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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gemessen.
    »Nenn mich Maura. Du erinnerst dich also an mich.«
    »Sie waren immer wie eine Freundin zu uns.«
    Maura seufzte. »Kind, ich hatte versucht, dich zu töten.«
    »Sie haben nur Ihre Pflicht getan. Es gibt Menschen, die noch viel rücksichtsloser gegen uns vorgehen wollten als Sie, Maura Della. Wieso ziehen Sie nicht die Schuhe aus?«
    Maura lächelte. »Wieso eigentlich nicht?« Sie kickte die Slipper weg und ging ein paar Schritte im Gras. Es fühlte sich kühl und feucht an. Die Halme wirkten seltsam steif, aber sie wusste, dass das durch die geringe Schwerkraft hervorgerufen wurde.
    Anna faltete die Schwingen und sprang in die Luft: Sie ging einfach in die Knie und sprang drei Meter oder mehr in die Höhe.
    Dann entfaltete sie die Schwingen und flatterte – Maura verspürte einen Schwall der kühlen, kristallklaren Niederdruck-Luft –, und Anna schoss in den von der Kuppel überwölbten Himmel.
    Maura drehte sich zu den Soldaten um. Einer von ihnen, ein blonder Mann wie ein Bulle, musterte den Körper des Mädchens mit schmalen, harten Augen.
    Maura klatschte Beifall. »Das würde ich auch mal gern versuchen.«
    Anna spreizte die Schwingen. »Das ist nicht so einfach, wie es aussieht. Man muss kräftig genug mit den Flügeln schlagen, um ein Sechstel des irdischen Gewichts zu tragen.« Sie beäugte Maura.
    »Stellen Sie sich eine Fünf-Kilo-Hantel in jeder ausgestreckten Hand vor … Vielleicht sollten Sie für heute ein Luftauto nehmen.
    Das ist einfacher.«
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    Maura drehte sich mit einem fragenden Blick zu ihrer Eskorte um.
    Der blonde Soldat antwortete: »Wir dürfen nicht weiter ins Innere hineingehen, Ma'am. Aber Sie sind autorisiert. Auf eigene Gefahr.« Er hörte sich an wie ein Mitteleuropäer, ein Deutscher vielleicht. Er wies nach oben. Maura sah einen fußballgroßen Überwachungs-Robot, ein komplexes, mit funkelnden Linsen bestücktes Gerät, das lautlos durch die Luft glitt. »Sie müssen nur rufen, und wir holen Sie raus.«
    »Danke.«
    Maura folgte dem Mädchen zu einem kleinen eingezäunten Bereich, wo drei Fahrzeuge im Gras geparkt waren. Maura suchte sich eins aus, und mit der virtuellen jugendlichen Spannkraft, die die Mondschwerkraft ihr gewährte, flankte sie über die Tür in den Fahrersitz.
    Das Fahrzeug war nur eine offene weiße Kiste aus Metall und Keramik mit einem Joystick und einer kleinen Instrumententafel.
    Sie hatte Boeing-Markierungen und eine leicht verständliche Bedie-nungsanleitung in Großbuchstaben. Das Fahrzeug hatte keine Rä-
    der, sondern an jeder Ecke einen Turbofan in einer Gondel. Maura hatte schnell den Bogen raus, wie man die Gondeln mit dem Joystick schwenkte.
    Und als sie den – lautlosen, mit Wasserstoff betriebenen – Motor startete, schoss das Gefährt senkrecht in die Luft. Auf eine Berührung des Joysticks hin kippte es und vollführte die tollsten Kapriolen.
    Anna stieg weiter auf. Als sie aus Tychos Schatten ins Sonnenlicht kam, schienen die Schwingen in Flammen aufzugehen. Dann wendete sie und flog aufs Zentrum der Kuppel zu.
    Maura folgte vorsichtiger und flog in einer Höhe von einem Meter übers Gras hinweg.
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    Never-Never Land hatte die ungefähren Abmessungen eines Fuß-
    ballfeldes. Es schien überwiegend mit Gras bewachsen, doch da und dort glitzerten auch Teiche blau wie Schwimmbecken. Sie sah kleine Robot-Gärtner, die sich vorsichtig durchs Gras bewegten und es hegten und pflegten.
    Flache Kuppen ragten aus dem Gras. Eine von ihnen hatte eine Türöffnung, aus der helles Kunstlicht strömte. Vielleicht schliefen die Kinder dort drin, um sich der hohen Strahlenbelastung des Monds möglichst wenig auszusetzen.
    Genau in der Mitte der Kuppel war ein Bereich, der von einer hohen Glaswand eingegrenzt wurde. Maura wusste, dass nicht einmal der blaue Pass ihr Zutritt zu diesem Bereich verschaffen wür-de; dort befand sich nämlich das Artefakt – Transportmittel, Blase, was auch immer –, das die Kinder in Nevada als Schutz vor der Atombombe konstruiert hatten und mit dem sie hierher gekommen waren.
    Die Erwachsenen hatten bisher keine Ahnung, wie es funktionierte.
    Anna flog auf den Mammutbaum unter der Kuppel zu.
    Er kam Maura wie eine Eiche vor, aber der Stamm musste einen Durchmesser von sechs Metern haben, und die starken Äste durchmaßen auch mindestens einen Meter. Der Baum wirkte aber irgendwie gestaucht, als ob er eher in die Breite statt in die Höhe gewachsen wäre; wenn die Proportionen gestimmt hätten, sagte sie

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