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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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er sei eben eine Treppe hinaufgelaufen.
    Ärger stieg in ihm auf.
    Zorn.
    Dr. Schweikert wollte ihn auf eine Spur setzen, auf der er selbst gescheitert war.
    Schweikert wollte, dass er ein völlig unbekanntes Kriegshandbuch suchte. Jeder versuchte ihn für seine Zwecke einzusetzen. Für den BKA-Chef grub er in einem archäologischen Fall herum. Immerhin bezahlte das BKA dafür.
    Aber auch Schweikert hatte ihn manipulieren wollen.
    Das hatte er nicht erwartet.
    Zorn, so hatte Dengler neulich gelesen, ist häufig mit Enttäuschung verbunden, und Dengler war enttäuscht.
    Er stand wütend auf, ging in die Küche und setzte Kaffee auf.
    Dr. Schweikert war für Dengler immer ein Vorbild gewesen. Er war sein Mentor, mehr väterlicher Freund als Vorgesetzter.
    Und nun dieser eigennützige Ratschlag.
    Dengler trat gegen den Herd, und die Caffettiera machte einen Satz. Er griff nach ihr und verbrannte sich die Finger.
    Dengler fluchte.
    In diesem Augenblick klopfte es.
    »Georg, kann ich reinkommen?«
    Es war Martin Kleins Stimme.
    »Klar. Komm. Ich mache gerade einen Kaffee.«
    Klein kam rein und setzte sich an Denglers lindgelbenKüchentisch. Dengler sah sofort, dass etwas mit seinem Freund nicht stimmte. Sein Gang wirkte schwerer als sonst, die Mundwinkel hingen nach unten, die Augenlider wirkten schwer, sein Blick war gesenkt.
    Dengler stellte schweigend zwei Tassen auf den Tisch. Er schüttete Milch in den kleinen Topf und stellte sie auf den Herd. Immer noch schweigend nahm er den Schneebesen und schlug Schaum, während sich die Milch erhitzte. Klein starrte währenddessen auf die Tischplatte, als gäbe es dort etwas Spannendes zu entdecken.
    Georg goss den Kaffee in die Tassen.
    »Für mich keine Milch«, sagte Klein und zog die Zuckerdose an sich heran, die auf dem Tisch stand. Er füllte zwei Löffel Zucker in seinen Kaffee.
    Dengler mischte Milch und Milchschaum in seinen Espresso.
    Sie schwiegen.
    Hin und wieder tranken sie einen Schluck.
    »Diese Frau geht mir einfach nicht aus dem Kopf«, sagte Martin Klein.
    Dengler goss sich Kaffee nach.
    »Ich denke den ganzen Tag an nichts anderes mehr als an diese Frau.«
    Dengler schüttete Milch dazu.
    »Ich meine wirklich – an nichts anderes mehr. In jeder Minute.«
    Dengler trank.
    »Aber wenn sie bei uns unten am Tisch sitzt, bekomme ich keinen Ton heraus.«
    Dengler stellte die Tasse ab.
    »Mein Mund ist trocken, mein Hirn ist leer. Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte.«
    Dengler schenkte seinem Freund Kaffee nach.
    »Aber ihr, Mario und du – ihr könnt mit ihr reden, als wäre es das Einfachste auf der Welt.«
    »Du schreibst ihr immerhin Horoskope.«
    »Das ist es ja!«
    »Das ist was?«
    »Das ist doch nicht fair von mir. Ich manipuliere sie, ohne dass sie es weiß. Sie denkt, es seien echte Horoskope, und dabei verfolge ich bloß den Zweck, sie ins Basta zu locken. Eine Frau, die man liebt, ich meine, die manipuliert man doch nicht. Ich fühle mich richtig mies.«
    »Es sind doch echte Horoskope. Ich kenne keine, die mit so viel Liebe geschrieben sind wie diese.«
    »Jetzt übertreib aber nicht, Georg.«
    »Mach ich nicht. Sie sind außerdem auch wahr. Sie lernt hier vielleicht die große Liebe ihres Lebens kennen. Sie scheint doch auf der Suche zu sein. Somit ist dein Horoskop keine Manipulation.«
    »Mmh, so siehst du das.«
    »So sehe ich das. Du brauchst dich nicht mies zu fühlen. Aber du solltest jetzt langsam anfangen, etwas zu reden. Sonst denkt sie, du wärst stumm.«
    »Es geht nicht, Georg. Mir fällt nichts ein. Sobald sie in der Nähe ist, fällt mir einfach nichts ein. Als ob jemand den Stecker rausgezogen hätte.«
    »Ich werde dich einfach was fragen.«
    »Falls sie wieder im Basta erscheint. Vielleicht kommt sie gar nicht mehr.«
    »Dann schreib wieder was ins Horoskop.«
    »Du meinst, das kann ich machen?«
    »Sicher. Kämpf um sie.«
    Die beiden Männer schwiegen. Sie tranken Espresso.
    »Was macht eigentlich dein anderes Projekt?«, fragte Dengler.
    »Der Krimi?«
    »Genau.«
    »Ich würde jetzt gern damit anfangen. Aber ich hab immer noch keinen richtigen Stoff.«
    Seit fünf Jahren wollte Martin Klein einen Krimi schreiben. Es sollte der erste Band mit Geschichten eines Helden sein, der im wahren Leben Horoskope schrieb, aber durch Zufälle immer in Kriminalgeschichten verwickelt wurde, die er dann allein durch seinen Scharfsinn löste. Daher war Klein sehr erfreut, als vor sechs Jahren Georg Dengler in das Haus zog und dort eine

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