Das München-Komplott
Männern unmittelbar vor dem Tatort gesehen haben.«
»Hast du die Asservatenliste gesehen?«
»Nur flüchtig überblättert. Sie ist ja endlos.«
»Ich hab sie genauer gelesen. Es gibt da einen Finger. In den Asservaten gibt es einen Finger, der niemand gehört.«
»Machst du Witze? Ein herrenloser Finger?«
»Bei dem Attentat wurde jemandem durch die Explosion ein Finger abgerissen. Das ist nicht ungewöhnlich. Es gab Unmengen abgetrennter Gliedmaßen. Aber der Besitzer dieser Hand meldete sich nicht. Der Finger konnte niemandem zugeordnet werden.«
»Warum gibt es keine DNA-Analyse des Fingers?«
»Georg, damals gab es noch keine DNA-Analysen.«
»Dann könnten wir jetzt eine veranlassen. Vielleicht ist der Unbekannte ohne Finger wieder irgendwo aktenkundiggeworden. Wurde wenigstens ein Fingerabdruck von dem abgerissenen Finger genommen?«
»Bestimmt.«
»Der muss dann doch irgendwo in den Akten sein.«
»Ich kümmere mich drum.«
»Auch um die DNA-Analyse?«
»Sicher.«
Er musste noch jemanden anrufen. Sollte er wirklich Verbindung zu Dr. Schweikert aufnehmen? Er hatte schon seit zwei oder drei Jahren nichts mehr von seinem ehemaligen Ausbilder und späteren Chef beim Bundeskriminalamt gehört. Er hatte sich auch nicht mehr um ihn gekümmert. Vielleicht war er krank? Vielleicht wollte er nicht von früheren Kollegen und Untergebenen behelligt werden?
Vielleicht schämte Dengler sich aber auch, weil er den Kontakt zu ihm nicht gepflegt hatte, sondern ihn immer nur dann anrief, wenn er Hilfe brauchte. Oder eine Frage klären musste.
Zum Beispiel die Frage, warum ihn das BKA mit diesem alten Fall beauftragt hatte. Nur um einen Fall zu lösen, bei dem der Chef des BKA als junger Polizist versagt hatte?
Hatte Schneider einen Fehler auszubügeln?
Dengler griff zum Telefon.
Auf der Spur
von: Edgar Fiedler, ITZ
an: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
12.47 Kontakt Zielperson mit Dr. Schneider, BKA, per Funktelefon, Standort Münstereifel, sicher fahrendes Dienstfahrzeug der Zielperson.
Gesprächsmitschnitt (Auszug):
Zielperson: Gibt es schon Nachrichten von Ihrem Herrn Dengler?
Dr. Schneider: Das ist noch zu früh, Frau Staatssekretärin. Ich werde Sie sofort anrufen, wenn ich etwas weiß.
Es folgte Gerede über den verregneten Sommer.
Leitner griff zum Hörer: »Klink, sagt Ihnen der Name Dengler etwas? Ein Name beim BKA vielleicht?«
»Nicht dass ich wüsste. Moment, bitte.«
»Schicken Sie ein Memo, wenn Sie etwas wissen.«
Das Memo kam vierzig Minuten später.
Von: Gerhard Klink, Task Force Berlin 1
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
Es gibt aktuell keinen Beamten des Namens Dengler beim BKA. Es gab bis 2003 einen Beamten Georg Dengler, Hauptkommissar, Zielfahnder in der Abteilung TE, sehr erfolgreich. Ist heute Privatdetektiv in Stuttgart, Wagnerstraße.
Die persönlichen Daten sind …
Von: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
An: Edgar Fiedler, ITZ
Bitte Überwachung eines Georg Dengler, Stuttgart, Wagnerstraße, Privatdetektiv. Fragestellung: Gibt es eine aktuelle Verbindung zum BKA?
Zwei Stunden später.
Von: Edgar Fiedler, ITZ
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
Positiv. Heute 11.26 telefonischer Kontakt. Anruf von BKA-Nebenstelle 1319.
Von: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
An: Gerhard Klink, Task Force Berlin 1
Wer hat beim BKA die Nebenstelle 1319?
Von: Gerhard Klink, Task Force Berlin 1
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
Nebenstelle 1319 gehört zum Identifizierungskommando des BKA, Hauptkommissar Jürgen Engel. Ich kenne Engel noch aus meiner Zeit beim BKA. Engel gilt als tüchtig und kompetent. Allerdings auch als eigenbrötlerisch.
Von: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
An: Gerhard Klink, Task Force Berlin 1; Edgar Fiedler, ITZ
Ich will ab sofort über jeden Schritt und jedes Telefonat von Engel und Dengler unterrichtet werden. Ich will wissen, was die beiden auf ihren Computern gespeichert haben.
Von: Gerhard Klink, Task Force Berlin 1
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
Verstanden.
Von: Edgar Fiedler, ITZ
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin 1
Geht o. k.
Diskussion
Üblicherweise lehnte Sabine, die ihr Wahlkreisbüro managte, solche Veranstaltungen automatisch ab. Es gab eine politische Schmuddelecke, zu der ordentliche konservative Abgeordnete einfach nicht gingen. Und dieser Veranstalter gehörte definitiv dazu: »Antimilitaristischer Informationsdienst« oder so ähnlich.
Es genügte, dass sie
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