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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hatte.
    Vielleicht ging dieser Kampf aber auch über ihre Kräfte.
    Sie wurde sich bewusst, dass niemand sie vermissen würde, falls sie nun aus Washington verschwand. Sie hatte kaum Freunde. Es war schwer, hier Freundschaften zu schließen und zu pflegen.
    Nicht verheiratet, keinen Partner, keine Kinder. War sie einsam?
    Vielleicht.
    Für eine lange Zeit, ehe diese Sache mit Malenfant über sie her-eingebrochen war, war sie einfach so beschäftigt gewesen, dass sie manchmal gar nicht mehr wusste, wer sie überhaupt war. Sie fragte sich manchmal, was sie hier so lang gehalten hatte. Waren ihr Werte – die an einem in Raum und Zeit weit entfernten Ort sich ausgeprägt hatten – nur eine Chiffre für tiefere Bedürfnisse? Gab es ein tieferes Defizit, eine Unzufriedenheit, die sie all die Jahre mit pausenloser Aktivität zu überspielen versucht hatte?
    Wenn das so war, wenn sie – was sich bereits abzeichnete – durch Alter und Isolation am Rande der Gesellschaft stand, würde sie sich vielleicht erstmals damit auseinander setzen müssen.
    Sie schaute aus dem Fenster und sah den Mond am taghellen Himmel. Unter ihr drehte der Planet sich; Sonne, Mond und Sterne zogen am Himmel ihre Bahn. Sie fühlte sich entrückt und ihrer kleinen Sorgen enthoben, als sei sie eine Maus, die in einem großen, unbegreiflichen Uhrwerk umherlief.
    Es klopfte an der Tür.
    Maura warf den NASA-Bericht in den Ofen und ließ die Polizisten wieder herein.
636
Emma Stoney:
    … fiel in graues Licht.
    Schau den Mond, Malenfant. Schau den Mond. Es beginnt …
    Für einen Moment, einen kurzen schmerzlichen Moment glaubte sie, bei Malenfant zu sein – aber wo? Auf Cruithne?
    Aber sie war noch nie auf Cruithne gewesen, hatte vor dem Ab-stecher zum Mond, um in Mauras Auftrag Never-Never Land zu inspizieren, die Erde nie verlassen. Und Malenfant war natürlich schon lange tot, beim Sturm der Raumsoldaten auf Cruithne umgekommen.
    Und die Blauen Kinder auf dem Mond umringten sie, fassten sie an Händen und Kleidung und hoben sie auf.
    Sie erinnerte sich wieder. Der deutsche Blauhelmsoldat, der sie angegriffen hatte. Die Flucht in die xenonblaue Raumzeit-Anomalie der Kinder.
    Sie hielt Ausschau nach dem unbekannten Rufer, sah ihn aber nicht.
    Sie legten sie vorsichtig – worauf? Einen glatten Boden? –, und dann entfernten die Kinder sich und liefen auseinander.
    Sie lag auf einer amorphen glatten Ebene. Die Luft war warm und feucht, etwas stickig. Sie war eigentlich zu heiß und machte sie unruhig und gereizt.
    Sie sah nichts vor sich: keine xenonblaue Wand, keine entgegengesetzte Seite dieser Unwirklichkeits-Blase, die nur ein paar Meter entfernt hätte sein müssen. Sie streckte die Hand aus und rechnete fast damit, dass sie durch irgendeine unsichtbare Schnittstelle mit der Realität verschwand. Aber das geschah nicht.
    Sie versuchte sich aufzusetzen. Der unerträgliche Schmerz kehrte kurz zurück, und sie blieb liegen und wünschte sich, wieder in Ohnmacht zu fallen. Aber sie verlor nicht das Bewusstsein. Und 637
    der Schmerz ließ irgendwie nach wie ein unmerklich einsetzender Gezeitenwechsel.
    Die Kinder verteilten sich über die Ebene. Das Grau und die Kontrastarmut wuschen die Farbe aus der Haut und der Kleidung der Kinder, sodass sie richtig krank aussahen. Sie schienen sich erstaunlich schnell von ihr zurückzuziehen und schrumpften perspektivisch zu Spielzeugfiguren. Vielleicht war dieser Ort doch grö-
    ßer, als es den Anschein hatte.
    Der Himmel leuchtete in einem einheitlichen tristen Grau. Es gab keine räumlichen Vergleichsmaßstäbe – keine Anzeichen von Sternen, weder von der Sonne noch von der Erde, weder von Raumfahrzeugen noch von Wolken. Das Licht hatte keine Quelle und warf keine Schatten.
    Je weiter die Kinder sich von ihr entfernten, desto grauer schienen sie zu werden und färbten sich schließlich schwarz, als ob mit dem Licht etwas nicht stimmte. Es gab nichts zwischen den Kindern und dem Horizont, keine Zäune und Gebäude. Nur dass es überhaupt keinen Horizont gab. Der Boden verschmolz einfach mit dem Grau des fernen Himmels. Sie kam sich vor wie in einer riesigen Glasschüssel.
    Vielleicht ist das eine Art von Grenzerfahrung vor dem Tod, sagte sie sich. Eine Illusion.
    Aber so fühlte es sich nicht an. Und sie beobachtete und analy-sierte fleißig weiter.
    Es lagen Stapel aus diversen Gegenständen auf dem Boden herum: Plastikspielzeug in hellen Grundfarben, Haufen aus Bettwä-
    sche oder Kleidung, Essenspakete

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