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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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hatte.
    »Sing doch mit«, flehte sie ihre Mutter an.
    Doch Gisela Kleine dachte an Leitner. Er hatte sie besiegt. Sie würden sie in die Botschaft nach Taschkent schicken. Oder ins Bundesarchiv.
    Doch plötzlich formte sich ein hässlicher, kleiner Gedanke in ihrem Hinterkopf.
    Er wird es büßen. Der Leitner wird es mir büßen. Sie war wütend. Ihre Karriere war ruiniert.
    Es sei denn, sie würde Leitner auf eine andere Art überführen. Sie löste die Ärmchen ihrer Tochter von ihren Knien und ging in den Flur. Sie griff in die Seitentasche ihres Jacketts. Sie fühlte den Stick.
    Sie hatte den Film mit Leitner noch.
    »Mama, komm doch. Ich will mit dir das Lied singen, das wir im Kindergarten gelernt haben.«
    Ihr Verstand raste.
    Sie glühte vor Zorn.
    »Mama, kommst du jetzt?«
    Sie wird ihn erwischen.
    »Gleich, mein Liebes, die Mama muss noch einmal kurz weg.«
    Gut, dass sie die Kinderfrau noch nicht weggeschickt hatte.
    Sie zog ihr Jackett an und nahm den Autoschlüssel vom Schlüsselbrett.
    »Musst du schon wieder zur Arbeit?«
    »Ich bin gleich wieder da. Morgen gehen wir zusammen in den Zoo.«
    »Wirklich?«
    »Versprochen.«
    Sie fuhr nach Düsseldorf. Hinter dem Bahnhof befand sich ein Internet-Café, das sie früher schon einmal aufgesucht hatte. Sie steckte den Stick in einen der Rechner und schickte den Film mit Hans Leitner auf eine unbestimmte Reise.

Frischer Mut
    Charlotte flog von Stuttgart nach Berlin. In Tegel holte sie ihr Fahrer ab. Im Ministerium angekommen, wunderte sie sich, dass Huber so zuvorkommend zu ihr war. Ob sie sich gut erholt habe, wollte er wissen.
    Wenn du wüsstest, wie gut, du alter Schmiersack, dachte sie.
    »Frau von Schmoltke, gut dass Sie wieder da sind«, empfing sie ihre Büroleiterin.
    Ich war doch nur einen Tag weg, dachte Charlotte.
    »Wir haben drei riesige Postmappen für Sie, und außerdem liegt ein Stapel mit Anfragen hier. Alles dringend.«
    »Wir setzen uns gleich zusammen. Aber ich muss zuerst telefonieren«, sagte sie.
    Dann ließ sie sich mit Dr. Schneider vom BKA verbinden.
    »Und? Gibt es schon Neuigkeiten von Ihrem Ermittler?«, fragte sie.
    »Er ist am Werk, Frau Staatssekretärin. Aber für Resultate ist es noch zu früh. Ich werde Sie informieren, sobald …«
    »Ich hab noch eine andere Frage: Kennen Sie den Fall des früheren Generalinspekteurs Nauber? Er wurde in New York erschossen.«
    »Ja. Natürlich. Ziemlich tragisch.«
    »Gibt es Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat?«
    »Wir wissen nicht viel darüber. Natürlich hatten wir sofort einige Beamte nach New York geschickt. Aber die amerikanischen Kollegen haben absolut nichts gefunden, was irgendwie auf eine Terrortat schließen ließ. Nauber war auch nicht mehr im Geschäft. Er war Artillerieoffizier, Stabsoffizier, hochrangig, aber davon gibt es einige. Nein, es war ein Zufall oder eine Verwechselung.«
    »Und … Sagen Sie, ist dieser Dengler, den Sie engagiert haben, wirklich so gut, wie Sie sagen?«
    »Früher zumindest war er der Beste.«

Nicht identifizierbarer Account
    von: Edgar Fiedler, ITZ
an: Hans Leitner, Leiter Task Force Berlin
Eilt!
Das wird Sie interessieren: Gestern Abend, 19.67 Uhr, wurde von einem unbekannten Rechner und einem nicht identifizierbaren Account ein Video an den Stuttgarter Privatdetektiv Georg Dengler geschickt. Es zeigt Sie in einem Gespräch mit einer dritten Person.
    Leitner sah sich das Video mehrmals an. Es zeigte ihn, wie er den Bundesanwalt in die Zange nahm. Prima Bild, gute Tonqualität. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihm in dem Lokal in Karlsruhe etwas aufgefallen war.
    Wenn er nichts von einer Observation gemerkt hatte, dann waren Profis am Werk.

    »Leitner hier. Herr Präsident, hat die Kleine irgendwelche Filme besessen? – Ja, von der Aktion gegen mich. – Nein? Sind Sie sicher? – Wurde ihr Rechner durchsucht? – Gut. Danke. Dann ist das geklärt.«
    Von Gisela Kleine war der Film also nicht.
    Ein weiteres Mal hatte er diesen Dengler unterschätzt.
    Was wusste der Mann noch über ihn?
    Nicht ich überwache ihn, sondern er überwacht mich, dachte er. Er ist mir dichter auf den Fersen, als ich bisher dachte.
    Sehr viel dichter. Es ist Zeit für eine ernste Warnung.
    Er griff erneut zum Hörer.

Asservate
    Dengler verließ gerade den Freiburger Bahnhof. Er überquerte in einem Pulk von Fußgängern den Zebrastreifen und stand in der Eisenbahnstraße, als Jürgen Engel anrief.
    »Georg, halt dich fest. Ich habe eben die

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