Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
für die Herrenrasse.«
    »Gut, lassen wir Darwin und Gott mal außen vor«, grummelte Malenfant. »Cornelius, stellen Sie sich den Tatsachen. Wir haben herzlich wenig Einfluss darauf, was die Tintenfische hier tun. Sie scheinen in mehrere Fraktionen gespalten zu sein. Zumindest ein paar von ihnen scheinen entschlossen, ein Stück von diesem Felsen abzutrennen und ihn irgendwohin zu steuern. Der Bevölke-rungsdruck erzwingt das. Wenn wir sie linken – wenn wir versuchen, sie in den Kältetod zu schicken – und sie überleben, dann 430
    werden sie sicher nicht übermäßig von uns begeistert sein. Und wenn wir ihnen keine klaren Vorgaben machen …«
    Emma nickte. »Dann werden sie eben zu dem Ort gehen, von dem sie wissen, dass er das Wasser hat, das sie: brauchen.«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Erde finden«, sagte Cornelius.
    »Wohin dann?« fragte Malenfant.
    Cornelius schüttelte verzweifelt den Kopf. »In Ordnung, verdammt. Schicken wir sie zu den Trojanischen Asteroiden.«
    Malenfant beäugte ihn misstrauisch. »Wieso ausgerechnet dorthin?«
    »Weil die Trojaner sich an Jupiters Lagrange-Punkten konzentrieren. Im Vergleich dazu sind die Gürtel-Asteroiden über einen Orbit verteilt, der weit größer als der Mars-Orbit ist. Also gelangt man leicht von einem Trojaner zum andern. Und wir glauben, dass sie manchmal die Plätze mit den äußeren Jupitermonden tauschen. Versteht ihr? Das bedeutet, dass der Zugang von den Trojanern zum Jupiterorbit in energetischer Hinsicht sehr billig ist.
    Während die Asteroiden selbst reich sind.« Cornelius schüttelte den Kopf. »Mein Gott, was für ein faustischer Handel… Wir glauben, dass die bei den Trojanern verfügbare Asteroidenmasse ein paarmal größer ist als im Hauptgürtel. Und nicht nur das, sie scheinen auch super-kohlig zu sein …«
    »Was bedeutet das?«
    »Dass sie aus dem gleichen Stoff bestehen wie Asteroiden des C-Typs und Kometenkerne. Wie Cruithne. Aber in einer anderen Zusammensetzung, mit mehr flüchtigen Stoffen. Es war kalt dort draußen, als die Planeten entstanden. So kalt, dass leichtere Stoffe sich verfestigten.«
    Malenfant runzelte die Stirn. »Das scheint aber ein ganz besonderes Grundstück zu sein, das wir da weggeben wollen.«
431
    »Das will ich euch doch die ganze Zeit begreiflich machen«, sagte Cornelius. »Ein paar von uns glauben, dass die Trojaner vielleicht die reichsten Ressourcen im System sind. Deshalb wird auch eine so fruchtbare Spezies wie die Kalmare sicher einige Zeit benö-
    tigen, um sie zu verbrauchen. Und wenn sie damit fertig sind, können sie sich immer noch am Jupiter und seinen Monden gütlich tun, anstatt ins innere System zurückzukommen.«
    »Ich verstehe Ihre Logik«, grummelte Malenfant. »Wir geben ihnen ein großes Territorium, mit dem sie für Jahrhunderte beschäftigt sind.«
    »Zeit genug, um uns etwas einfallen zu lassen«, sagte Cornelius gepresst.
    Malenfant schaute Emma an. »Was sagst du dazu?«
    Sie zuckte die Achseln. »Geopolitik ist nicht mein Fach«, sagte sie.
    »Es geht hier nicht nur um Geopolitik«, sagte Cornelius. »Wir spielen mit einem Gegner, der über ein unbekanntes Potenzial verfügt, ein Spiel um die Zukunft der Spezies.«
    »Wir sagen ihnen, dass sie zu den Trojanern gehen sollen«, sagte Malenfant. Er war erleichtert, dass die Entscheidung endlich getroffen wurde. »Cornelius, fangen Sie gleich mit den Berechnungen für eine Trajektorie an …«
    ■
    Die Auswanderer-Kalmare brauchten nur ein paar Tage, um ihre Cephalopoden- Mayflower zu bauen.
    Sie sandten ihre Robots aus, um den Boden eines kleinen Kraters zu planieren. Über dem Krater errichteten sie einen annä-

hernd sphärischen Käfig aus Nickel-Eisen, das vom Asteroiden stammte. Dann fertigten sie die Hülle des Kugel-Schiffs, das sie in 432
    den Jupiter-Orbit bringen sollte. Es war ganz einfach: Modifizierte Feuerkäfer-Robots krabbelten über den Kraterboden und sprühten wie mit einer Sprühpistole für das Lackieren von Autos geladene Moleküle auf ein Substrat, bis eine Hülle mit der richtigen Stärke und einer Fertigungspräzision bis auf die molekulare Ebene entstanden war.
    Malenfant verfolgte den Vorgang, soweit es ihm möglich war. Es handelte sich um einen Fertigungsprozess mit der Bezeichnung ›Molekulare Strahl-Epitaxie‹, der vor ein paar Jahrzehnten auf der Erde entwickelt worden war. Doch erst die Tintenfische erhoben dieses Verfahren quasi in den Rang einer Kunstform.
    Malenfant

Weitere Kostenlose Bücher