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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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uns jungen Kriminalanwärtern vor vielen Jahren gestellt haben.«
    »Wissen Sie noch die Antwort?«
    »Sicher. Die Molotowcocktails auf das Hochhaus des Springer-Konzerns am 11. April 1968. Es waren die Demonstrationen, mit denen die Studenten auf das Attentat auf Rudi Dutschke reagierten.«
    »Perfekte Antwort. Wissen Sie auch, woher die Brandsätze kamen?«
    »Nein. Davon haben Sie uns damals nichts erzählt.«
    »Aus gutem Grund. Sie stammten vom Westberliner Verfassungsschutz. Ein V-Mann namens Peter Urbach verteilte sie während der Demo zündfertig aus einem großenWeidenkorb, den eine Sekretariatskraft des Verfassungsschutzes gekauft hatte. Außerdem zeigte er den Demonstranten, wie man Autos so umkippen kann, dass das Benzin aus dem Tank läuft. Streichhölzer hatte er natürlich auch dabei. Dies alles führte mit zu der gewalttätigen Eskalation der Demonstration und zum Abbrennen mehrerer Lieferwagen des Springer-Verlags. So entstanden die berühmten Osterunruhen 1968. Sie zählen bis heute zu den schwersten Ausschreitungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Fotos der brennenden Lastwagen gingen als Beweis für die Gewaltbereitschaft der Berliner Studenten durch die Zeitungen.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Weil immer dann, wenn von Terrorismus die Rede ist, die Geheimdienste in der Nähe sind. Als Polizist kann man sie kaum unterscheiden, die militanten Demonstranten und die Geheimdienstler.«
    »Und von mir erwarten Sie, dass ich mich in dieses gefährliche Wasser begebe.«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann – und ob ich das will.«
    »Es ist die Hölle, Dengler. Wenn Sie die Gelegenheit dazu haben, werfen Sie einen Blick hinein. Löschen können Sie die Höllenfeuer nicht.«

Charlotte von Schmoltke trifft Dengler
    Dengler nahm den Zug, der Freiburg um 13 Uhr verließ. Kurz nach halb vier stand er vor dem Basta . An der Theke saß Martin Klein, links neben ihm Betty Gerlach, rechts eine ihm unbekannte Frau in einem teuren dunkelblauen Kostüm. Die Frau war blond, trug schulterlange blonde,sorgfältig frisierte Haare, ein dezentes Make-up. Gerade lachte sie über eine Bemerkung von Martin.
    »Hallo, Georg«, rief Martin Klein. »Du hast Besuch.«
    Die Frau sah auf. Lächelnd kam sie auf ihn zu.
    »Ich warte schon eine Weile auf Sie. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich heiße Charlotte Schmoltke.«
    Sie hatte einen festen Händedruck, einen offenen Blick, und ihr Lachen gefiel Dengler.
    Er mochte diese Frau.
    »Wir haben etwas gemeinsam. Sie arbeiten im Augenblick für das Bundeskriminalamt. Und ich bin vermutlich schuld an diesem Auftrag. Nun wollte ich wissen, wie weit Sie sind mit Ihren Ermittlungen.«
    Dengler kniff die Augen zusammen.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen …«
    »Oh, ich muss mich vorstellen. Entschuldigen Sie. Hier …« Sie zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Dengler.
    Charlotte von Schmoltke, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern.
    Sie nahm ihn am Arm und führte ihn ein wenig zur Seite.
    »Sie ermitteln doch in der Frage, was die V-Männer des Verfassungsschutzes in der NPD treiben?«
    Dengler stutzte. Er hatte keine Ahnung, wovon die Frau sprach.
    »Sie können offen mit mir reden. Wir sind dem BKA vorgesetzt.«
    »Ich habe keinen solchen Auftrag.«
    »Das hab ich mir gedacht.«
    Sie hatte plötzlich ein Handy am Ohr.
    »Von Schmoltke hier. Geben Sie mir Dr. Michael Schneider – dann holen Sie ihn aus der Sitzung. Aber schnell, bitte.«
    Dann ging sie vor die Tür. Dengler beobachtete, wie sie telefonierend auf und ab lief. Manchmal, so meinte er an ihrer Mimik zu sehen, wurde sie dabei sehr laut.
    Dann kam sie zurück ins Lokal.
    »Hier«, sagte sie. »Der Präsident des BKA. Er will mit Ihnen reden.«
    Sie hielt ihm das Handy hin.
    »Dengler? Hier ist Dr. Schneider. Seien Sie so gut und reden Sie mit der Staatssekretärin. Berichten Sie ihr alles, was Sie bisher in Erfahrung gebracht haben. Wir beide telefonieren morgen noch einmal miteinander.«
    »Wo wollen wir reden?«, fragte sie.
    »In meinem Büro – da sind wir unter uns. Wir müssen nur durchs Treppenhaus ein paar Stufen nach oben gehen.«
    Oben angekommen, kochte Dengler Espresso, und die beiden setzten sich in sein Büro. Dengler berichtete ihr von seinen bisherigen Ermittlungen.
    »Dr. Schneider hat Sie auf die falsche Spur gesetzt. Ich wollte von ihm wissen, was der Verfassungsschutz innerhalb der NPD treibt. Und er überträgt Ihnen einen alten

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