wir nahezu jede Kirche in Betracht ziehen, da jede Mariendarstellung, auf der sie in Begleitung vertrauter oder verwandter Personen dargestellt war, in Betracht kam. Einschließlich den häufigen Bildern oder Skulpturen von Maria mit dem Jesuskind. Mozart fiel dazu auf Anhieb eine große Marmorskulptur neben dem Hochaltar der Kajetanerkirche ein. Allerdings kamen ebenso alle anderen Darstellungen infrage wie antike Szenen.
    Mir selbst ging als Erstes der große Brunnen des Mirabellgartens durch den Kopf, um den vier Figurengruppen aufgestellt waren, zwei davon mit Frauendarstellungen. Ich schlug diesen Ort als Ausgangspunkt vor.
    Mozart hatte jedoch Einwände: »Ich kann mich bei diesen Raubszenen bei Leibe nicht an Verwandte oder Vertraute der dargestellten Frau erinnern. Lassen Sie uns mit den Kirchen beginnen. Die Wiederholung des Mirabellschlosses als Versteck wäre auch etwas plump. Ich halte Mizler doch für einfallsreicher.«
    Therese mahnte uns, die Sache noch einmal völlig neu zu überdenken: »Ich weiß wohl, dass tatendurstige Männer am liebsten sofort losstürmen, doch wäre es nicht sehr verwunderlich, wenn Mizler keinerlei Hinweis auf die Kirche gäbe, wo die Darstellung sein soll? Wir könnten tagelang auf der Suche sein, bis wir das Versteck finden, bei den vielen Kirchen und Kunstwerken Salzburgs.«
    Wir mussten ihr zustimmen.
    Der Maestro machte also einen neuen Versuch, die Buchstaben zu kombinieren:

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