Das Mozart-Mysterium
dass er ermordet wurde! Hier könnte ein Hinweis auf die Verschwörung in seinem Umfeld enthalten sein.«
Mozart widersprach vehement und versuchte verzweifelt glaubhaft zu machen, dass er das Büchlein heute so oder so dem Geheimrat gezeigt hätte.
Wolfenstein führte weiter aus, was mit Händel geschehen war: »Doch doch, man hat erst kürzlich den Okultisten John Taylor, der die verhängnisvolle Staroperation an Händel vornahm, der Scharlatanerie überführt. Er hat dem großen Mann ein Medikament verschrieben, das leicht arsenhaltig war. Dessen unwissend nahm Händel es über einige Monate ein und vergiftete sich damit selbst.«
Mozart war erschüttert, denn der Geheimrat hatte womöglich die Wahrheit gesprochen, es war bereits über die Umstände von Händels Tod gemunkelt worden. Schließlich wies der Geheimrat die Diener an, uns wieder loszulassen. Die beiden blieben aber in sicherer Entfernung im Raum und ließen uns nicht aus den Augen.
Wolfenstein fuhr fort: »Na gut. Vielleicht sind Sie ja klug genug, auf mich zu hören. Es ist aber – für Sie beide und mich – von lebenswichtiger Bedeutung, dass Sie von jetzt an immer mit offenen Karten spielen. Nur ich kann und will Ihnen wirklich helfen und Sicherheit bieten. Dem Erzbischof ist es schnurzegal, was aus Ihnen wird. Ich jedoch habe Befehlsgewalt hier und auch in Leipzig, und ich weiß, dass Sie meine Hilfe noch brauchen werden. Sie haben nur Möglichkeit, die Illuminaten in Schach zu halten, wenn wir zusammenarbeiten.«
Er wusste also bereits, dass wir am Schluss der Rätseljagd nach Leipzig zu Mizler reisen mussten. Irgendwie war es ihm gelungen, an diese Informationen zu gelangen, aber es war mir schleierhaft, auf welchen verworrenen Wegen.
Das letzte Rätsel
Wir lehnten das Angebot des Geheimrates, für den Rückweg wieder seine Kutsche zu nehmen, freundlich, aber bestimmt ab und gingen zu Fuß, auch um die jüngste Wendung der Dinge unter vier Augen erörtern zu können.
Der Tag neigte sich dem Ende und die Sonne war nur noch unter dem schimmernden Horizont zu erahnen. Die Stadtbewohner waren nicht mehr zahlreich unterwegs, denn die kürzer werdenden Tage raubten das Tageslicht nun immer früher, weshalb man sich lieber in den vertrauten vier Wänden aufhielt.
Als wir etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, bemerkte ich, dass seit einiger Zeit eine Gruppe Menschen hinter uns ging. Obgleich dies nichts Besonderes war, so war ich nach den Ereignissen der vergangenen Tage doch vorsichtig geworden. Ich wies Mozart auf die Möglichkeit einer Verfolgung hin, bedeutete ihm aber gleichzeitig, er solle sich nicht umdrehen, um die Fremden nicht zu einem Angriff zu animieren. Ich beschloss, mich mit Mozart in einer Seitengasse zu verstecken, um zu sehen, ob die Personen uns weiter folgten. Wir kamen jetzt an der rechten Seite zu einer idyllischen, überdachten Passage, die im rechten Winkel von uns abbog und die Straße mit der nächsten Parallelstraße verband. Ich nahm Mozart am Arm und zog ihn in den Durchgang.
Wir gingen jetzt rascher.
Die besagte Menschengruppe, die etwa eine Hauslänge hinter uns gewesen war, bog nach kurzer Zeit ebenfalls in die bereits dunkle Passage ein. Links und rechts standen vereinzelt Öllampen in den Fenstern. Ich drehte mich um: Es waren drei dunkel gekleidete Männer mit Degen, die nun in Laufschritt fielen. Ich flüsterte Mozart zu: »Weg von hier!«
Wir rannten so rasch wir konnten durch die düstere Passage. Am Ende des Durchgangs bogen wir nach links. Die Straße gabelte sich, wir verlangsamten kurz den Schritt, entschieden uns dann spontan für die rechte Abzweigung, in der Hoffnung, dass die Verfolger, die noch im Durchgang waren, unsere Spur verlieren und die falsche Richtung einschlagen würden. Wir rannten weiter.
Es war eigentlich nicht mehr weit bis zur Getreidegasse gewesen, doch der Umweg, zu dem wir nun gezwungen waren, führte uns in eine andere Richtung, hinunter zur Salzach. Ich sah jetzt wieder einen Verfolger, es war aber nur noch einer. Sie hatten sich wohl aufgeteilt. Mozart wurde immer atemloser und war nahe am Zusammenbruch.
Als die Straße wieder eine Kurve machte und die Verfolger kurzzeitig außer Sichtweite waren, gestikulierte ich Mozart, dass wir nochmals in eine kleine Gasse abbiegen sollten, um sie endgültig abzuschütteln.
Es war jetzt Nacht. Nur vereinzelt fiel durch erleuchtete Fenster etwas Licht in die dunkle Straße. Wir liefen atemlos die
Weitere Kostenlose Bücher