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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und Wasserflaschen. Und es gab eine komplizierte Struktur, ein hüttenartiges Gebilde aus Drähten, Kabeln und Metallteilen. Ein Käfig, eine Quarknugget-Falle. Aber dem Arrangement wohnte keine Ordnung, keine Logik inne. Man schien das Zeug nach Gebrauch einfach dort liegen gelassen zu 638
    haben. Wäre der Ort nicht so groß gewesen, hätte man ihn für einen Schweinestall halten können.
    Andererseits sah sie diesen Ort mit den Augen eines Erwachsenen. Er war nur ein besonders großes Kinderzimmer.
    Jemand sagte etwas. Die Worte waren undeutlich.
    Sie drehte sich um. Anna stand mit feierlichem Ausdruck und in die Hüften gestemmten Händen hinter ihr. Das Mädchen hatte wie die anderen Kinder einen Grauschleier.
    »Ich höre dich nicht!« versuchte Emma zu rufen. Ihre Stimme hallte hohl wie in einem schallschluckenden Raum.
    Anna rannte zu ihr hin. Sie schien sich mit erstaunlicher Schnelligkeit zu nähern, wurde mit jedem Schritt größer, und die Farben kehrten in die Kleider und ins Haar zurück.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie vielleicht etwas trinken möchten.« Sie hatte einen durchsichtigen Plastikbehälter in der Hand, in dem eine orangefarbene Flüssigkeit schwappte.
    Wo Emma nun darüber nachdachte, war ihre Kehle in dieser schwülen Hitze schon fast ausgedörrt. »Danke.« Sie nahm den Be-hälter, zog eine Folie ab und schlürfte die Flüssigkeit. Es war ein klebriger und stark gesüßter Fruchtsaft-Mix.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Anna.
    Sie schaute auf das zerschmetterte Bein. Der Schmerz war so schnell abgeflaut, dass die Extremität überhaupt kein Teil mehr von ihr zu sein schien, als ob sie ein zerbrochenes Maschinenteil betrachtete. »Eigentlich nicht besser als vorher«, sagte sie. »Aber …«
    »Sie spüren den Schmerz nicht«, sagte Anna. »Aber er ist noch da. Sie sollten vorsichtig sein.« Sie musterte Emma. »Sie wissen, wer Sie sind?«
    Emma runzelte die Stirn. »Ich bin Emma Stoney.«
    »Wissen Sie, weshalb Sie hier sind?«
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    Komische Fragen, wie bei einem Arzt. Schwimm mit dem Strom, Emma. »Ich bin bei den UN. Ich berichte Maura Della. Ich habe mit den Blauen, mit euch gearbeitet, seit Malenfant mich in der Mojave daran gehindert hatte, sein Raumschiff zu besteigen, seit Bootstrap zerschlagen wurde und Malenfant im All umgekommen ist …« Sie hatte ihr Leben neu geordnet und einen Teil des Schadens behoben, den Malenfant angerichtet hatte. Alles natürlich vor dem Hintergrund ihrer Beziehung zu Malenfant, obwohl der Mann schon seit fünf Jahren tot war. »Maura hat mich herge-schickt.«
    Sie haben einen Raumfahrer geheiratet, hatte Maura zu Emma gesagt. Nun haben Sie die Möglichkeit, in seine Fußstapfen zu treten. Ich würde am liebsten selbst fliegen. Aber ich bin schon zu alt dafür …
    Also war sie zum Mond geflogen. Und nun das.
    Anna ging mit beneidenswerter Leichtigkeit in die Knie und hockte sich neben sie. »Es ist schon in Ordnung«, sagte sie feierlich.
    »Was meinst du?«
    »Es spielt nun keine Rolle mehr.«
    Emma strich über den Boden. Die Oberfläche war fugenlos glatt, warm und leicht elastisch, wie Gummi. Wie der Boden in einer Krabbelstube oder einem Irrenhaus, sagte sie sich verdrießlich. Sie musterte Anna. »Das ist aber ein seltsamer Ort«, sagte sie. »Die Entfernungen scheinen zu täuschen. Ich hatte den Eindruck, dich durch ein Fischaugenobjektiv zu betrachten.«
    Anna runzelte die Stirn. »Was ist ein Fischaugenobjektiv?«
    »Ach egal.«
    »Natürlich sind die Entfernungen trügerisch«, sagte Anna. »Hier ist alles gefaltet.« Sie wies auf die blanke Ebene und den neonlicht-artigen Himmel. »Wie sonst hätten wir alles, was du gesehen hast, in dieser kleinen Blase unterbringen sollen?«
    »Sind wir noch immer auf dem Mond?«
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    »Aber ja. Das heißt, wir sind noch immer mit dem Mond verbunden. Die Geometrie hier ist hyperbolisch. Ein infinites Volumen ist in einem finiten Umfang enthalten.« Anna hob die Hand und krümmte die Finger. »Die Wände sind zugleich unendlich weit und nur zwei Meter entfernt. Hier drin vergehen Minuten, während draußen zwei Jahrhunderte vergehen.« Sie schaute Emma mitfühlend an.
    Es kam aber auch nicht darauf an, ob Emma verstand oder nicht. Es war nur so, dass dieser Ort eine Sackgasse zu sein schien, für die Kinder und für sie selbst. Was auch immer von nun an geschah, es gab kein Zurück: zurück zur Welt, in der sie mit allen Annehmlichkeiten des Lebens aufgewachsen war

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