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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zähnen.
    Bill spannte die Muskeln an. Mit einem Satz würde er Wayne ins Genick springen.
    … Plötzlich kam ein geisterhaftes Gebilde durch die Wand. Es war eine glühende, gleißende Kugel: nur ein gelbweißer, sonnen-heller Lichtpunkt, der bei der Fortbewegung Schatten warf.
    Bill blieb erschrocken stehen.
    Das Licht glitt lautlos wie ein Kugelblitz durch die Luft und hielt auf die Mitte des Raums zu.
    Wayne, der über Anna gebeugt war, sah es nicht kommen.
    Das Licht drang in seinen Kopf ein. Ein stechender Geruch von versengtem Haar und verbranntem Fleisch lag in der Luft. Wayne verkrampfte sich mit flackernden Augen. Das Licht trat in Waynes Nacken aus und folgte dabei unbeirrt einer geraden Linie, als ob der Mann mit seinen hundert Kilo Muskelmasse nicht mehr Substanz als eine Spinnwebe hätte.
    Wayne erzitterte und kippte rückwärts wie ein gefällter Baum.
    Die Kinder wimmerten. Bill merkte, dass Tom seine Beine umklammerte; er bückte sich, hob seinen Sohn hoch und drückte den weinenden Jungen an sich. »Es wird alles wieder gut. Es wird alles wieder gut…«
    Bill drehte sich um. Rektorin Reeve und ein paar Assistenten waren herbeigeeilt. »Holen Sie den Sanitäter«, sagte Bill.
    »Was ist überhaupt passiert?«
    Er deutete auf Anna. »Sie ist verletzt. Und ihre Zähne …«
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    Aber Reeve schien ihm trotz des Bluts und der am Boden liegenden Menschen gar nicht mehr zuzuhören.
    In der Mitte des Raums glühte etwas in hellem Gelb. Bill drehte sich um. Es war der gelbe Punkt, der Kugelblitz. Er war im Mittelpunkt des Drahtkäfigs der Kinder zur Ruhe gekommen, wo er komplex oszillierte.
    Die Kinder beruhigten sich wieder. Ein paar kümmerten sich um Anna und versuchten sie aufzusetzen. Aber der Rest hatte sich um den Käfig und den gefangenen Lichtpunkt versammelt, der ihre Gesichter anstrahlte.
    Bill folgte ihnen mit seinem Sohn in den Armen. Fasziniert streckte Bill die Hand zum Käfig aus. Er spürte etwas, ein Kribbeln, als ob ein schwacher elektrischer Strom durch seinen Körper liefe. Er streckte die Hand weiter aus …
    Eine Hand packte seinen Arm und zog ihn zurück. Toms Hand.
    Maura Della:
    Bill Tybee war ziemlich ungehalten, und nicht zu unrecht, wie Maura fand.
    Wayne Dupree hatte, wie sich herausstellte, einer fundamentalis-tischen christlichen Gruppierung angehört, die glaubte, dass die Blauen Kinder die Brut Satans oder etwas in der Art seien und ausgemerzt werden müssten. Er hatte sich mit einem falschen Le-benslauf und Zeugnissen anderer Mitglieder seiner Kultgruppe ins Zentrum eingeschlichen: ›Referenzen‹, die nach Mauras Ansicht sich schon bei einem oberflächlichen Überprüfungsverfahren als Schwindel entpuppt hätten.
    Wenigstens war Dupree damit nicht durchgekommen – aber nicht wegen des Systems, der Anwesenheit anderer Erwachsener oder gar eines engagierten Elternteils wie Bill –, sondern deshalb, 442
    weil ihm gerade rechtzeitig dieser Kugelblitz den Garaus gemacht hatte.
    »… Was ich übrigens nicht für einen Zufall halte«, sagte sie Dan Ystebo, während sie zum Physiklabor des Zentrums gingen, in dem es nun von Forschern wimmelte.
    Er lachte unbehaglich, und sein Schmerbauch wogte. »Ich weiß nicht, weshalb Sie mich überhaupt hierher mitgenommen haben.
    Das ist nicht mein Fachbereich. Und Sie haben hier keine Befug-nisse.«
    »Aber Sie haben viel Zeit mit Reid Malenfant verbracht. Das hier ist wieder so ein gespenstischer Kram, Dan. Jemand muss herausfinden, was das alles zu bedeuten hat. Und wer, wenn nicht wir?«
    »Hmm«, brummte er zweifelnd.
    Im Labor sahen sie die Anomalie, die Wayne Dupree getötet hatte.
    Kugelblitz in einem Käfig, nannte Bill Tybee es, und damit traf er den Nagel auf den Kopf. Es handelte sich um einen Lichtpunkt, der hell wie ein gefangener Stern glühte und in seinem improvisierten Drahtgefängnis auf erratischen Bahnen gemächlich umher-flog. Die Anomalie war so hell, dass sie im Drahtkäfig sogar einen Schatten warf: lange Schatten, die auf die mit weißen Kitteln be-kleideten Forscher fielen, die auf dem Boden herumkrochen, auf die weißen Kästen und Sonden, die Softscreens und Kameras und Kabelstränge. Und sogar auf die in den Grundfarben gehaltenen Kunststoffwände des Klassenzimmers, an denen nach wie vor die Kunstwerke der Kinder hingen: Wasserfarbenzeichnungen, Buchstabentafeln und Poster der letzten Nashörner in ihrer Kuppel in Sambia.
    Es war dieser Widerspruch, der Zusammenprall des surreal Exotischen mit dem

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