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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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geistiger Blickwinkel sowie die Neigung zu einer Besessenheit einher, die Vorrang vor bloßer sozialer Befriedigung erlangt.
    Eine solche Veranlagung ist sicher wesentlich für jeden intellek-tuellen Erfolg.
    Emma Stoney behauptet, dass Michaels Zurückgezogenheit und Misstrauen nichts mit Autismus zu tun haben, sondern ein direktes Ergebnis der Behandlung durch uns, die Erwachsenen-Welt sei.
    Vielleicht stimmt das sogar.
    Es gibt sechs klassische Symptome bei Asperger. Ich möchte behaupten, dass Michael fünf dieser Symptome zeigt.
    Ich muss es schließlich wissen. Ich habe bei mir selbst vier erkannt.
    June Tybee:
    Für June Tybee war das Tempo der Ausbildung höllisch. Als Technikerin, die voraussichtlich ins Gefecht ziehen dürfe, bestand ihr Arbeitspensum hauptsächlich in körperlichem Drill und Kampf-ausbildung.
    Sie musste Fallschirmsprünge absolvieren. Dann unterzog sie sich der Tortur einer Zentrifuge in einem großen Marine-Labor in Pennsylvania. Sie trieb stundenlang in beschwerten Druckanzügen 386
    und focht Scheinkämpfe mit erfahrenen NASA-Astronauten aus, die aus allen möglichen Richtungen auf sie zukamen. Die Ausbildung diente eindeutig dem Zweck, sie auf den bevorstehenden Raumflug vorzubereiten. Während der Mission, auf dem langen Flug zu Cruithne, wäre dann noch genug Zeit, um sie über alle Operationen auf dem Asteroiden zu instruieren.
    Und plötzlich war es so weit.
    ■
    In der Woche, bevor sie nach Kalifornien geflogen wurde, stattete sie Toms Zentrum in Nevada einen letzten Besuch ab. Bill war na-türlich auch da. Seitdem Tom hier eingeliefert worden war, arbeitete er als unbezahlter Assistent im Zentrum. Billie hatte er zu Hause bei seiner Schwester gelassen.
    Sie verbrachten eine unbefriedigende, schlaflose Nacht in einem Motel, und dann fuhr Bill sie zum Zentrum.
    Die Sicherheitsvorkehrungen waren extrem. Aber sie waren offensichtlich notwendig. Bill zeigte auf eine Stelle, wo der Wüsten-sand geschwärzt und aufgewühlt und der Drahtzaun ausgebessert war.
    Die in ihrer schneidigen Luft-und Weltraumwaffenuniform an-getretene June wünschte sich, sie hätte eine Waffe getragen.
    »Die Vorstellung, dass du und Tommy hier seid, wo dieser Scheiß abgeht, gefällt mir gar nicht.«
    »June, verfolgst du denn nicht die Nachrichten?« sagte Bill mü-
    de. »Die ganze Welt ist verrückt geworden. Das hier ist noch der sicherste Ort im ganzen Land.«
    Vielleicht, sagte June sich, als sie den grimmigen Blick des Riesenbabys am Tor erwiderte. Solang diese Halbaffen nicht kehrt machen und nach innen ballern.
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    Sie fanden Tom in einem mit wissenschaftlicher Ausrüstung angefüllten Laborraum. Bill sagte, dass die Kinder sich hier mit Physik beschäftigten.
    »Physik? Wie soll Tom sich denn mit Physik befassen? Er ist doch erst fünf Jahre alt.«
    »June, hier liegen die Dinge – anders. Man glaubt es erst, wenn man selbst mit ihnen arbeitet.«
    Und da kam der kleine Tom selbst – aufrecht und ernst in der goldenen Uniform mit diesem hässlichen blauen Band auf der Brust. Er hatte noch immer das elektronische Herz, das sie ihm geschenkt hatte. Er ging mit großen Augen an der Hand eines älteren Kinds, eines großen blonden Mädchens und marschierte feierlich, fast vorsichtig.
    Doch dann riss Tom sich los und rannte zu seiner Mutter, und für ein paar Momente war er einfach wieder Tommy. Sie kniete sich hin, umschlang seinen zuckenden weichen Körper und vergrub das Gesicht in seinem Haar. Er sollte nicht ihre Tränen sehen.
    Sie spielte eine Weile mit ihm, und er zeigte ihr seine Arbeit.
    Ein paar Dinge entzogen sich schlicht ihrem Verständnis, zum Beispiel Symbolketten, die sich über helle Plastik-Softscreens zogen. Andere Sachen wiederum waren nur Kinderkram, Strich-männchenzeichnungen und dicke gelbe Wolken, unbeholfene Modelle von Raketen und Tieren aus Papier und Lehm.
    Die Mischung aus dem bizarren Wunderkind-Kram und dem ganz normalen kindgerechten Ambiente war enervierend. Sie warf Bill verstohlene Blicke zu und sah, dass er wusste, wie sie sich fühlte.
    Und die ganze Zeit hielt das ältere Mädchen, Anna, sich stumm in Toms Nähe und ließ ihn nicht aus den Augen.
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    Als ihre Zeit abgelaufen war, kniete June wieder nieder und schaute ihrem Sohn ins Gesicht. »Tommy … Du weißt, dass ich weggehen muss.«
    »In den Weltraum. Dad hat's mir gesagt.«
    »Ich weiß nicht, wie lang ich weg sein werde.«
    »Wirst du zurückkommen?«
    Eine spontane Antwort lag ihr auf der Zunge, die

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