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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ordentlich.
    Und nun glitt wieder etwas am Fenster vorbei. Es war eine golden schimmernde Kugel, über die Wellen liefen. Es war unerklärlich: schön, sogar elegant und zugleich absolut fremdartig. Wie ei-ne goldene Qualle, die aus der Dunkelheit auf sie zu schwamm.
    Plötzlich wurde June sich bewusst, wo sie überhaupt war, was sie tat und wie weit sie von der Heimat entfernt war. Die Bucephalus erschien plötzlich sehr zerbrechlich. Eine kreatürliche Angst legte sich ihr wie eine Klammer um die Brust.
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Emma Stoney:
    »Teufel«, sagte Malenfant. Seine per Funk übertragene Stimme rauschte in ihrem Ohr.
    Emma stand mit dem Anzug bekleidet im Freien und schaute zum Himmel empor.
    Ein derartiges Schiff hatte sie noch nie gesehen. Sie sah keine Düsen an der trompetenförmigen Basis. Das Schiff hatte zwei riesige flossenartige Flügel. Auf einem Flügel prangte der Schriftzug ›USA‹, und die Basis zierten ein USASF-Emblem und das Sternenbanner. Aus manchen Abschnitten der Hülle wuchsen komplexe Baugruppen: eine Antennen-Anordnung, die wie ein riesiger schwenkbarer Suchscheinwerfer aussah. Die Hülle war mit dicken Isolierungsmatten verkleidet, die durch die Wochen im All perforiert und vergilbt waren.
    Irgendwie fühlte Emma sich durch den Anblick dieser großen Masse am Himmel von Cruithne gestört: ein Himmel, der in ihrer Vorstellung leer war außer den Sternen, dem Schimmer der Erde und der hellen Sonnenscheibe.
    Ein paar Meter vor ihr manövrierte ein Feuerkäfer und zog mit seinen Felshaken und Leinen unentwegt einen engen, akkuraten Kreis. Der Panzer war verschrammt und mit Staub überzogen. Er war defekt, wie die ganze Ausrüstung im Habitat-Modul.
    Aber die Anzüge funktionierten einwandfrei. Malenfant hatte nämlich die Angewohnheit entwickelt, die Anzüge unter einem Meter locker gepacktem Regolith zu vergraben. Nur zum besseren Schutz, hatte er immer gesagt. Nun erkannte Emma den tieferen Sinn dieser Maßnahme.
    »Er kommt über dem Pol runter«, murmelte Malenfant und beobachtete das Schiff. »Sieht wie eine SSTO-Konstruktion* aus. Siehst *
    SSTO: Single Stage To Orbit = Einstufenrakete, die in der Lage ist, von der Erdoberfläche in eine Umlaufbahn zu starten. – Anm. d. Red.
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    du die Staurohr-Baugruppe an der Basis? Die Basis soll beim Wiedereintritt als Hitzeschild dienen. Das ist vielleicht ein großer Brocken. Wie haben sie es nur geschafft, das Ding so schnell zusam-menzubauen, hierher zu fliegen und uns aufzuspüren?«
    Cornelius zuckte die Achseln, wobei er im Anzug etwas behindert wurde. »Es zeigt, wie ernst die Sie nehmen. Auf jeden Fall wissen wir nun, was mit der Elektronik passiert ist.«
    »Ach so«, sagte Malenfant. »Ein EMP.«
    »EMP?« fragte Emma.
    »Elektromagnetischer Puls«, sagte Cornelius. »Sie haben eine kleine Atomwaffe über dem Asteroiden gezündet und so die Elektronik mit Strahlung überflutet, um sie auszuschalten.«
    »Mein Gott«, sagte Emma. »Was für eine Dosis haben wir dann abgekriegt?«
    Sie hatten keine Dosimeter und vermochten die Frage daher nicht zu beantworten. Emma spürte, wie sie unterm Hautanzug ei-ne Gänsehaut bekam, als ob sie den Schauer harter Strahlung spür-te, die in ihrem Körper zirkulierte.
    »Das war jedenfalls eine große Dummheit«, sagte Malenfant. »Sie haben nun keine Möglichkeit, mit uns zu sprechen.«
    »Vielleicht glaubten sie, keine andere Wahl zu haben«, sagte Cornelius. »Sie wussten schließlich nicht, was sie hier erwartet…«
    Und dann sah Emma etwas anderes: einen Wasserbeutel aus einem sich kräuselnden goldenen Material, der von Cruithnes Oberfläche Kurs auf den Eindringling nahm.
    Malenfant ballte die Faust. »Gottverdammt, das sind die Tintenfische. Diejenigen, die zurückgeblieben sind. Sie schlagen zurück.«
    Emma verließ der Mut. Es schien, dass sie zwischen die Fronten eines Kampfs geraten würden, ob sie wollten oder nicht.
    Funken sprühten aus komplexen kleinen Kuppeln an der Hülle des Schiffs. Das große Schiff rollte, um sich zu schützen. Aber das würde nicht ausreichen.
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    Der Anblick, wie die beiden gewaltigen Massen in völliger Stille aufeinander zustrebten, wirkte irgendwie beruhigend auf sie, obwohl sie sich der großen und tödlichen Kräfte bewusst war, die hier walteten: Sie waren wie Wolken, sagte sie sich, komplexe Wolken aus Metall, Wasser und Kunststoff.
    Die Membran der Wasserbombe riss an einem Vorsprung an der Schiffshülle auf. Das Wasser schoss in einem Schwall heraus und

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