Das Multiversum 1 Zeit
Pritsche im stillen Raum die Augen schloss, spürte er im tiefsten Innern, wie die Zeit verging, unerbittlich verstrich, unsichtbar gemessen von der Entstehung seiner eigenen Gedanken. Es kam nicht darauf an, dass seine Erinnerungen keinen Sinn ergaben und dass das, was ihm widerfahren war, keine Logik oder Erklärung hatte. Es genügte, dass er im tiefsten Innern wusste, dass das Universum noch funktionierte.
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Die Regeln hier an der Schule hatten sich vereinfacht.
Essen war alles.
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Wenn man nicht weiß, wann es das nächste Mal etwas zu essen gibt, musste man alles Essbare, das man fand, entweder gleich verzehren oder horten.
Es war aber besser, möglichst viel zu horten und es in den Klei-dern oder in einem Versteck aufzubewahren, damit man mehr davon hatte. Deshalb hatte Michael ein Versteck in der Wand der Wohnheim-Hütte angelegt. Wenn man Essen hatte, besaß man Macht. Wenn ein andrer Essen hatte, besaß der Macht über einen.
Es gab auch noch andere Regeln.
Zum Beispiel: Nachts durften die Kinder ihren Raum im Wohnheim nicht verlassen, um ihre Notdurft zu verrichten. Es waren immer eine Schwester oder ein Bruder im Wohnheim, um darauf zu achten. Für die Nacht gab es einen einzigen Eimer, der in der Mitte des Raums stand. Er war zu klein und bald voll. Wenn er überschwappte, wurde man bestraft. Wenn man ins Bett machte oder sich irgendwo erleichterte, wo es nicht erlaubt war, wurde man auch bestraft. Viele der kleineren Kinder waren ziemlich un-geschickt und stießen den Eimer oft um oder verursachten sonst eine Ferkelei. Sie wurden oft bestraft.
Nachts hörte Michael manche Kinder vor Schmerz weinen, weil sie der Versuchung zu widerstehen versuchten, den Eimer zu benutzen. Und dann hörte er, wie Anna sie beruhigte und ihnen half, sich mit ihrer Lage abzufinden.
Neue Kinder, die mit krakeligen blauen Kreisen auf den Hemden hier ankamen, weinten und jammerten oft und wurden bestraft, wenn sie gegen die Regeln verstießen. Aber sie lernten schnell.
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Michael hatte einen Besitz, der ihm am Herzen lag. Es war die Taschenlampe, die Stef ihm gegeben hatte. Michael benutzte die Lampe nur selten, und die Batterien waren noch so gut wie neu.
Nachts kroch er still und leise unters Bett. Er hatte ein paar Metallscheiben, in die er mit einem Nagel kleine Löcher gestanzt hatte.
Er strahlte eine Metallscheibe mit der Taschenlampe an und betrachtete den Kreis aus gelbem Licht, der an die Wand geworfen wurde. Er sah einen hellen inneren Kreis, der von einem Band aus Halbschatten umgeben wurde. Dahinter war es dunkel. Dann legte er eine weitere gelochte Scheibe in den Kreis, wodurch das Licht, das er warf, gestreckt wurde.
Der Lichtfleck, der vom zweiten Loch geworfen wurde, war anders. Er sah den inneren Fleck und das umgebende Dunkel, doch dazwischen waren konzentrische Ringe mit verwirrenden Mustern aus Licht und Schatten. Sie waren farbig: Blaue, orangefarbene und rote Ringe überlappten sich. Die Ringe leuchteten schön in der Dunkelheit. Er sah Wellen wie in einem Teich – Orte, an denen die Lichtstücke – Photonen – zusammenstießen, an den hellen Stellen sich überlagerten und in Richtung Dunkelheit sich immer mehr aufhoben.
Er fand ein hellblaues Stück Cellophan und legte es über ein Loch. Nun sah er ein einfaches System aus konzentrischen Kreisen, die nur blau gefärbt waren. Er empfand die blauen Kreise als Trost. Er stellte sie sich als Türen vor, die an die Wand gemalt waren und die ihm vielleicht die Rückkehr ins Dorf oder an einen besseren Ort ermöglichten.
Er zog die Apparatur auseinander. Vielleicht gelang es ihm, sie so weit zu dehnen, dass jeweils nur ein Lichtstück, ein Photon, durch die Löcher drang. Das gelang ihm zwar nie, aber es war ihm auch egal; er sah das Ergebnis nämlich im Kopf.
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Er sah einen Strom von Photonen, die einzeln auf die Wand trafen und sich in einem komplexen Reigen zu den glühenden Bändern zusammenschlossen.
Es gab jedoch ein Elektron, das von den anderen getrennt war.
Es glich einem geworfenen Stein. Welchem Einfluss unterlag es?
Wie konnte es wissen, an welcher Stelle der Wand es auftreffen musste und an welcher nicht?
Die Antwort war offensichtlich. Das Photon wurde an den richtigen Platz geschubst und gestoßen, wie damals, als es Teil einer Flut war. Also musste etwas aus den Löchern kommen, das die Photonen beeinflusste, auch wenn jeweils nur ein Photon durch die Löcher kam. Etwas, das sich genauso wie Photonen verhielt,
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