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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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allerdings eines gewissen Einfallsreichtums. Der Schlüssel war, wie Malenfant entdeckte, sich wegen der Hebelwirkung an einer Verstrebung abzustützen.
    Danach klammerte sie sich atemlos an ihn und presste ihr schweißnasses Gesicht an seine Brust. Ihre Kleider schwebten in einem verworrenen Knäuel um sie herum. »Willkommen im Drei-Delphine-Club«, flüsterte er.
    »Was?«
    »Wie man Sex im freien Fall hat. Wenn man sich nirgends ab-stützen kann, macht man es wie die Delphine. Man braucht eine dritte Person, die dagegen drückt.«
    Sie lachte schnaubend. »Woher weißt du das denn? … Egal. Es war ein Fehler.«
    »Wir sind weit von zu Hause entfernt, Emma. Alles, was wir hier draußen haben …«
    »Sind wir. Ich weiß.« Sie streichelte seine Brust. »Du hast eine ge-gerbte Haut, Malenfant. Die Zeit in der Wüste ist dir gut bekommen. Ich glaube, sie noch immer an dir zu riechen. Trockene Hitze. Du riechst wie die Wüste, Malenfant … Ich weiß immer noch nicht, weshalb du mich auf diesem Flug dabei haben wolltest. Ich habe so ein Gefühl, dass du die ganze verdammte Sache von Anfang an geplant hattest.«
    In seine Arme geschmiegt wartete sie auf eine Antwort. »Du hast Dinge, die ich nicht habe, Emma«, sagte er. »Dinge, die ich brauche.«
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    »Zum Beispiel?«
    »Ein moralisches Zentrum.«
    »Ach, Quatsch.«
    »Wirklich.« Er wedelte mit der Hand. »Erinnere dich an die Botschaft, die dieser Verrückte, Art Morris, hinterlassen hat – der Kerl, der den BDB abschießen wollte. Schau, was du getan hast, Malenfant.«
    »Er war verrückt. Du hast sein Kind nicht auf dem Gewissen.«
    »Ich weiß. Aber ich habe vielen Leuten geschadet, um mein Ziel zu erreichen. Zum Beispiel stecken sie den armen George Hench wahrscheinlich ins Gefängnis. Schau, was ich getan habe. Ich glaube, dass es all das wert war. Ich glaube, dass es gerechtfertigt ist. Aber ich weiß es nicht.« Er musterte sie. »Ich brauche dich, damit du es mir sagst, Emma. Damit du mich leitest.«
    »Du hast noch etwas verbockt. Du wolltest die Scheidung. Ich missbillige alles, was du tust. Ich verstehe nicht einmal deine Ge-fühle für mich.«
    »Ja. Aber du bist hier. Und so lang du bei mir bist, weiß ich, dass ich meine Seele noch nicht verloren habe.«
    Sie stieß sich von ihm ab und verschränkte die Arme; ihr Gesicht war ein Schatten-Pool, und die Augen gingen darin unter.
    Emma Stoney:
    In den letzten Stunden schälte Cruithne sich aus dem Dunkel wie ein Tiefseefisch. Malenfant hob die Rotation der O'Neill auf, und die gesamte Besatzung – sogar Michael – versammelte sich um die Fenster und die restlichtverstärkte Softscreen, um ihn zu betrachten.
    Emma sah ein kartoffelartiges Gebilde, einen unregelmäßigen, fünf Kilometer langen und anderthalb Kilometer breiten Ellipsoi-395
    den, der lethargisch um die Nebenachse taumelte. Cruithne war keine schöne kugelförmige Welt wie die Erde; er war zu klein, als dass die Gravitation ihn zu einer Kugel geformt hätte. Und er war dunkel: so dunkel, dass sie ihn manchmal vor der samtigen Schwärze des Alls aus den Augen verlor, als sei er nicht mehr als ein Loch, das aus den Sternen gestanzt war.
    Die O'Neill näherte sich langsam.
    Emma machte Oberflächenmerkmale aus, die vom Sonnenlicht konturiert wurden: Krater, Steilhänge, Höhenzüge, Täler und Ma-serungen an Stellen, wo es den Anschein hatte, dass die Asteroiden-Oberfläche gestaucht oder gestreckt worden war. Ein paar Krater waren offensichtlich jung, zumindest relativ mit einer schönen Schüsselform und scharfen Rändern. Andere waren viel älter, kaum mehr als kreisförmige Narben, die über Milliarden Jahre von einem Mikrometeoriten-Dauerregen erodiert worden waren und von jüngeren Kratern überlagert wurden.
    Es gab sogar Farben in Cruithnes zerklüfteter Landschaft, Spek-tralschatten, die dem vorherrschenden Grau-Schwarz entsprangen.
    Die scharfkantigen Krater und Höhenzüge hatten einen Blaustich, während die älteren, tiefer gelegenen Gebiete rotstichig waren. Vielleicht war das ein spezieller Weltraum-Erosionseffekt, sagte sie sich; das Sonnenlicht hatte diese pastellfarbenen Schattierungen über Äonen hinweg gezeichnet.
    Cruithnes Gestalt war eine düstere Bilanz seiner langen und gewaltsamen Entstehung. Cruithne war gleichzeitig mit dem Sonnensystem entstanden, von der urzeitlichen Wucht des Zusammenpralls in der Dunkelheit und Kälte geformt und durch die starken Schwerefelder der Planeten im System umhergeschleudert

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