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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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eine Frage der nationalen Sicherheit. Und nicht nur das: Es war entscheidend für die Zukunft der ganzen Spezies.
    Die US-Regierung schien mit unidentifizierbaren Superwesen aus der Zukunft in einen Krieg eingetreten zu sein. Die einzige Waffe, die ihr zu Gebote stand, war die Kontrolle über die Informationen, die an zukünftige Generationen weitergegeben wurden. Und die Regierung verfolgte dieses Projekt mit allen Ressourcen, die ihr zur Verfügung standen – versuchte die Unterlaufbewohner zu täuschen, ehe sie geboren waren.
    Der Kampf war nicht völlig aussichtslos. In der Geschichte gab es Präzedenzfälle, wie manche Akademiker darlegten. Fast die gesamte Geschichte war eine sorgfältig konstruierte Mythologie, zum Zweck der Propaganda oder der Gründung von Nationen. Die Verfasser der Evangelien hatten die dröge Geschichte eines Zimmer-mannsohns und Predigers aus Nazareth in ein Instrument verwandelt, um Macht über die Seelen der Menschen zu erringen – bis 633
    zum heutigen Tag. Sollte die US-Regierung mit den ihr zur Verfü-
    gung stehenden Techniken und Möglichkeiten da nicht ungleich bessere Resultate erzielen?
    Maura hatte jedoch eine dumpfe Ahnung, dass das ein Krieg war, den die Gegenwart nicht gewinnen konnte. Das verstrahlte Artefakt auf Cruithne, vor allem die Raumzeit-Blase auf dem Mond waren da: real und unbestreitbar. Und das galt auch für die Wahrheit.
    Die Schnüffler verließen sie.
    Es lag noch ein Bericht auf dem Schreibtisch. Sie überflog ihn und wollte ihn schon in den Verbrennungsofen werfen.
    Dann legte sie ihn wieder auf den Schreibtisch, griff zum Tele-fonhörer und rief Dan Ystebo an.
    »Neuigkeiten von den Trojanern«, sagte sie. »Einer der NASA-Satelliten hat eine anomale Strahlung registriert. Stark rotverscho-ben.« Sie las ihm Details und Zahlen vor.
    Mein Gott. Wissen Sie, was das bedeutet?
    »Sagen Sie's mir.«
    Die Kalmare verschwinden, Maura … Er redete hektisch und kam endlich darauf zu sprechen, was aus seinen intelligenzverstärkten Cephalopoden geworden war. Diese Möglichkeit hat er wohl nicht allzu oft, sagte Maura sich traurig.
    … Wir wissen, dass sie sich in der Wolke der Trojaner ausgebreitet haben. Wir können nur raten, wie viele es von ihnen mittlerweile gibt.
    Unsre Schätzung liegt bei über hundert Milliarden. Und es ist möglich, dass sie miteinander kooperieren. Eine einzige gigantische Schule. Wissen Sie, weshalb die Zahl so wichtig ist? Hundert Milliarden scheinen eine Schwelle zu sein … Man braucht hundert Milliarden Atome, um eine Zelle zu organisieren. Man braucht hundert Milliarden Zellen, um ein Gehirn zu organisieren. Und vielleicht haben draußen in den Trojanern hundert Milliarden Cephalopoden-Bewusstseine, die nur Lichtminuten auseinander stehen, sich in etwas verwandelt…
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    »Transzendiert?«
    Ja. Wir vermögen uns nicht einmal vorzustellen, wie das sein muss und wozu sie nun in der Lage sind. Genauso wenig, wie ein einzelnes Neuron sich vorzustellen vermag, wozu ein menschliches Gehirn in der Lage ist.
    Der Weltraum gehört den Cephalopoden, Maura. Er war nie für uns bestimmt.
    Seine Stimme, seine bizarren Spekulationen waren für Maura wie ein Rauschen aus der Vergangenheit. Sie seufzte. »Ich glaube nicht, dass das noch irgendwie von Belang ist, Dan. Und Sie sollten aufpassen, mit wem Sie reden.«
    »Ja.«
    »Wo arbeiten Sie jetzt?«
    Brazzaville. Ich habe einen Job in der Kuppel bekommen. Biosphären-Wiederherstellung.
    »Sehr schön.«
    Das finde ich auch. Das Leben geht weiter … Diese Werte für die Rotver-schiebung. Die Cephalopoden müssen sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit entfernen.
    »Was glauben Sie, wohin sie gehen?«
    Vielleicht ist das die falsche Frage, Maura. Die richtige Frage lautet vielleicht, weshalb sie verschwinden.
    ■
    Am Ende des Tages saß sie am Schreibtisch und betrachtete den Himmel über Washington. Sie schaltete die Lärmfilter ab, sodass sie die Gesänge und Parolen der Demonstranten auf der Straße hörte.
    Es gab noch immer viel zu tun. Auch ohne Carter waren die Aussichten für die Zukunft nicht rosig. Und viele Leute schienen zunehmend der Versuchung zu erliegen, ihre Freiheit autoritären 635
    Utopisten zu opfern, die ihnen versprachen, diese Zukunft zu ordnen.
    Niedergeschlagen sagte Maura sich, dass der Verlust signifikanter Freiheitsrechte wohl unvermeidlich war. Aber sie hatte zumindest die Möglichkeit, für Schadensbegrenzung einzutreten – wie sie es immer schon getan

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