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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Regierungsamtliche Aufzeichnungen – alles, was mit Bootstrap, den Blauen und dem Carter-Phänomen zu tun hatte –, wurden verbrannt oder gelöscht.
    Sogar außerhalb der Amtsstuben der Regierung wurden EDV-und Papierarchive mit Daten über die jeweiligen Vorkommnisse beschlagnahmt und vernichtet. Datensuch-Routinen, ob legal oder illegal, wurden ausgesandt und löschten ganze Computer-Festplat-ten.
    Es gab natürlich auch Einzelplatz-Rechner, die mit diesen Mitteln nicht zu erreichen waren. Doch selbst dafür fand man eine Lösung. Es bestand zum Beispiel die Möglichkeit, den Betrieb von Computern in Gebäuden zu überwachen, indem die Wasserleitun-gen als Antennen benutzt wurden. Das Militär wartete sogar mit bizarren Vorschlägen wie diesem auf, den ganzen Planeten mit dem Strahlenschauer eines EMP zu überschütten, der alle magnetischen Datenträger löschte.
    Das verursachte natürlich enorme ›Kollateralschäden‹ gerade auch für die Wirtschaft. Dagegen mutete der Tag, an dem der Dow Jones die Schallmauer von 100.000 durchbrach und alle Computer-Index-Speicher zerstörte, wie ein banales Malheur an.
    Das Ziel war einfach. Es ging darum, alle Aufzeichnungen vom Blauen Zentrum in Nevada zu vernichten, dem dortigen nuklearen ›Aufräumen‹ von Cruithne und der Schlacht auf dem Mond.
    Die physikalischen Spuren würden noch nach Jahrzehnten zu sehen sein. Aber es kam darauf an, dass keine Aufzeichnungen übrig blieben, die den offiziellen Vertuschungsgeschichten widerspra-631
    chen, die das FBI ersonnen hatte: der großen Lüge mit dem Armee-Offizier, der terroristischen Geiselnahme in Nevada mit dem tragisch gescheiterten Befreiungsversuch, der durch einen Unfall verursachten gewaltigen Explosion, welche die (rein wissenschaftliche) NASA-Mondbasis zerstört hatte und so weiter.
    Natürlich existierte die Wahrheit in den Köpfen und Herzen aller Beteiligten fort, auch wenn sämtliche Aufzeichnungen vernichtet wurden. Deshalb stand jeder, der viel wusste – vor allem die Personen einschließlich ihr, die das Zentrum in Nevada mit eigenen Augen gesehen hatten und Zeuge der misslungenen ›Säuberungs‹-Aktion gewesen waren – unter strenger Beobachtung. Es hatten sogar öffentliche Verfahren stattgefunden, wo man sie gezwungen hatte, die Wahrheit über Carter, Cruithne, die Blauen und den Rest zu widerrufen. Auch danach wurde sie jeweils beim Betreten und Verlassen des Gebäudes durchsucht und stand weiterhin unter strenger und ständiger Beobachtung.
    Doch solang die Erinnerungen existierten, durfte man sich nicht darauf verlassen, dass alle Mitwisser für den Rest ihres Lebens Stillschweigen über die große Lüge bewahrten. Maura grauste es bei der Vorstellung, dass in irgendeinem FBI-Labor eine grausame und raffinierte Säuberungsmethode ausgeheckt wurde, bei der die Menschenrechte zugunsten der Effizienz zurücktreten mussten.
    Und dann gab es noch die einfachste Methode überhaupt: eine Kugel in den Kopf …
    Es kursierten auch schon Gerüchte von Selbstmorden. Leute starben wegen ihres Wissens, wegen ihrer Erinnerungen.
    Die Freudenfeuer verfolgten zwei Ziele. Des erste bestand schlicht und einfach darin, die Massen unter Kontrolle zu halten.
    Die extremen Reaktionen auf Malenfants Übertragungen von Bildern aus der Zukunft, Zeitparadoxon-Botschaften und Weltuntergangs-Prophezeiungen hatten den Behörden auf der ganzen Welt gezeigt, wie sie solche Informationen handhaben mussten. Es spiel-632
    te überhaupt keine Rolle, ob die Welt am Dienstag unterging; heute mussten die Straßen gereinigt werden. Also wurden Malenfants Informationen dementiert, ins Lächerliche gezogen und manipuliert, sodass sie wie plumpe Fälschungen anmuteten. Am Ende – so versprachen die E-Psychologen – würde jeder, der sich noch an die schlechten Nachrichten aus der Zukunft klammerte, wie ein Rufer in der Wüste dastehen: mit dem Wissen über die unheilvolle Zukunft, aber ohne die Macht, etwas daran zu ändern.
    Nicht jeder ließ sich davon täuschen. Aber das war eher unerheblich. Der eigentliche Zweck von Freudenfeuer bestand nämlich darin, die Zukunft zu täuschen. Die Fakten, die zukünftigen Histori-kern vermacht wurde, durften auf keinen Fall den Beweis zulassen, dass das Volk von Amerika des einundzwanzigsten Jahrhunderts Krieg gegen seine eigenen Kinder geführt hatte.
    Trotz der persönlichen Verwicklung und der Einschränkung der Bürgerrechte unterstützte Maura dieses große Projekt. Es war schließlich

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