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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gerade zu mir gekommen sind. Für den Fall, dass Sie es noch nicht wissen, die Sache mit Cruithne hat sich erledigt. Nach dreimonatigen Oberflächen-Operationen haben wir nichts entdeckt, was die Umleitung der Mission von Reinmuth rechtfertigen würde. Ganz zu schweigen von den Komplikationen, die sich daraus für uns ergeben haben.«
    »Wir haben das doch oft genug besprochen«, sagte er. »Sie wissen genau, dass der Aktionsradius der Feuerkäfer-Robots auf einen kleinen Bereich um die Nautilus beschränkt war. Wir haben die Zeit gemessen. Es gibt eine große Oberfläche zu erforschen. Zumal wir wissen, dass es dort etwas gibt. Wir haben den Feynman-Funkspruch …«
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    »Sicher«, sagte sie schroff. »Oder vielleicht haben wir auch nur aufgenommen, wie die Klimaanlage von Fermilab sich ein-und ausgeschaltet hat. Oder was glauben Sie?«
    Er musterte sie mit hellen Augen und zusammengepressten Lippen und schien fast unmerklich auf dem Stuhl zu wippen. »Em-ma, es gibt noch vieles, sehr vieles, was Sie über diese Sache lernen müssen. Bedenken Sie, dass es um das Schicksal der Spezies geht.«
    Sie seufzte. »Also was nun?«
    »Nun müssen wir ihn holen.«
    »Wir?«
    »Vielleicht erinnert er sich an Sie.«
    Sheena 6:
    Sheena 6 war die Intelligenteste der Jungen.
    Das war aber kein Privileg. Sie musste hart arbeiten, um die neuen Zeichen und Begrifflichkeiten zu verinnerlichen, die Dan ihr übermittelte.
    Und es gab viel zu tun.
    Sie lernte die handschuhartigen Systeme zu bedienen, mit deren Hilfe die Feuerkäfer-Robots über den Asteroidenboden krochen, diesen fremdartigen Ort hinter der Schiffswand, wo es kein Wasser gab. Die Bergbauausrüstung, die entwickelt worden war, um Methan und Wasser für Raketenbrennstoff zu extrahieren, wurde ab-gewandelt, um Grundstoffe für das Phytoplankton, Nitrate und Phosphate zu gewinnen. Es wurden keine Säcke mit Wasser und Schmutz mehr zur Erde geschickt. Unter ihrem Kommando demontierten die Feuerkäfer die Anlagen für die Methanproduktion an den Polen und transportierten die Teile über die Oberfläche, wo sie neue Verwendung fanden.
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    Auch im Habitat selbst gab es viel zu tun. Dan zeigte ihr, wie das Wasser geklärt wurde. Mit dem Sauerstoff, der in den großen Metallzellen produziert wurde, blieb das Wasser frisch und bele-bend. Es gab Betten aus Holzkohlefiltern, durch die das Wasser gepumpt wurde. Aber die Holzkohle musste durch Kohlenstoff ersetzt werden, der aus Asteroiden-Material extrahiert wurde, das im Sonnenfeuer gebrannt war.
    Dan versuchte ihr auch zu zeigen, wie man die ausgefeilten automatischen Überwachungssysteme ablas, die die Stabilität der geschlossenen Schleifen gewährleisteten. Aber darauf war sie nicht angewiesen. Die Kalmare hatten ausgeprägte Sinne. Wenn das Wasser aus dem Gleichgewicht geriet, sah, schmeckte und roch sie das, wenn es durch den Mantel und an den Kiemen vorbei ström-te. Sie sah, wie die Polarisation des Lichts durch Schadstoffe ge-dreht wurde. Sie hörte sogar die leisen Schreie des Planktons. Sie wusste, wenn das Wasser unsauber war. Es genügte, dass sie die Mittel hatte, das in den Griff zu bekommen.
    Die Abläufe waren komplex. Doch sie lernte, dass ihnen ein einfaches Prinzip zugrunde lag. Ihre Welt, dieser an einem Felsen haftende Wassertropfen war so klein, dass er nicht aus eigener Kraft zu bestehen vermochte. Sie lebte von dieser Welt, indem sie sich von Krill ernährte; also musste sie direkte oder indirekte Wege finden, Rohstoffe für diese Nahrung an die Welt zurückzugeben.
    Nun denn.
    ■
    Inmitten dieser Aktivitäten wurde Sheena 5 immer schwächer.
    Sheena 6 versuchte, sie mit Knüffen und Püffen noch für ein paar Stunden wach zu halten.
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    Doch dann umwölkten Sheenas schwarze Augen sich. Ihre Jungen versammelten sich um sie. Schau mich an. Wirb um mich.
    Liebe mich.
    Letzte verwirrte Worte, die als unscharfe Zeichen auf einem fleckigen Panzer erschienen, letzte Versuche der Körpersprache von Muskeln, denen die Kräfte schwanden.
    Sheena 6 schwebte dicht bei ihrer Mutter. Was hatten diese bre-chenden Augen gesehen? Stimmte es wirklich, dass Sheena 5 in einem Meer ohne Grenzen geschlüpft war, in einem Ozean, wo hunderte – tausende, Millionen – von Kalmaren gejagt und gekämpft hatten, geboren und gestorben waren?
    Die Arme von Sheena 5 baumelten schlaff, und die schwache Schwerkraft von Cruithne zog sie ein letztes Mal hinab.
    Sheenas Junge fielen über sie her und gruben die Schnäbel in ihr

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