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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Jahre alt; sie ist heute in der Kinderkrippe …«
    Anhand der kleinen Hinweise im und ums Haus machte sie sich ein Bild vom Leben der Tybees: die leere Schachtel mit Schlank-heitspillen, das große Softscreen-Fernsehgerät, mit dem eine ganze Wand tapeziert war, die tickende Standuhr, die offensichtlich eine Antiquität war, ein verschlissener mausgroßer Robotsauger mitten auf dem Wohnzimmerteppich – auf den sie beinahe getreten wäre.
    Bill kickte ihn peinlich berührt weg.
    Bill trug ein silbernes Band am Revers, die medizinische Notfall-Kennzeichnung, die ihn als Krebspatienten auswies. Bei jedem Besuch zählte Maura mehr Krebsopfer unter ihren Wählern. Die 375
    Quote war unverhältnismäßig hoch. Das hatte ohne Zweifel mit der Umweltzerstörung zu tun.
    Bill führte sie nach oben zu einer Zimmertür. Ein Slogan kreiste dort wie ein Werbespruch am Times Square: TOM TYBEES ZIMMER! ZUTRITT VERBOTEN. AUSSER FÜR DEN WEIH-NACHTSMANN!
    Bill klopfte an. »Tom? Du hast Besuch von einer Dame. Dürfen wir reinkommen?«
    Uhhuh.
    Bill drückte die Tür auf – es lag irgendwelcher Kram auf dem Boden, der die Tür etwas blockierte – und führte Maura ins Zimmer.
    Es war quittengelb gestrichen und hatte ein Fenster, das auf den Garten hinausging. An einer Wand standen ein Kleiderschrank und ein kojenartiges Bett mit einem großen Bettkasten darunter.
    An der gegenüberliegenden Wand stand eine große Kommode.
    Der Kleiderschrank und die Kommode waren offen, und die Kleidung und andere Dinge quollen heraus und verteilten sich über den Boden und das Bett. Angesichts des Chaos glaubte man kaum, dass man die Sachen auch nur im Prinzip an den dafür vorgesehe-nen Plätzen verstauen konnte. Der freie Platz an den Wänden war mit Postern tapeziert: eine Weltkarte, Wimpel von Sportmann-schaften und irgendein aggressiv wirkender Superheld mit einer Maske.
    Das war das typische Kinderzimmer eines Fünfjährigen, sagte Maura sich. Nicht dass sie in dieser Hinsicht eine Expertin gewesen wäre.
    Das Auffälligste an diesem Zimmer waren aber die zum Teil vergrößerten Fotos und Poster, die etwa in Hüfthöhe an den Wänden befestigt waren – nein, sagte sie sich, in Augenhöhe eines kleinen Jungen – und von denen ein paar sogar die wertvollen Wimpel überdeckten. Es handelte sich um Bilder von Sternenfeldern. Mau-376
    ra war zwar keine Astronomin, aber sie erkannte zwei Konstellatio-nen – Skorpion und Schwan. Ein Fluss aus Licht strömte durch diese Bilder, ein Fluss aus Sternen. Sie erkannte, dass die Fotos in der Gesamtheit eine Art Patchwork ergaben, eine vollständige Dreihundertsechzig-Grad-Karte der Milchstraße.
    Tom selbst – das Kind, der Blaue – war ein stinknormaler Fünf-jähriger: klein, schmal, mit dunklen Haaren und großen Augen. Er saß in der Mitte des mit Krimskrams übersäten Bodens. Maura sah, dass er eine Art Spiel spielte; er hatte Spielzeug – Autos, Flugzeuge und kleine Figuren – ringförmig um sich herum angeordnet.
    Er hatte auch ein Herz, eins dieser elektronischen Aufnahmegeräte, neben sich auf dem Boden stehen.
    »Hallo«, sagte der Junge.
    »Hallo, Tom.«
    Bill kniete sich mit der routinierten Gewandtheit eines Vaters hin. »Tom, diese Dame ist vom Kongress.«
    »Aus Washington?«
    »Das stimmt«, sagte Maura und hob eins von den Spielzeugen auf, eine bewaffnete Eidechse mit einem blauen Umhang. »Was baust du denn da? Ein Fort?«
    »Nein«, sagte Tom ernsthaft. Er nahm ihr die Eidechse ab und stellte sie wieder an ihren Platz im Kreis. Mehr sagte er nicht, und Maura kam sich reichlich blöd vor.
    Sie stand auf und deutete auf die Milchstraßen-Fotos. »Hast du die alle selbst zusammengesucht?«
    »Ich habe mit einem angefangen.« Er wies auf das besagte Bild.
    Es war das elegante Sternbild des Schwans, an das die helle Wega sich schmiegte. »Ich habe es im Buch meines Dads gefunden.«
    »Eine alte Astronomie-Enzyklopädie«, sagte Bill. »Statik-Bilder.
    Ich hatte es bekommen, als ich ein Kind war. Die anderen Bilder hat er sich selbst zusammengesucht. Aus Büchern und dem Internet. Ich habe ihm geholfen, sie zu bearbeiten, abzugleichen und 377
    im gleichen Maßstab abzubilden. Aber er wusste, wonach er suchen musste. Damals kam uns zum ersten Mal der Verdacht, dass er vielleicht…«
    Eigenbrötlerisch war. Brillant war. Besessen war. Nicht kommu-nikativ war. Mit Dingen sich beschäftigte, die seinem Alter nicht entsprachen. Eben Blau war.
    »Ich habe ein Teleskop«, sagte

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