Das München-Komplott
Eigentlich trug er alle seine Hemden in die Reinigung, aber sicherheitshalber hatte er dieses Hemd noch einmal gebügelt.
Er nahm die kleine Nagelschere in die rechte Hand. Mit der linken drückte er auf seine Nasenspitze, sodass die Nasenlöcher sich weiteten. Kein Zweifel, einige der Nasenhaare waren wieder nachgewachsen. Sorgsam führte er die Spitze der kleinen Schere ins geblähte Nasenloch.
Schnipp.
Nun waren es nur noch zwei.
Schnapp. Schnapp.
Er betrachtete seine Nase im Spiegel.
So sah es schon besser aus.
Zufrieden packte er die Schere weg. Er richtete sich auf.
Dass er so etwas noch erleben durfte!
So eine schöne Frau.
Ich bin verliebt.
Er kam sich vor, als habe er jahrelang nicht richtig gelebt. Nun war die Welt farbiger, voller Musik.
Wo ist nur mein Jackett?
Er hatte es mehrfach abgebürstet, aber sicherheitshalber überprüfte er es noch einmal. Kein Stäubchen zu sehen.
Es klingelte.
Vor der Cantina gab es keinen Platz mehr. Die Besucher saßen dicht gedrängt an den Tischen, und einige standen mit Gläsern in der Hand auf der Straße. Klein und Betty gesellten sich dazu. Sie tranken ein Glas eines kräftigen, gekühlt servierten Rotweins und machten sich dann auf den Weg.
Klein gönnte sich noch einen Blick auf Betty. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid, die hochhackigen Schuhe modellierten ihre braunen Beine. Auch die Arme, der Hals und das Dekolleté, das den Ansatz ihrer Brüste zeigte, waren in diesem warmen Braun. Klein fragte sich, ob sie am ganzen Körper durchgehend so gebräunt war und wo sie sich wohl in die Sonne legte.
Sie lachte ihn an. Klein befürchtete, dass sie seine Gedanken erraten habe. Er nahm sie beim Arm, und sie zogen durch die schmale Gasse in Richtung Charlottenplatz.
Betty hakte sich bei ihm ein, Klein schien es sogar, als schmiege sie sich beim Gehen an ihn.
Ein bisschen vielleicht.
Ihre Hüften streiften beim Gehen hin und wieder seine Oberschenkel. Ihre warme Hand lag auf seinem Arm. Klein fühlte sich größer, als sei er gewachsen. Er sah die interessierten Blicke anderer Männer, die Betty streiften. Sie machten ihn stolz.
Heute geht sie mit mir aus. Ins Theater. Danach vielleicht noch etwas trinken und danach, wer weiß, es ist ein schöner Abend.
Sie waren in der Mitte der schmalen Passage zur Charlottenstraße, als sie von drei Männern überholt wurden, die es eilig zu haben schienen.
Einer von ihnen drehte sich plötzlich um.
»Dengler?«, zischte er.
»Was ist?«, fragte Klein.
Fast im gleichen Augenblick traf ihn ein Schlag ins Gesicht. Sein Kopf wurde nach hinten gerissen. Die Nase brach. Blut schoss. Es verschmierte seine Brille.
Er hörte Betty schreien.
Einer der Männer hielt sie fest.
Ein Tritt traf ihn im Unterleib. Ein nie erlebter Schmerz explodierte in Bauch und Hoden. Er krümmte sich nach vorne.
»Nein«, schrie Betty, dann hielt ihr einer der Kerle den Mund zu, und Martin hörte nur noch gurgelnde Geräusche.
Vor Schmerz verlor er fast die Besinnung. Aber er wollte ihr helfen und drehte sich zu ihr hin.
Da traf ihn ein dritter Schlag, hart und präzise mit einem Schlagring ausgeführt, unters rechte Ohr.
Das schreckliche, berstende Geräusch, als sein Kiefer brach, war das Letzte, was er hörte. Klein ging zu Boden. Sein Kopf schlug hart auf die Steinplatten. Die Tritte, die drei seiner Rippen brachen, spürte er nicht mehr.
Nur noch ein paar Wochen
Leitner saß im Büro des Präsidenten.
»Die Kleine hat mir einen Vorschlag gemacht«, sagte der Präsident. »Es geht um eine wichtige Information über die Schmoltke, die wir eventuell gegen ihre Rückkehr ins Amt einsetzen könnten. Ich habe abgelehnt.«
»Mir gefällt die ganze Entwicklung nicht«, sagte Leitner. »Dieser ehemalige BKA-Mann aus Stuttgart wühlt in der Oktoberfest-Operation, und er ist ziemlich schnell. Ich habe ihn für ein paar Wochen aus dem Verkehr gezogen, aber beim BKA ist mindestens noch einer dran.«
»Ich habe die Personalakte von diesem Dengler angefordert und gelesen. Hier ist eine Kopie. Du kannst sie haben.«
»Ich lese nicht gern. Was steht drin? Was ist das für ein Typ, dieser Dengler?«
»Typ: aufrechter Bulle. Fachlich sehr gut. Ein Spürhund, der nicht so leicht aufgibt. Einzelgänger.«
Schweigen.
»Jetzt ist er erst mal ein paar Wochen im Krankenhaus«, sagte Leitner.
»Ich hasse diese Art von Polizist«, sagte der Präsident. »Weißt du, warum die israelische Armee die gemischt-geschlechtlichen Kompanien
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