Das München-Komplott
Dokuments angekündigt. Er verschwand spurlos. Bis heute. 1981 wurde die Tochter Licio Gellis verhaftet …«
»Gelli?«
»Ja, sagt dir der Name etwas?«
»Mario hat gestern Abend diesen Namen erwähnt. Loge P2. Er hat den Namen in Zusammenhang mit dem Attentat auf den Bahnhof von Bologna genannt.«
»Genau. Dessen Tochter wurde auf dem Flughafen von Rom verhaftet, als die Loge ihres Vaters aufflog. In ihrem Gepäck, in einem doppelten Boden, fand die Polizei das Field Manual 30–31. Es verschwand dann aber wieder.«
»Mein Gott …«
»Was ist?«
»Warte.«
Dengler legte den Hörer auf den Tisch und rannte in langen Schritten in den Flur. Sein Kopf dröhnte, aber das war jetzt egal.
Er klopfte an Martin Kleins Wohnungstür.
Nichts.
Er klopfte fester.
»Martin!«
Er schlug gegen die Tür.
»Martin, mach auf! Ich bin’s. Georg. Schläfst du noch?«
Nichts rührte sich.
Martin Klein war bereits unterwegs – auf der Suche nach dem Field Manual 30–31.
Observationsberichte
Gisela Kleine las die Observationsberichte des letzten Tages. Der Stuttgarter Privatdetektiv hatte sich mit zwei Freunden betrunken. Er war mit einem Freund unsicheren Schrittes erst um halb zwei wieder zu Hause gewesen.
Leitner ist doch ein Arschloch, dachte sie. Was will er denn von diesem Idioten? Er verursacht wegen diesem Säufer Kosten, die von meinem Budget zehren.
Vielleicht kann ich ihm daraus einen Strick drehen.
Vielleicht hat er noch eine persönliche Rechnung mit diesem Dengler offen. Und begleicht sie nun auf meine Kosten.
Dann kann er sofort in seinen dämlichen Ruhestand gehen. Dann kann er wieder Lederjacken tragen, so viel er will.
Aber die zweite Information war wesentlich interessanter.
Die kleine blaublütige Staatssekretärin hatte an einer obskuren Diskussion in Tübingen teilgenommen. Sehr engagiert. Die Veranstaltung war auch von den Stuttgarter Kollegen beobachtet worden. Sie las den Bericht.
Eine gewisse Verunsicherung des leitenden Beamten klang durch.
Wir beobachten die Aktivitäten des antimilitaristischen Informationsdienstes seit Gründung dieser Organisation. Nunmehr sind Zweifel aufgekommen, da ein Regierungsmitglied als Diskutantin auf einer Veranstaltung dieser Organisation aufgetreten ist. Wir erörtern daher, ob es ggf. richtig ist, die Beobachtung vorläufig auszusetzen.
Bisher ist diese Gruppierung nicht in den Landesverfassungsschutzbericht aufgenommen worden, wegen der engen familiären Verquickung eines der Protagonisten dieser Gruppe …
Blah, blah, blah, dachte sie.
Also nur Absicherung. Wie viel Papier beamtete Menschen verwenden, nur um sich vor Fehlern zu schützen! Da könnten viele Wälder gerettet werden.
Der Bericht ihrer Leute war wesentlich interessanter als der des Stuttgarter Landesamtes.
Die Schmoltke war nach der Veranstaltung mit dem Hauptverfassungsfeind dieser Gruppe erst noch in ein Lokal namens Boulanger gegangen und dann, ja dann – hatte sie ihn mit in ein Hotel genommen.
Sie pfiff durch die Zähne.
Sie sah sich die Fotos der beiden am Frühstückstisch an.
Verliebte Blicke.
Von beiden Seiten.
So jung hatte sie die Schmoltke noch auf keinem Foto gesehen.
Der Knabe sah auch gut aus.
Den würde keine Frau so leicht von der Bettkante stoßen.
Sie auch nicht.
Eine heiße Information.
Sollte sie diese an Leitner weitergeben?
War das klug?
Vielleicht sollte sie sich direkt an den Staatssekretär Huber wenden.
Der würde die Information zu schätzen wissen.
Aber das wäre die Umgehung aller Dienstwege.
Und die sind auch beim Geheimdienst heilig.
Unauffindbar
Dengler rannte zurück in seine Wohnung.
»Leopold, ich rufe nachher zurück.«
Er legte auf.
Er wählte Martins Handynummer.
Eine Stimme sagte ihm, dass der Teilnehmer im Augenblick nicht zu erreichen sei, dass er aber per SMS eine Rückrufbitte erhalte, wenn er jetzt die Taste eins drücke.
Dengler drückte die Taste eins.
Er hatte den Fall unterschätzt. Er hatte den Fehler gemacht, den Hinweis von Dr. Schweikert zu unterschätzen. Er hatte ihn falsch verstanden.
Martin war in Gefahr und wusste es nicht.
Er war schuld.
Er musste ihn finden.
Dengler zog sein Handy aus der Tasche und wählte Engels Nummer. Doch dann unterbrach er die Verbindung. Nicht mit dem Handy, dachte er.
Er zog sich Jeans und T-Shirt an und rannte hinunter auf die Straße. Am Breuninger-Kaufhaus bog er links ab. Er lief bis zu den Telefonzellen am Leonhardsplatz.
Engel meldetet sich sofort.
»Bitte,
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