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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich. Sie wusste, 241
    dass sie nie mehr zu jagen vermochte, auch wenn sie noch die Kraft dazu hätte.
    Doch dann kehrten die Kinder zurück und versuchten sie aus ihrer Lethargie zu reißen.
    Wieso, sagten sie. Wieso jetzt das. Wieso sterben.
    Und sie versuchte es ihnen zu erklären. Ja, sie würden alle sterben, aber für eine große Sache, damit die Erde, das Meer, die Menschen leben würden. Menschen und Cephalopoden, eine große, weltumspannende Schule. Es war eine großartige Vision, die es wert war, dass sie ihr Leben dafür hingaben.
    Oder?
    Aber sie wussten nichts von Dan und der Erde. Sie wollten ungehindert von Barrieren aus weichem Plastik in Schulen jagen und im Meer schwimmen.
    Sie waren wie sie. Doch in mancherlei Hinsicht glichen sie eher ihrem Vater. Kraftvoll. Urwüchsig.
    Sie sah, dass sie sich beratschlagten – zu schnell, als dass sie imstande gewesen wäre, ihnen zu folgen.
    Sie hatte es wahrscheinlich nicht so gut erklärt, wie Dan es vermocht hätte.
    Nein. Du stirbst wir sterben …
    Dan Ystebo:
    Am JPL loggte Dan sich zur üblichen Zeit für den täglichen Kontakt mit der Nautilus ein. Es hatte seit Tagen nichts als seelenlose Telemetrie gegeben. Er war sich nicht einmal sicher – zumindest ging es aus der unscharfen Telemetrie nicht hervor –, ob Sheena überhaupt noch lebte.
    Vielleicht war das sein letzter Kontakt. Er wäre froh, wenn ihm noch mehr von diesem Scheiß erspart bliebe.
242
    Er räumte den Schreibtisch auf. Dann ließ er den Blick durch die Kabine schweifen, aus der er ausziehen würde: die gute, alte Klause mit dem gemütlichen Chaos aus ungespülten Kaffeetassen und Fast Food-Verpackungen, Handbüchern und zusammengeroll-ten Softscreens sowie dem Multi-Poster an der Trennwand, auf dem in einer Endlosschleife das klassische Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer ablief.
    Dan kehrte nach Key Largo zurück. Er wollte bei Bootstrap kündigen und sich wieder der Bioregeneration und Gentechnik widmen, die sein eigentliches Fachgebiet waren. Um die Wahrheit zu sagen, er freute sich schon darauf, wieder nach Florida zurückzukehren. Die Arbeit, die er dort leistete, hatte nämlich nur ihr Gutes, soweit es ihn betraf. Ohne den ethischen Opportunismus von Bootstrap.
    Trotzdem hoffte er, noch so lang am JPL zu bleiben, um bei Sheena zu sein, wenn sie starb. Und die Bio-Signale in der Telemetrie deuteten darauf hin, dass es nicht mehr lang dauern würde.
    Dann würden die Radioteleskope des Deep Space Network sich für immer vom Asteroiden abwenden, und was auch immer danach geschah, würde in der Dunkelheit und Kälte ungehört verhallen.
    … Ein neues Bild erschien auf der Softscreen. Ein Kalmar, der ihm Zeichen gab, das Muster der vorüberziehenden Wolke, und ein Zeichen, das er Sheena ganz am Anfang gelehrt hatte: Schau mich an. Dan, Schau mich an. Dan. Dan. Dan.
    Er glaubte es nicht. »Sheena?«
    Er musste die langen Sekunden warten, während dieses eine Wort, in blitzschnelle Zeichen umgewandelt, durch den Raum übertragen wurde.
    Sheena 6.
    »… Oh.« Eins der Jungen.
243
    Der Kalmar drehte sich mit einem Ausdruck der Stärke und Zuversicht um und schien Dan durch einen Wald von Armen mit Räuber-Augen anzuschauen.
    Stirbt.
    »Sheena 5? Ich weiß.«
    Wasser. Wasser stirbt. Fisch. Kalmar. Gefahr nah. Wieso.
    Er begriff, dass sie die Biosphäre des Habitats meinte. Ich soll ihr sagen, wie man die Biosphäre repariert. »Das ist nicht möglich.«
    Nicht. Diese großen schwarzen Augen. Nicht. Nicht. Nicht. Der Kalmar erzeugte eine rasante Abfolge von Körpermustern; Balken und Streifen pulsierten auf ihrer Haut, sie senkte den Kopf und hob die Arme. Ich bin groß und stark. Ich bin ein Papageifisch, Seegras, Gestein, Koralle, Sand. Ich bin kein Kalmar, kein Kalmar, kein Kalmar.
    Er hatte Sheena kein Zeichen für ›Lügner‹ gelehrt, doch dieser Tintenfisch, der ihn über Millionen Meilen mit Lügen bombar-dierte, gab sein Bestes.
    Aber er sagte die Wahrheit.
    Oder? Wie, zum Teufel, sollte man das Lebenserhaltungssystem in dieser Wasserkugel, das für eine bestimmte Zeitdauer ausgelegt war und aus einer geschlossenen Schleife bestand, so erweitern, dass es mehrere Kalmare unterstützte und viel länger Bestand hatte, am besten unendlich lang?
    … Die Schleife muss überhaupt nicht geschlossen bleiben, erkannte er. Das Habitat der Nautilus saß doch auf einem Asteroiden voller Rohstoffe. Die waren das eigentliche Ziel der Mission gewesen. Zumal Sheena 5 die Schleifen schon etwas

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