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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und mit Kaffee, um Gottes willen – einer letzten Tasse Kaffee anstatt dieses Oran-gesirups … Sie hätte ihre Seele dafür verkauft. Noch besser, einen letzten Tequila Sunrise.
    Zwei Jahrhunderte, hatte Anna gesagt.
    Annas Blick war leer und konzentriert. Sie kennt die Bedeutung, sagte Emma sich. Es ist real. Es geschieht. Deshalb sind wir hier.
    Ich bin in der Zeit versetzt worden, zum Carter-Tag.
    Angst legte sich wie eine Klammer um ihr Herz.
    Nun kamen die Kinder zurück. Ein paar von ihnen hatten Spielsachen dabei – Puppen, sogar ein Spielzeuggewehr. Ein Junge kam auf einem kleinen Plastikfahrrad daher, das für den Betrieb auf dem Mond mit dicken Drahtgeflecht-Rädern ausgerüstet war.
    »Das war ein guter Ort für einen Zyklus«, sagte Anna träumerisch. »Deshalb haben wir ihn auch so gebaut.«
    »Ihr habt ein Spielzeuguniversum erschaffen, um Fahrrad zu fahren?«
    Sie grinste Emma an. »Wenn Sie zehn Jahre alt und imstande wären, ein Universum zu errichten, was würden Sie tun?«
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    Emma runzelte die Stirn. »Es ist schon lange her, seit ich zehn war.« Und irgendwann habe ich vergessen, wie es ist, Kind zu sein, wurde sie sich bewusst. Wirklich zu schade.
    Die Kinder näherten sich unnatürlich schnell und erlangten ihre normale Größe und Farbe zurück. Emma roch sie, ihre erhitzten, schwitzenden kleinen Körper – der Spielplatz-Geruch war geradezu tröstlich in dieser hellen, grauweißen Unwirklichkeit. Billie Tybee, inzwischen sieben Jahre alt, reichte ihr die Hand. Emma nahm sie.
    Die kleine Hand war warm und schmiegte sich in ihre.
    Anna stand auf.
    »Ist es Zeit?«
    »Bald«, sagte Anna.
    Emma kam mühsam auf die Beine. »Dann bringen wir es hinter uns.«
    »Nein«, sagte Anna, »es wartet nicht auf uns.«
    Die kleine Billie Tybee hielt noch immer ihre Hand. Emma lo-ckerte den Griff und wollte sie loslassen, aber das kleine Mädchen ließ nicht los. Also humpelte Emma vorwärts. Sie wurde von den anderen Kindern gestützt und neigte sich zur Seite, um Billie an der Hand zu halten.
    Emma schaute den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie versuchte sich die Stelle, an der sie angekommen war, zu merken, die Position des unsichtbaren Tors zu ihrem eigenen, vertrauten Universum. Wenn es einen Weg hier heraus gab, dann sicherlich von dort. Aber die Oberfläche war so glatt und unstrukturiert wie nackte Haut.
    Sie seufzte. Vergiss es, Emma. Woher du kommst, ist nicht mehr wichtig. Aber wohin du gehst, das ist wichtig.
    Sie spürte, dass sie zitterte.
    War es das Nicht-Wissen, das Nicht-Verstehen, das diese Erfahrung so unerträglich machte? Doch selbst wenn sie es gewusst hät-te – wenn die Kinder sie zu einem gefalteten Raumzeit-Äquivalent 642
    eines elektrischen Stuhls führten, wenn sie bis ins kleinste Detail wüsste, wie ihr Leben enden würde –, würde das es für sie leichter machen?
    Die Schar setzte die langsame Wanderung über die amorphe Ebene fort. Stapel aus Krimskrams, Kleidungsstücken, Spielzeugen und Lebensmittelpaketen schienen im Rhythmus der sich verkürzenden und ineinander fließenden Distanzen an diesem gefalteten Ort um sie zu wabern.
    Sie näherten sich langsam der einzigen substantiellen Struktur in der Ebene, der hüttenartigen Struktur aus Metall und Draht, die sie zuvor schon gesehen hatte. Es handelte sich wirklich um eine Kugelblitz-Falle: ein aus Schrott-Teilen improvisierter elektromagnetischer Käfig, der einen Brocken Quarkmaterie zu bannen vermochte. Sie sah, dass die Kinder, wie zuvor schon die Prototypen, auch diesen Käfig in Handarbeit angefertigt hatten: Das Gebilde war aus Draht, Metall und Plastik zusammengeschustert worden.
    Trotz der rustikalen Machart funktionierte der Käfig offensichtlich, denn er enthielt einen Kugelblitz, einen schwebenden Lichtpunkt. Er schien einem komplexen Pfad zu folgen und huschte hin und her. Wenn er sich vielleicht fünfzehn Zentimeter vom Ursprung entfernt hatte, wurde er langsamer und bewegte sich dann zurück. Emma versuchte eine Periodizität in der Bewegung zu erkennen. Vielleicht gab es hier viele Schwingungen, die sich im dreidimensionalen Raum überlagerten.
    Die Kinder wurden langsamer und verteilten sich, als sie den Kä-
    fig erreichten. Anna und die anderen legten Emma vorsichtig auf den Boden; die mit Drahtresten übersäte Oberfläche war so unstrukturiert und unangenehm warm wie am Anfang. Billie Tybee setzte sich neben sie auf den Boden und schmiegte sich an sie.
    Ein kleiner Junge verzog sich hinter

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