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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Kommunikationska-nal, in dem viele Informationsströme nach dem Multiplex-Verfahren gebündelt wurden. Nach Ansicht der Linguisten handelte es sich um eine echte Sprache mit einer vereinheitlichten Grammatik. Aber sie übertraf menschliche Sprachen in der Komplexität der Struktur, der Geschwindigkeit und Kompression der Daten-
    übertragung. Die Überlegenheit beruhte außerdem auf dem Umstand, dass sie analog war – ob man den Arm oder Kopf nun so oder so hielt, schien einen großen Bedeutungsunterschied auszumachen – und der Entwicklungsgeschwindigkeit, die manchmal zu täglichen Änderungen führte.
    Außerdem schien es Begrifflichkeiten zu geben, dies nicht einmal im Prinzip eine Übertragung in andere Sprachen erlaubten.
    Zum Beispiel neue Zeiten. Es gab da eine, die auf palindromi-schen, in der Zeit symmetrischen Konstruktionen beruhte, die Si-tuationen mit einer geschlossenen Kausalität und sogar Verletzungen der Kausalität zu beschreiben schien.
    Eine Grammatik für Zeitreisende.
    Manche Theoretiker sagten, dass die ordentliche lineare Wahrnehmung der Zeit auf der Grundlage von Ursache und Wirkung, derer die Menschen sich bedienten, das Artefakt eines beschränkten Bewusstseins sei: vergleichbar damit, wie das menschliche Ge-582
    hirn aus ein paar Strichen auf einer Seite das Bild eines Gesichts zu ›konstruieren‹ vermag. Vielleicht waren die Kinder imstande, Zeit auf einer tieferen Ebene zu erfahren – nonlinear, sogar akausal.
    Und die Theoretiker, die sich am weitesten vorwagten, fragten sich, ob ihre Bewusstseine durch den Neutrino-Ozean, der das Universum erfüllte, vielleicht irgendwie fest vernetzt waren. Als ob die Feynman-Funktechnik das Wirken höherer Bewusstseinsebenen und -zustände ermöglichte.
    Die unterschiedlichen Strategien, mit denen man die Kinder in den Griff bekommen wollte, mussten sich noch bewähren. Die Kinder, die als Trojanisches Pferd eingesetzt werden sollten – wie die kleine Billie Tybee dort unten – schienen sich in die seltsame Gemeinschaft eingefügt zu haben, ohne sich an ihren Auftrag zu erinnern. Die Trojanischen Pferde waren massiv mit einer grundlegenden gemeinsamen Sprache und Quantifizierungsregeln präpariert worden, in der Hoffnung, dass sie wenigstens weiterhin verständlich mit der Außenwelt kommunizieren würden. Doch nicht einmal das hatte geklappt. Es fehlte ihnen einfach die Geduld oder die Bereitschaft, ihre Gedanken in die Baby-Sprache ihrer Eltern zu übertragen.
    Der einzige Blaue, der regelmäßig mit denen dort draußen sprach, war Anna, die fünf oder sechs Jahre älter war als die anderen. Und die Beobachter glaubten, dass – obwohl Anna die de fac-to-Anführerin der Kinder war – sie schon zu alt und ihr Spracher-werb zu früh abgeschlossen worden war, um in vollem Umfang am komplexen Austausch teilzunehmen, der das Leben der anderen Kinder bestimmte.
    Zumal Anna kaum ein geeigneter Botschafter war. Die Erwachsenen hatten ihr zu übel mitgespielt.
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    … Der Stamm der Eiche schien sich zu spalten und knickte ab.
    Ein schmales, verzerrtes Gesicht erschien und schaute zu Maura auf.
    Maura wäre fast aus dem Fahrzeug gefallen. »Ach du grüne Neu-ne!«
    Anna lachte.
    Die Giraffe trat aus dem Schatten des Baums. Mit dem gelb und schwarz gescheckten Körper war das große Tier für Maura praktisch unsichtbar gewesen. Die Giraffe trabte leichtfüßig davon, wobei der zierlich geformte Kopf leicht wackelte. Die geringe Schwerkraft schien ihre Bewegungen aber nicht zu beschleunigen. Dann erschienen noch zwei weitere Tiere, ein ausgewachsenes und ein Jungtier, das einen vergleichsweise kurzen Hals hatte.
    »Die NASA schickt jede Nacht robotische Mistkäfer vorbei, die den Kot abtransportieren. Die machen mir wirklich Spaß.«
    »Weshalb sind die Giraffen überhaupt hier?«
    Anna zuckte die Achseln. »Wir haben sie uns gewünscht. Jemand hat mal eine in einem Bilderbuch gesehen.« Maura sah den Giraffen nach, die zwischen dem hellen Sonnenlicht und dem Schatten der Kraterwände wechselten. Die Körper und die Bewegung muteten sie höchst fremdartig an; sie wichen vom Bauplan aller anderen Lebewesen ab. Eine extreme Laune der Evolution, sagte sie sich.
    Genauso wie diese verdammten Kinder.
    Annas Augen, grau wie Mondstaub, schauten ernst. »Maura, weshalb sind Sie hier?«
    »Ihr verdient die Wahrheit«, sagte Maura.
    »Ja, das stimmt.« Anna schaute zur Erde auf, deren Kugelform durch das Material der Kuppel leicht verzerrt wurde. »Wir sehen

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