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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nur mit düsterem Blick, während sie ihr Tagwerk verrichteten und verpasste ihnen gelegentlich einen Schubs oder Knuff.
    Wayne war der erste Erwachsene, bei dem Bill sah, dass er gegen-
    über den Kindern handgreiflich wurde.
    Bill beschwerte sich bei Rektorin Reeve. Sie machte eine Akten-notiz und sagte, dass sie der Sache nachgehen würde; im Übrigen sei sie sich aber sicher, dass Wayne keine Grenze überschreiten würde.
    Und Bill war sich sicher, dass sie keinen Finger in dieser Angelegenheit rührte, denn am nächsten Tag sah er es Wayne wieder tun.
    Die Fluktuation des Personals war schon immer hoch gewesen.
    Bill hatte festgestellt, dass die ausgebildeten Pädagogen durch die frappierende Undurchsichtigkeit und Distanz der Kinder ziemlich bald demotiviert wurden. Nach ein paar Monaten war Bill einer der erfahrensten Hilfskräfte und wurde sogar mit der Ausbildung neuer Mitarbeiter betraut.
    Doch seit kurzem hatte er den Eindruck, dass ein neuer Men-schenschlag hier arbeitete.
    Leute wie Wayne.
    Trotz der Schließung der Milton-Stiftung waren die Blauen Kinder nach wie vor Subjekt abergläubischer Ehrfurcht und Angst – eine Stimmung, die nach Bills Dafürhalten durch Kommentatoren unnötig aufgeputscht wurde, die endlos über die übermenschliche Natur der Kinder, ihre kosmische Rolle und so weiter spekulier-ten. Aber die Kinder wurden natürlich noch immer geschützt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sogar derart verstärkt worden, dass man höchstens noch in einem Panzerfahrzeug in ein Zentrum hinein oder aus ihm hinaus kam.
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    Trotzdem hielt Bill es durchaus für möglich, dass die Öffentlichkeit zunehmend damit einverstanden war, dass die Waynes dieser Welt mit der ›Beaufsichtigung‹ der Blauen Kinder beauftragt wurden und dass die Zentren sich von Bildungsstätten für hochbegab-te Kinder zu Gefängnissen für Freaks entwickelten, die von brutalen Schlägern bewacht wurden – wie damals die Milton-Schulen.
    Das war alles schon einmal da gewesen. Natürlich vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen.
    Aber das spielte keine Rolle, sagte Bill sich. Nicht solange er hier bei Tom war und ihn vor Schaden zu bewahren vermochte.
    Bill schwor sich, dass, falls Wayne jemals die Hand gegen Tom erhob, er Wayne ohne Rücksicht auf Verluste angreifen würde.
    ■
    Eher, als Bill es erwartet hätte, kam es zu dieser Herausforderung.
    Toms Gruppe in den goldglänzenden Uniformen war gerade im Physiklabor zugange. Wayne und Bill hatten beide Dienst und sa-
    ßen in entgegengesetzten Ecken des Raums auf Stühlen.
    Die Kinder bauten etwas: einen Käfig aus Drähten und Elektromagneten, Batterien und Spulen. Sie hatten schon den ganzen Tag daran gearbeitet, und Bill und die anderen Helfer hatten sie förmlich dazu zwingen müssen, Essens-oder gar Toilettenpausen einzu-legen; von den anderen Unterrichts-Programmen ganz zu schweigen.
    Die Aktivitäten der Kinder schienen immer zielstrebiger zu werden. Sie hatten keinen schriftlichen Plan, und sie sprachen auch nicht viel miteinander, aber sie arbeiteten – jeder nach seinen Fä-
    higkeiten – reibungslos zusammen. Die Älteren, einschließlich An-na, erledigten die schwereren Arbeiten wie die Errichtung des sper-rigen Metallrahmens und die gefährlicheren Tätigkeiten wie Löten.
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    Die Kleinen arbeiteten im Innern des Käfigs und werkelten lin-kisch mit ihren kleinen Fingern.
    Bill sah, wie Tom sich mit affenartiger Gewandtheit im Käfig bewegte und mit größter Präzision Drähte zurechtschnitt und -bog.
    Vor lauter Konzentration hing ihm die Zunge aus dem Mund, wie es damals schon gewesen war, als er Soldaten aus Ton modelliert und Blumenbilder für seine Mutter gemalt hatte.
    Als der Tag sich dem Ende zuneigte, schienen die Kinder mit dem Käfig fertig zu sein. Es handelte sich um ein Behältnis, das größer war als Tom. Anna ließ sie ein paar Schritte zurücktreten, legte ein paar Schalter um und wartete ab. Bill nahm nichts weiter wahr außer einem leisen Summen und einem stechenden Ozonge-ruch. Doch Anna nickte zufrieden.
    Dann zerstreuten die Kinder sich und spazierten, als ob sie nun Feierabend hätten, im Labor umher.
    Ein paar von ihnen gingen zu den Schüsseln mit Essen, die Bill und Wayne im Raum abgestellt hatten. Sie schienen die Schüsseln zu meiden, in die Wayne heimlich mit den Fingern gelangt hatte.
    Andere, darunter Tom und Anna, spielten. Sie warfen Toms elektronisches Herz in der Gegend herum, fingen es wie einen Hand-ball und kickten

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