Das München-Komplott
…«
»Häberle?«, schlug Klein vor.
»Leute, seid ernsthaft. Der Namensgeber war Giovanni Salucci, Erbauer der Grabkapelle auf dem Württemberg und dem Schloss Rosenstein, dem Löwentor und …«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Klein.
»Weil ich den Wein kennen will, den ich mit meinen Freunden trinke. Und jetzt lasst uns anstoßen. Es gibt noch ein paar Flaschen davon.«
»Ich darf nicht zu viel trinken«, sagte Klein. »Ich fliege morgen nach Berlin.«
»Nach Berlin? Aber doch nicht etwa wegen dem Field Manual?«, fragte Dengler.
»Doch. Aber mach dir keine Sorgen. Es ist nur ein Versuch. Vielleicht habe ich Erfolg. Vielleicht nicht.«
»Dann lass uns trinken«, rief Mario aus. »Auf Georg Dengler und sein Team.«
»Sein Dreamteam«, sagte Klein.
»Nicht gleich übertreiben«, sagte Dengler.
Sie tranken. Mario füllte die Gläser nach.
»Aber wir sind nicht komplett. Lasst uns auch auf die Abwesenden trinken. Auf Anna«, sagte er.
Sie tranken.
»Auf Olga«, sagte Dengler.
Sie tranken.
»Auf Betty«, sagte Martin Klein.
Kurzes Zögern.
Dann tranken sie.
Der beamtete Staatssekretär
Der Fahrer brachte Dr. Gustav Huber direkt vor das gläserne Eingangsportal des Innenministeriums. Er sprang aus dem Wagen und öffnete die Fondtür. Huber sprang heraus. Agil, wach, schnell und gefährlich. Er rannte fast im Laufschritt auf die Pförtnerloge zu. Die Pförtner schossen erschrecktvon ihren Stühlen. Einer griff sich an die Hüfte. Erschöpft ließen sie sich wieder auf die Stühle sinken, als Huber verschwunden war.
»Kaffee«, fauchte er seine Sekretärin an und eilte mit langen Schritten in sein Büro.
Diese verfluchte Gräfin. Die blöde Kuh. Dieser beschissene Adel.
Agierte hinter seinem Rücken.
Versuchte das BKA für ihre Privatziele zu instrumentalisieren.
Sollte er dem BKA-Präsidenten eine Weisung schicken, dass er die Finger von der Sache zu lassen habe?
Das wäre vielleicht nicht klug. Die Schmoltke hat sich sicher Rückendeckung vom Minister geholt.
Oder gar von der Kanzlerin.
Mit der konnte sie doch so gut.
Er musste vorsichtig sein.
Nichts direkt unternehmen. Da konnte er nur verlieren. Das wollte er nicht.
Ich krieg dich noch an den Eiern zu fassen, dachte er, aber dann fiel ihm auf, dass das kein passendes Bild war.
Das machte ihn noch wütender.
Er griff zum Telefon.
»Gucken Sie mal, ob die Schmoltke schon da ist«, blaffte er seine Sekretärin an.
Im Nebenzimmer stand diese auf, ging in den Flur, ein Zimmer weiter zum nächsten Vorzimmer.
»Ist Frau von Schmoltke schon da?«
»Nein. Sie hat von zu Hause angerufen und alle Termine für heute abgesagt. Ihr ist es nicht gut.«
Sie ging zurück und teilte dies ihrem Chef mit.
Doch der schien sie nicht zu hören.
»Ja, ist gut«, sagte er, nachdem sie sich wiederholt hatte.
Er las stirnrunzelnd eine E-Mail.
Am Morgen danach
Wenn er den Kopf nur ein wenig drehte, schwappte das Hirn an die Schädeldecke. Der Schmerz zog vom Kopf ausgehend durch den ganzen Körper. Er durfte sich nicht bewegen. Vor allem den Kopf durfte er nicht bewegen.
Wenn nur das Telefon nicht so hartnäckig klingeln würde.
Langsam kehrte die Erinnerung an den Abend bei Mario zurück. Er hatte zu viel Rotwein getrunken. Heute würde er einen Aspirintag einlegen müssen.
Das Telefon rasselte wie eine Kettensäge.
Er stützte sich mit einer Hand ab und richtete sich auf.
Sein Hirn hüpfte wie eine schlecht gespielte Billardkugel in seinem Schädel hin und her.
Das Telefon gab nicht auf.
Er stand vorsichtig auf, ging langsam, Schritt für Schritt, hinüber und nahm ab.
»Georg, bist du’s? Hab ich dich geweckt? Es ist schon nach zehn.«
Er erkannte die Stimme von Leopold Harder.
»Martin und ich waren bei Mario. Es ging etwas länger.«
»Deiner Stimme nach zu urteilen bis zum Hellwerden.«
»Fast.«
»Ich ruf an wegen dem Field Manual 30–31. Du erinnerst dich? Ich sollte recherchieren …«
»Ich erinnere mich. Mühsam. Aber ich erinnere mich.«
»Das ist eine heiße Kiste, Georg. Da musst du vorsichtig sein. Versuch mir zuzuhören, Georg, ja?«
»Was ist damit?«
»Bisher ist das Ding unveröffentlicht. Aber alle, die es hatten, starben oder verschwanden.«
»Starben oder verschwanden?«
»Es gibt eine interne Liste für Journalisten. Welche Themen lebensgefährlich sein können. Da steht das Field Manualganz oben. Ein türkischer Kollege der Zeitung Baris hatte Mitte der Siebzigerjahre eine Veröffentlichung des
Weitere Kostenlose Bücher