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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Tornister hatte eine leistungsstarke Signalboje. Er beschloss, dass das eine gute Investition für die restliche Energie war. Er trennte die Boje vom Tornister, rammte sie in den Boden von Cruithne und aktivierte sie.
    Dann schüttelte er das Zelt aus, schlüpfte mit Emma hinein und blies es auf. Es war wieder einmal eine willkommene Erleichterung, sich an Emma zu kuscheln.
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    Er nahm Emmas verwundetes Bein in Augenschein. Es schien durch den Kontakt mit dem Vakuum zum größten Teil zerstört worden zu sein. Die Wundränder hatten sich aber grün und blau verfärbt und verströmten einen fauligen Geruch, wie verwelkte Blumen. Er schmierte die Wunde dick mit einer antiseptischen Salbe ein, die er im Tornister fand, bis es im Zelt wie in einem Krankenhaus roch. Aber wenigstens wurde der faulige Gestank überlagert.
    Und sie schien auch keine Schmerzen zu leiden. Vielleicht würden sie das alles überstanden haben, auf die eine oder andere Art, ehe die Lage für Emma unerträglich wurde.
    Er opferte etwas mehr Energie, um Wasser zu erwärmen. Dann mischte er es mit Orangensaft, und sie labten sich am faden Ge-söff. Sie aßen den Proviant im Tornister, getrocknete Bananen und etwas, das Joghurt zu sein schien. Mit Fetzen aus den Mikrometeoriten-Schutzanzügen improvisierten sie Waschlappen, und dann öffnete er ihre Anzüge und wusch Emma vorsichtig die Armbeugen, den Hals und den Unterleib. Malenfant nahm die vollen Urinbeutel und kippte den Inhalt in den Wasserrecycler des Militär-Tornisters. Dann füllte er die Anzug-Reservoirs mit frischem Wasser auf. Fast Routine, fast wie zu Hause.
    Auf irgendeiner Ebene verspürte er sogar Zufriedenheit, wie er sich bewusst wurde.
    »… Malenfant.«
    Er drehte sich um. Sie hielt sein Verbandspäckchen in der Hand.
    Mit den behandschuhten Händen hatte sie eine Folie mit dicken roten Pillen herausgezogen. Und ein silberfarbenes Revers-Band.
    Es war seine Notfall-Kennzeichnung.
    O je, sagte er sich. Ach du Scheiße. Das Geheimnis ist keins mehr.
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    ■
    »Tumorblocker. Stimmt's?« Sie ließ das Zeug los, und es sank langsam zu Boden. Ihr Gesicht war eine gelbe Maske mit einem Urknall-Sonnenbrand, und die Augen lagen in dunklen Kratern.
    »Du hast Krebs.«
    »Ich habe die Sache im Griff. Es ist gar nichts …«
    »Du hast mir nie etwas gesagt, Malenfant. Seit wann?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Das ist also der Grund. Nicht wahr? Deshalb bist du aus der NASA geflogen. Und deshalb hast du mich weggestoßen. Du bist vielleicht ein Arschloch.« Sie streckte die Arme aus.
    Er zog sich zu ihr hinüber, fasste sie an den Schultern und barg den Kopf in ihrer Halsbeuge. Sie streichelte seinen kahlen Kopf.
    »Ich konnte es dir nicht sagen.«
    »Wieso nicht? Hast du vielleicht geglaubt, ich würde weglaufen?«
    »Nein. In diesem Fall hätte ich es dir gleich gesagt. Ich habe geglaubt, dass du bleiben würdest. Dass du dich um mich sorgen und dich aufopfern würdest.«
    »Und das hättest du nicht ertragen. Ach, Malenfant. Und die Af-färe mit dieser verdammten Heather …«
    »Der Krebs hätte mich nicht umgebracht, Emma. Aber er hat mein Leben versaut. Ich konnte keine Kinder bekommen und nicht einmal in den Weltraum fliegen … Ich wollte nicht auch noch dein Leben vermurksen – au.«
    Sie hatte ihm eine Ohrfeige verpasst. Ihr Gesicht war verzerrt.
    Sie haute ihn wieder, so fest, dass es wehtat und knuffte seine Brust. Trotz ihrer Schwäche stieß sie ihn weg. »Mit welchem Recht hast du mich so manipuliert?« Und sie holte wieder aus.
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    Er hob die Hände und wehrte ihre schwachen Schläge ab. »Ich tat es für dich.«
    »Du verrückter Kerl. Und nachdem dann du die Scheidung provoziert hattest, um Gottes willen, hast du mich immer noch nicht losgelassen. Du hast mich in deine Firma geholt und mich obendrein in den Weltraum verschleppt.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Es tut mir Leid. Ich wollte dich gehen lassen. Aber ich hätte es nicht ertragen.
    Ich hätte dich niemals gehen lassen können. Aber ich habe es versucht. Ich wollte nicht dein Leben zerstören.«
    »Mein Gott, Malenfant.« Ihre Augen waren feucht. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Was glaubst du, wozu das Leben da ist?«
    »Emma …«
    »Hau ab! Lass mich in Ruhe, du Krüppel!« Und sie drehte das Gesicht zur Wand.
    Er blieb und betrachtete sie für lange Minuten. Dann schloss er den Anzug.
    ■
    Er fand Spuren menschlicher Präsenz

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