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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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weit voraus-gedacht.«
486
    »Ihre Ausdrucksweise ist unmenschlich«, sagte Emma.
    Cornelius wirkte betroffen. »Vielleicht ist sie das. Aber, um die Wahrheit zu sagen, ich bin mir nicht sicher, ob Michael überhaupt menschlich ist. Er ist uns immer einen Schritt voraus gewesen, seit wir hier angekommen sind. Es ist gut möglich, dass er genau wusste, was er tat, als er durch das Portal ging – und dass er wusste, wohin es führt. Er hat es freiwillig getan. Haben Sie darü-
    ber schon einmal nachgedacht… ?«
    Eine Luftumwälzpumpe versagte ratternd den Dienst.
    Malenfant und Emma schauten sich an. Nach so vielen Wochen in der O'Neill und der Habitat-Blase kannte sie jedes mechanische Schlagen, Surren und Klacken der Systeme, die sie am Leben erhielten. Und sie wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Sie folgte Malenfant zu Cornelius, der auf einem Klapphocker vor der improvisierten Schalttafel des Habitats saß. Die Softscreen-Statusanzeigen leuchteten rot, und ein paar zeigten nur noch statisches Rauschen.
    »Was ist passiert?«
    Cornelius drehte sich zu Malenfant um. Die Augen waren vor Anspannung verengt. »Es sieht so aus, als ob unsre Elektronik ver-schmort wäre.«
    »Und wodurch? Einen Sonnensturm?«
    »Das bezweifle ich.«
    Malenfant tippte auf eine Softscreen. »Wir sind jedenfalls nicht direkt gefährdet. Die Oberflächensysteme scheinen alle ausgefallen zu sein, aber viele Habitat-Systeme haben eine relativ simple Elektronik und sind störsicher.«
    »Haben wir eine Strahlungsdosis abbekommen?« fragte Emma.
    »Vielleicht. Je nach dem, was der Grund für diese Panne ist.«
    »Mein Gott.«
    Cornelius hatte ein Bild auf der Softscreen.
487
    Es war ein Sternenfeld. Doch irgendetwas, ein gewaltiges Gebilde, blendete die Sterne einem nach dem andern aus. In der Mitte der schwarzen ausgestanzten Form blinkte ein Licht.
    »Das ist ein Schiff«, sagte Malenfant. »Aber wer …?«
    Mit einem mechanischen Rasseln fielen auch noch die letzten Systeme des Habitats aus, und es wurde still.
    Cornelius drehte sich zu Malenfant um. »Störsicher, ja?«
    Emma verspürte Hitzewallungen und Beklemmungen, und sie hatte Schmerzen in der Brust. Ohne die von den Schleifen-Systemen aufrecht erhaltene Luftumwälzung und -reinigung würde das von ihrer Lunge ausgestoßene Kohlendioxid sich um ihr Gesicht konzentrieren und sie allmählich ersticken …
    Sie fuchtelte vor dem Mund herum, um eine Luftbewegung zu erzeugen und kämpfte die aufsteigende Panik nieder.
    Das von einer Oberflächen-Kamera übertragene Softscreen-Bild verschwand.
    »Ich glaube, wir steigen besser wieder in die Anzüge«, sagte Malenfant.
    June Tybee:
    June lag locker angeschnallt auf ihrer Liege. Sie war einer von zehn Soldaten in dieser großen kreisrunden Kabine, die eine von fünfen war, die sich im Herzen der Bucephalus auftürmten. Die Soldaten sahen in den Kampfanzügen aus wie eine Reihe riesiger Käfer.
    Der Anzug und sogar der klobige Helm mit den dicken Anschlüssen fühlten sich nach der wochenlangen Ausbildung bereits wie ein Teil ihres Körpers an. Die Farbe des Anzugs war anthrazit bis schwarz. Asteroiden-Tarnfarbe. Es war eine Erleichterung für June gewesen, als sie kurz vor der Zündung der EMP-Bombe den 488
    Befehl erhielt, das Visier zu schließen. Die Soldaten hätten hier im Zentrum des Schiffs ohnehin vor Strahlung geschützt sein müssen, aber der zusätzliche Schutz durch den Anzug konnte nichts schaden.
    Nun wurden die Blenden vor den Kabinenfenstern geöffnet. Die Fenster waren nur kleine Kreise in den isolierten und gepolsterten Wänden. Aber sie waren groß genug, dass sie die Sterne sah.
    … Und noch etwas: eine kohlschwarze und massive Form, die in ihr Blickfeld wanderte. Sie sah aus wie ein Stück Holzkohle, auf die jemand mit Schrot geschossen hatte. Doch dann erkannte sie Strukturen an der Oberfläche: kleine goldene Kuppeln, etwas, das wie ein Raumschiff aussah und einen xenonblauen Schimmer.
    Es ertönten Jubelrufe und Schreie, und Junes Herz schlug erwar-tungsvoll höher.
    Es war Cruithne. Sie waren angekommen.
    Doch dann hämmerte eine Reihe von Schlägen gegen die Hülle des Raumschiffs. Sie wusste aus Erfahrung, was das war: die Rucke der Steuertriebwerke. Dass sie aber so lang feuerten, war ungewöhnlich.
    Sie spürte, dass sie wie von Geisterhand zur Seite geschoben wurde. Es dauerte eine Weile, bis ein Schiff mit der Masse der Bucephalus den Kurs geändert hatte. Doch in diesem Fall mühte das Schiff sich ganz

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