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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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niemand verhaftet? Weil es keinen Beweis gibt, dass sie ein Delikt begangen hätten. Ihr Panzerwagen hat keinen Motor und keine Räder, und man kann diese Art von Maschine bei irgendeiner Werkstatt oder einem Schrotthändler kaufen. Mein Gott, wenn sich ein Mann vergnügen will, indem er am Sonntag auf dem Land mit einem Rucksack und einem mit Koppel geschlossenen ‚battledress’ spazieren geht, dann soll man ihn in Ruhe lassen.‹ Und der damalige bayerische Innenminister, Gerald Tandler hieß er, erklärte, dass diese Gruppierung schon wegen ihrer äußerst geringen Mitgliedschaft niemals eine echte Bedrohung unseres Staatsgefüges dargestellt habe.«
    »Mit anderen Worten: Die bayerische Regierung hatte ein Interesse daran, diesen Köhler als Alleintäter hinzustellen, weil sonst ihre Verharmlosung der Neonazis offenkundig geworden wäre.«
    »Vielleicht. Blamiert haben sie sich so oder so. Auf dem rechten Auge blind, sagte man damals.«

    Nachdem Harder gegangen war, blieb Georg Dengler noch eine Weile in der Küche sitzen und dachte über ihr Gespräch nach.
    Sicher, ein einflussreicher Politiker hatte sich blamiert. Aber würden Polizisten deshalb die Ergebnisse einer so wichtigen Mordsache frisieren? Andererseits wurden offensichtlich wichtige Zeugenaussagen unterschlagen. Warum?
    Und warum beauftragte das Bundeskriminalamt ihn nach so vielen Jahren mit der Untersuchung? Warum erledigte das nicht ein Team von Beamten aus dem Amt selbst?
    Er mochte keine Spiele, bei denen er die Regeln nicht verstand. Es wurde Zeit, dass er einen alten Freund anrief.

Operation angelaufen
    »Die Operation ist angelaufen. Aber wir haben noch keine verwertbaren Informationen. Das Einzige, was wir an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen können, ist, dass Schmoltke offenbar nach dem Besuch bei Ihnen spontan den Beschluss gefasst hat, den Präsidenten des Bundeskriminalamtes aufzusuchen. Wir wissen nicht, noch nicht, was die beiden besprochen haben. Es gibt keine Protokollnotiz von diesem Gespräch.«
    Leitner saß im Büro des Präsidenten des Verfassungsschutzes.
    Wie schmächtig er ist, dachte er. Ein schmaler Mann unddoch so mächtig. Er war einer der wenigen Kollegen, die per Du mit dem Präsidenten waren. Das stammte aus einer Zeit, als dieser noch nicht sein Vorgesetzter gewesen war. Sie wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Auch wenn für ihn nun ein anderer Lebensabschnitt begann.
    Eine Welle freundschaftlicher Verbundenheit erfasste ihn, die er kurz genoss. Aber das Thema, um das es ging, war zu heikel. Er musste aufpassen. Noch einmal alle Konzentration bündeln.
    Der Präsident fuhr sich in einer gedankenverlorenen Geste über den bereits zur Hälfte ergrauten Schnurrbart. »Ich bin sicher, dass die Schmoltke etwas plant. Sie war bei mir, wegen der NPD-Sache. Aber sie gab zu schnell auf. Sie versuchte nicht, mich zu überzeugen. Ich hatte den Eindruck, dass sie dachte, sie habe da noch eine andere Karte, die sie spielen möchte.«
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Sicher werdet ihr das, Hans.«

Wieder ein Team
    Das Telefon klingelte. Dengler nahm ab.
    »Wir sind wieder ein Team.«
    Dengler erkannte die Stimme von Jürgen Engel sofort. Fast wären sie Freunde geworden. Damals. Engel war der beste Identifizierer beim BKA gewesen. Die Kollegen sagten, Engel könne einer Leiche den genauen Zeitpunkt des letzten Geschlechtsverkehrs ansehen und wisse sofort, wann sie das letzte Bier getrunken habe.
    »Ich freue mich, wieder mit dir zusammenzuarbeiten, Georg.«
    Dengler wusste, dass Jürgen ihn bewunderte. Immerhin hatte er es geschafft, das BKA zu verlassen. Engel hatte in Wiesbaden ein Haus gekauft, an dem er immer noch abzahlte.
    Keine Chance, vom BKA wegzukommen.
    Wer sonst braucht Leichenidentifizierer?
    Sie redeten eine Weile über die alten Zeiten, aber Dengler merkte, wie weit diese Zeiten für ihn schon weg waren.
    Er wechselte das Thema.
    »Ich bin immer noch an den Ermittlungsberichten«, sagte er. »Es sind 80 Aktenbände. Ich verstehe nicht, warum ich mich um diesen alten Fall noch einmal kümmern soll. Hast du einen Hinweis?«
    »Da gibt es einen einfachen Grund. Schneider hat als junger Polizist beim LKA München angefangen. Einer seiner ersten Fälle war das Attentat auf das Oktoberfest.«
    »Bei den Ermittlungen wurde getrickst. Die Sonderkommission ging von einem Alleintäter aus, obwohl es einige Zeugenaussagen gab, die den mutmaßlichen Täter mit zwei oder drei anderen

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