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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hatte noch nie jemanden so sterben sehen, aus dieser Nähe und so friedlich. Sie schien sich sogar umso besser zu fühlen, je näher das Ende kam; als ob sie durch irgendwelche Mechanismen getröstet würde.
    Sie leckte sich die Lippen. »Weißt du, wir konnten wohl nicht zusammen leben, aber wenigstens werden wir zusammen sterben.
    Ich hätte um nichts in der Welt darauf verzichten wollen, Malenfant. Um nichts in allen Welten … Und trag das verdammte Band.
    Es ist eine medizinische Notfall-Kennzeichnung. Du hast sie aus gutem Grund bekommen.«
    »Das werde ich.«
    »Du bist wirklich ein Arschloch, Malenfant. Du warst so sehr damit beschäftigt, die Welt und mich zu retten, dass du nie an dich 595
    selbst gedacht hast…« Sie öffnete die Augen und lächelte. Aber der Blick ging ins Leere. Ihre Hand flatterte, und er nahm sie.
    »Was ist?«
    »Ich habe ein Licht gesehen«, flüsterte sie. »Wie die Phönix-Universen. Das Licht der Schöpfung, in dem alles erstrahlt. Und ich habe die Wüste gerochen. Ist das nicht seltsam?«
    »Ja. Ja, das ist seltsam.«
    »Und ich glaube …«
    Aber sie war schon wieder eingeschlafen.
    Ihr Atem veränderte sich. Er verwandelte sich in ein Gurgeln, wie ein tiefes Schnarchen. Der Mund stand offen, die Haut war aschfahl, das Gesicht starr.
    Sie regte sich noch einmal. Sie lächelte. Aber er wusste, dass es nicht ihm galt.
    ■
    Er legte Emma den Anzug an, den Helm und das goldene Visier, Handschuhe und Stiefel. Als er fertig war, sah sie aus, als ob sie schliefe.
    Er wusch sich das Gesicht, trank etwas Wasser und brachte sogar einen Happen hinunter. Dann füllte er die Reservoirs auf und legte den Anzug an.
    Er baute das Zelt ab. Weil er es zum letzten Mal benutzt hatte, legte er es ordentlich zusammen und verstaute es im Tornister des Soldaten Tybee.
    Dann suchte er die Leinen und Felshaken zusammen und transportierte Emma um Cruithne herum zum Krater, wo er die Leiche des unbekannten Soldaten gefunden hatte. Das einzige Geräusch kam von seinem Atem, und die einzige Bewegung war das Kreisen 596
    der Sterne, Sonne und Erde am strahlend hellen Himmel von Cruithne.
    Er legte Emma neben dem Soldaten ab. Sie war so leicht in Cruithnes Mikrogravitation, dass ihr Körper fast keinen Abdruck im weichen Regolith hinterließ.
    Die Beerdigung der beiden Leichen war schnell geschehen. Er trat die Kraterwand ein, schaufelte mit behandschuhten Händen Regolith auf die Körper und wartete, bis der Staub sich abgesetzt hatte.
    Er nahm mit wachen Sinnen jede Einzelheit der Welt wahr: die Körnung des Regoliths, den er über die Körper verteilt hatte, das langsame Wandern der Schatten, das Ticken und Surren der Mechanismen des Anzugs – und die bedeutungslose Textur dieses Universums, des letzten in einer langen Reihe bedeutungsloser Universen.
    Er sollte ein Gebet sprechen. Das hatte er schließlich auch für Cornelius und Tybee J. getan, und die waren an einem viel fremd-artigeren Ort gestorben als diesem, viel weiter von der Heimat entfernt. Aber er fand keine Worte.
    Er ließ sie dort zurück.
    Zum letzten Mal umrundete er Cruithne und erreichte das Portal.
    Bei der Durchsuchung von Tybees Tornister hatte er eine Handgranate gefunden: ein kompaktes Ding, das sich förmlich in den Handschuh schmiegte und dessen Abzugsring groß genug für einen behandschuhten Finger war. Zehn-Sekunden-Zünder, vermutete er. Er wiegte die Granate in der Hand und presste sie dann an den Bauch.
    Er bezweifelte nicht, dass sie losgehen würde.
    Cruithne drehte sich. Schatten flohen auf ihn zu, und er wurde in Dunkelheit getaucht. Er hörte Pumpen im Tornister rattern und surren, als der ramponierte Anzug versuchte, ihn vor der 597
    Kälte zu schützen. Er wartete, bis die Erde hoch über dem Portal stand, ein blauer Planet über einem blauen Artefakt.
    Er zog die Granate ab. Zehn, neun, acht.
    Er hatte den trägen Mikrogravitations-Sprung gut geplant. Er würde kopfüber ins Portal eindringen, die Granate mit beiden Händen an den Körper gepresst. Der komplexe, uralte Boden von Cruithne glitt unter ihm vorbei.
    Dann drang er ins Portal ein. Er grinste. Geschafft, bei Gott. En-de der Geschichte.
    Zwei, eins.
    Er sah einen blauen Blitz und verspürte einen brennenden Schmerz …
    Maura Della:
    … Und es dauerte nur noch ein halbes Jahr, bis auf dem Mond alles auseinander fiel.
    Das Schreiben war von einem stämmigen Marine den ganzen Weg bis zum Mond befördert worden. Er sah so aus, als ob er den Befehl bekommen

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