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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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es wie einen Fußball über den Boden. Das war schon in Ordnung. Das Herz war für Kinder gemacht und praktisch unverwüstlich. Diese Behandlung machte ihm nichts aus. Die Kinder wurden nun richtig munter, riefen und jauchzten und balgten sich sogar ein bisschen.
    Als wären sie ganz normal.
    Bill betrachtete den Drahtkäfig und fragte sich, wie sicher das Ding wohl war. Am Ende eines jeden Tages nahmen die Inspektoren und Experten alles unter die Lupe, was die Kinder getan hatten. Wenn sie nicht von seiner Sicherheit überzeugt wären, würden sie es vielleicht abschalten und zerlegen oder die Fehlerquelle beseitigen. Und am nächsten Tag würden die Kinder es in den ur-438
    sprünglichen Zustand zurückversetzen, falls sie nicht daran gehindert wurden. Und so ging das immer weiter, wie der Brückenbau in Apokalypse Now, ein Kräftemessen zwischen der Beharrlichkeit der Kinder und den erwachsenen Aufsehern – bis die Kinder gezwungen wurden – oder sich manchmal selbst dafür entschieden –, etwas Neues anzufangen …
    Und dann geschah es.
    Bill sah, dass das Herz zwischen Waynes Füße gekullert war. Die Kinder standen in einem lockeren Haufen vor Wayne und schauten ihn an.
    Die Anspannung wuchs.
    Dann schaute Wayne aufs Herz und die wartenden Kinder. Etwas wie ein Grinsen erschien in seinem Gesicht. Er hob den Fuß und kickte das Herz über den Boden.
    Ein kleiner Junge namens Petey, nicht älter als Tom, hob das Herz auf. Dann legte Petey das Herz zaghaft wieder auf den Boden und rollte es zu Wayne zurück.
    Und Wayne kickte es wieder zurück.
    So wanderte das Herz noch ein paarmal hin und her. Die Kinder näherten sich Wayne etwas.
    Dann hob Petey das Herz auf und warf es Wayne zu.
    Wayne fing es mit einer Hand, grinste breiter und warf es einem anderen Kind zu.
    Das es wieder zurückwarf.
    Das Spiel kam langsam in Fahrt. Die Kinder schienen sich für diesen wie verwandelten Wayne zu erwärmen, diesen Bären von einem Mann, der auf einmal Ball mit ihnen spielen wollte. Sie rannten umher, lachten und riefen und warfen das Herz sich gegenseitig und Wayne zu. Sogar Anna, Toms stille, reservierte ehrenamtli-che Schwester, beteiligte sich an dem Spiel. Ihre dünne Gestalt überragte die anderen Kinder wie eine Giraffe.
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    Bill entspannte sich. Wenn Wayne mit den Kindern spielte, wie phantasielos auch immer, würde er ihnen wenigstens nichts tun.
    Trotzdem behielt Bill die Sache im Auge.
    Nun fing Wayne das Herz ab, umfing es mit seiner Pratze und hob es hoch über den Kopf.
    Die Kinder umringten ihn und riefen: »Mir! Gib es mir!« – »Nein, mir!« – »Mir, mir. Gib es mir! Ich bin dran!« Bill sah, dass Tom ganz vorn in der kleinen Schar stand, vor Wayne in die Hö-
    he sprang und nach dem Herz griff.
    Der noch immer grinsende Wayne ließ den Blick über die Kinder schweifen, als ob er eins herauspicken wollte. Und Bill sah, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte und wie der Griff seiner Hand um das robuste Plastikspielzeug sich verstärkte.
    Für Bill war es ein Albtraum der Lähmung. Er wusste, dass er Wayne niemals rechtzeitig erreichen würde.
    Wie in Zeitlupe senkte Waynes Arm sich hinab, mit der schweren Plastikkugel in der Faust. Das Herz kam direkt auf Toms gro-
    ßen, fragilen Schädel zu.
    Er sah eine schemenhafte Bewegung. Der mächtige Arm wurde zur Seite geschlagen. Etwas klammerte sich daran.
    Waynes fleischiger Unterarm streifte Tom und schleuderte ihn zurück. Der Junge schrie auf, aber Bill sah sofort, dass er nicht schwer verletzt war. Die anderen Kinder rannten schreiend davon.
    Wayne stand auf. Brüllend und mit verzerrtem Gesicht hob er den Arm hoch über den Kopf. Das Mädchen, Anna, schlug die Zähne tief in seinen Bizeps. Und nun wurde sie von Waynes brutaler Kraft vom Boden emporgehoben und zappelte mit Armen und Beinen. Sie hing nur noch mit den Zähnen an ihm.
    Bill packte Tom und zog ihn weg.
    Wayne schüttelte sich. Annas Kopf ruckte vor und zurück, aber sie ließ nicht los. Dann machte Wayne einen Schritt und schlug mit dem Arm gegen die Wand. Bill hörte ein Knacken, als Annas 440
    Kopf gegen den glatten Kunststoff knallte. Sie ließ den Arm los.
    Sie schien betäubt und sank mit schlaffen Gliedern wie eine Puppe auf den Boden. Ihr Mund war blutig wie die Lefzen eines Raub-tiers.
    Wayne umklammerte die Wunde und stieß Obszönitäten aus, während das Blut ihm durch die Finger rann. Bill sah, dass etwas Weißes im Fleisch steckte – vielleicht einer von Annas

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