Das München-Komplott
Jürgen, ich brauche umgehend eine Handyortung. Es geht um unseren Fall, und es ist absolut eilig. Wo ist der letzte Standort folgender Nummer …«
Er sprach langsam Martin Kleins Handynummer in den Hörer. Engel wiederholte sie und versprach, sich gleich zu melden.
»Ruf mich in der Telefonzelle an, unter der Nummer, unter der ich dich gerade anrufe. Wir müssen aufpassen. Ich habe mich verschätzt.«
Dengler wusste nicht mehr, wie lange er ungeduldig vor der Telefonzelle auf und ab gegangen war. Es kam ihm wieeine halbe Ewigkeit vor. Er riss den Hörer herunter, als es klingelte.
»Letzter Kontakt mit dem Funknetz heute Morgen um acht auf dem Stuttgarter Flughafen. Seitdem wurde das Handy nicht mehr angestellt.«
Dengler trat wütend gegen einen Papierkorb.
Er rannte zurück in sein Büro. Im Internet fand er die Nummer von Betty Gerlach.
»Hallo«, sagte der Anrufbeantworter. »Betty ist im Augenblick leider nicht zu Hause. Du kannst mir allerdings eine Nachricht an sie anvertrauen. In dringenden Fällen ruf auf dem Handy an.« Es folgte eine Mobilnummer.
»So eine Überraschung«, sagte sie.
»Ich suche einen Freund. Der bei uns am Tisch saß. Martin Klein. Du erinnerst dich an ihn?«
»Ja. Der Stille. Der, der nicht mit mir spricht.«
»Genau der. Hat er sich vielleicht heute bei dir gemeldet?«
Sie lachte.
»Nein. Der sieht mich doch gar nicht an.«
Wenn du wüsstest, dachte Dengler.
»Man weiß nie …«, sagte er. »Also, sollte er sich je melden, sag ihm bitte, er soll mich dringend anrufen, ja?«
»O. k.«, sagte sie und legte auf.
Dengler hatte sich schon lange nicht so verzweifelt gefühlt.
Er rief auf dem Flughafen an.
Er benutzte wieder die Zauberworte: »Dengler, Bundeskriminalamt, ich brauche dringend die Buchungsdaten eines gewissen Klein, Martin. Er müsste heute Morgen nach Berlin geflogen sein. Wann hat er den Rückflug gebucht? – Ja, ich bleibe am Apparat. – Um 20.10 Uhr kommt er in Stuttgart an. Herzlichen Dank.«
Abhörprotokolle
von: Edgar Fiedler, ITZ
an: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin
Telefonat von Privatdetektiv Georg Dengler mit Jürgen Engel, BKA 16.15
Dengler hat Engel beauftragt, eine DNA-Analyse des Fingers anfertigen zu lassen, der noch in der Asservatenkammer der Bundesanwaltschaft liegt, sowie die Überreste des Bombenbehälters nach Wiesbaden bringen zu lassen. Sie wollen die Stanznummer des Feuerlöschers feststellen, der die Hülle der Bombe war.
Von: Gerhard Klink, Task Force Berlin
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin
Das Bundeskriminalamt (Jürgen Engel) hat beim Generalbundesanwalt die Asservate (1 herrenloser Finger, Reste eines Feuerlöschers) beantragt.
Von: Gisela Kleine, Task Force Berlin
An: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin
Georg Dengler hat sich gestern Abend mit zwei Freunden (Martin Klein und ein gewisser Mario Ohno) in der Wohnung Mario Ohnos in der Stuttgarter Reinsburgstraße betrunken. Keine besonderen Vorkommnisse.
Frau von Schmoltke war bei einer Podiumsveranstaltung des »Antimilitaristischen Forums« Tübingen. Das Forum wird vom LfV Stuttgart überwacht. Bericht anbei. Sie übernachtete im Tübinger Hotel Berger am Neckar. Für den heutigen Tag hat sie alle Termine abgesagt.
Bin nicht sicher, ob die Überwachung von Georg Dengler noch erforderlich ist.
Diese blöde Kuh, dachte Leitner, als er den Bericht las. Die Überwachung bleibt. Der Bursche hat verdammt schnell den Weg zu den Asservaten gefunden. Ich muss dafür sorgen, dass er eine Überraschung erlebt, und zwar schnell.
Wie kann ich ihn bremsen?
Braucht er eine Verwarnung?
Ob er sich einschüchtern lässt?
Ihm fiel auf, dass er diesen Kerl noch viel zu wenig kannte.
Vielleicht sollte ich ihn mir persönlich anschauen?
Sein Terminkalender war randvoll.
Aber er spürte plötzlich, dass ihm in diesem Dengler ein Gegner gegenüberstand, den er besser nicht unterschätzen sollte. Es war nur ein Gefühl, aber sein Gefühl hatte ihn noch nie betrogen. Es war ihm treuer gewesen als seine Frau, und dieses Gefühl sagte ihm, dass er vorsichtig sein sollte.
Wachsam.
Noch heute Abend würde er nach Stuttgart reisen.
Büro Dr. Huber
Dr. Huber las die E-Mail, die er von Gisela Kleine erhalten hatte. Sieh mal an, diese kleine Schlampe, dachte Dr. Huber, vögelt einen jungen Verfassungsfeind. Das bricht ihr das Genick.
Er betrachtete die Fotos von Charlotte von Schmoltke, die Gisela Kleine ihm geschickt hatte.
Scheint ihr gut bekommen zu sein.
Sieht ganz
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