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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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frisch aus.
    Er wusste nicht, wie er diese Informationen verwenden konnte, aber er würde sie verwenden. Bei passender Gelegenheit.
    Vielleicht erst nach der Wahl.
    Man konnte im Moment noch nicht wissen, ob es unter Umständen nicht schlecht wäre, wenn die Schmoltke wieder Staatssekretärin würde. Oder sogar Ministerin.
    Aber mit dieser Information hatte er sie in der Hand.
    Er hatte Gisela Kleine zurückgeschrieben, dass es gut gewesen sei, dass sie zuerst ihn direkt informiert habe. Sie solle auch niemanden sonst einweihen. Bei ihm sei dieses kleine Geheimnis in guten Händen.
    Damit war auch Gisela Kleine zufrieden gewesen. Sie hatte nun auf höchsten Befehl gehandelt.
    Sie war aus dem Schneider.
    Sie konnte sich auf Leitner konzentrieren.

Freundinnen
    Ein freier Tag. Welch ein Glück!
    Sie war in ihre Wohnung gefahren und hatte sich umgezogen. Harald war schon in der Klinik. Ihr war das im Moment nur recht. Sie wollte ihn nicht sehen, und sie wollte kein schlechtes Gewissen haben. Dann hatte sie ihre Mutter angerufen und war zu ihr auf den alten Familiensitz gefahren.
    Aus den ehemaligen Stallungen des Schlosses hatten ihre Eltern sich eine neue Wohnung gebaut. Sehr bequem und modern. Ihr Vater hatte ein Niedrig-Energiehaus aus den alten Steinen gezaubert, ausgestattet mit allen möglichen modernen Technologien und mit Solarzellen auf dem Dach. Früher hatte die Großmutter in einer separaten Wohnung neben der elterlichen Wohnung gelebt, nach ihrem Tode waren die Wände durchbrochen worden, und jetzt war das Wohnzimmer groß wie ein Loft.
    »Komm, setz dich«, sagte ihre Mutter und verschwand dann in der Küche, um einen ihrer berüchtigten Mokkas zu brauen.
    Großmutter hatte den Kaffee ihrer Mutter nie gemocht. Er war ihr zu stark, zu schwarz und zu sehr mit den Erinnerungen an jene Zeit verknüpft, als ihre Tochter vor ihr nach Marokko geflohen war.
    Jetzt freute sich Charlotte auf den Kaffee ihrer Mutter.
    »Gut siehst du aus«, sagte sie. »Gar nicht wie eine dauergestresste Politikerin.«
    »Es geht mir wirklich sehr gut, Mutter«, antwortete Charlotte und blinzelte in die Sonne, die durch das große Fenster drang.
    Es war wohl der rundum zufriedene Sound ihrer Stimme, der die Mutter aufhorchen ließ.
    Plötzlich waren sie wie Freundinnen, und Charlotte erzählte.
    Erst als sie fertig war, wurde ihr bewusst, was sie ihrer Mutter gerade anvertraut hatte. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie gemacht. Sie hatte überhaupt noch nie andere Menschen mit ihren persönlichen Angelegenheiten behelligt. Doch ihr Glück drängte offenbar danach, geteilt zu werden. Nun schwieg sie überrascht und wartete auf ein Urteil ihrer Mutter.
    Und als hätte diese ungewohnte Situation die alte Distanz zwischen ihnen aufgehoben, nahm die Mutter ihre erwachsene Tochter in den Arm.
    »Ich freue mich für dich, Kind«, sagte sie. »Genieße es. Und ich … Ehrlich gesagt, fühle ich zum ersten Mal, dass du meine Tochter bist und nicht nur die pflichterfüllte Enkelin deiner Großmutter, dass du ein Mensch bist und nicht nur eine schwäbische Preußin.«
    Als sie die Tränen in den Augen ihrer Mutter sah, musste auch Charlotte weinen.
    »Jetzt ist dein schöner Kaffee kalt geworden«, sagte sie später, als sie sich mit der Serviette die Augen trocknete.
    Ihre Mutter lachte und lief in die Küche.
    »Das können wir schnell ändern«, rief sie.
    Wie jung sie immer noch ist, dachte Charlotte.

Ein Plan
    Gisela Kleine lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
    Was wusste sie von Leitner? Nur das Übliche. Er war die graue Eminenz des Amtes. Frontmann. Von der Pike auf im Metier. Früher einmal war er bei der Polizei gewesen, dann eine kurze Zeit beim BND und schon ewig beim Bundesamt. Er hatte in den Siebzigern in der Abteilung Linksradikalismus Karriere gemacht, hatte Trotzkisten, Spontis und Maoisten überwacht und zersetzt. Kannte seinen Marx und seinen Lenin. Zwei Jahre vor der Wende wurde er in die Abteilung versetzt, die für Rechtsradikalismus zuständig war. Das wurde allgemein als Degradierung verstanden. Rechtsradikalismus war nicht gerade der Hauptfeind des Verfassungsschutzes. Aber dann hatte er den damaligen Abteilungsleiter ausgestochen, war Chef der Abteilung geworden, und seitdem stieg das Budget der Abteilung Rechtsradikalismus stetig. Jedes Jahr wuchs diese Abteilung und Leitners Macht wuchs mit.
    Gisela Kleine wusste: Wenn sie Leitner zu Fall bringen würde, ihm irgendetwas nachweisen konnte, würde das ihre

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