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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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erkaltendes saures Fleisch.
    ■
    Mit der Zeit stabilisierte das Habitat der Nautilus sich. So lang die Maschinen funktionierten, würde auch die lebendige Fracht des Habitats überdauern.
    Aber es war zu klein.
    Es war für einen Kalmar gebaut worden. Und nun lebten vier darin, vier von Sheenas Jungen.
    Die Futterknappheit war aber nicht das einzige Problem. Manchmal juckte es Sheena 6 im Schnabel, ihrem dümmsten Bruder den Mantel aufzureißen.
    Also machte Sheena sich unter Dans Anleitung an die Arbeit.
    Unter ihrer Führung montierten die Feuerkäfer neue Motoren und starteten neue Materialflüsse. David versuchte, ihr die Zeichen für die chemischen Prozesse beizubringen, die jeweils abliefen.
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    Es gab zum Beispiel eine kleine Anlage, in der Wasserstoff und Kohlendioxid verbrannt und Wasser und Kohlenmonoxid produziert wurden. Dann wurde das Kohlenmonoxid wiederum mit Wasserstoff verbrannt, um Wasser und Äthylen zu erzeugen, und dann wurden aus dem Äthylen Polyäthylen und Polypropylen gewonnen …
    Von diesen Prozessen verstand sie nichts. Aber sie kannte das Endprodukt.
    Kunststoff.
    Aus Kunststoff konnte sie alles machen. Die Feuerkäfer schwärmten auf ihr Geheiß über die Kunststoffbahnen und -klötze aus, zerteilten sie und fügten sie neu zusammen. Die leuchtenden Lagen breiteten sich um die Rakete am Pol und ums glitzernde Habitat der Nautilus aus.
    Diese Spielzeugfabriken waren eigentlich als Versuchsbasis für Techniken und Fertigungsprozesse gedacht, die eine menschliche Kolonie auf Cruithne unterstützt hätten. Nur dass keine Menschen nach Cruithne gekommen waren.
    Bald gab es vier Habitate, die durch Tunnel miteinander verbunden waren – eins für jedes von Sheenas Jungen, die intelligenten Überlebenden.
    Die Habitate füllten sich mit Wasser aus geschmolzener Asteroiden-Substanz. Krill und Braunalgen vermehrten sich rasant und füllten den vorhandenen Raum aus. Die Habitate waren Spritzer aus Wasser und Leben auf der lockeren, kohlschwarzen Oberfläche des Asteroiden; sie wirkten selbst wie Lebewesen, die laichten und brüteten.
    Und schon war die nächste Cephalopoden-Generation im Kommen: Eiersäcke klebten in allen Habitaten am Asteroiden-Gestein.
    Also wurden die Habitate weiter ausgebaut.
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    Und das größere Volumen benötigte mehr Energie. Sheena vergrößerte die Solarzellen-Module, die die Oberfläche des Asteroiden um den Pol bedeckten.
    Aber das reichte nicht. Also fand Sheena 6 einen Weg, Glas und Keramik aus Cruithnes Siliziumverbindungen herzustellen, um Rahmen für große Sonnenkollektoren zu fertigen, die dann im Weltraum stationiert wurden.
    Von den Menschen unbemerkt schwärmten Sheenas Junge über den Asteroiden aus.
    Die dritte Generation verließ schließlich die Hüllen und blickte mit neuen Augen ebenso neugierig wie missmutig auf ihre expandierende Welt.
    Vielleicht ein Fünftel von ihnen war intelligent. Doch ein Fünftel schien eine kleine Zahl zu sein.
    Während die Jungen ihre dummen Geschwister jagten und auf-fraßen, suchte Sheena nach Möglichkeiten, dieses Verhältnis zu verbessern. Und die Intelligenz der Kalmare zu steigern.
    Und länger zu leben.
    ■
    Sheena 6 dachte über die Zukunft nach.
    Sie wusste, wie das enden würde. Immer neue Generationen von Jungen brauchten immer mehr Habitate, bis der Asteroid irgendwann voll war. Was dann? Würden sie dann übereinander herfallen?
    Aber es gab niemanden, mit dem sie ihre Gedanken hätte austauschen können.
    Die Wahrheit sah so aus, dass Sheena isoliert war. Ihre Geschwister, sogar ihre eigenen Jungen waren weit von ihr entfernt.
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    Diese neue Schule war in der Fremdartigkeit des Weltraums entstanden, und sie schwamm in Asteroidenwasser, nicht in den Meeren der Erde. Das galt natürlich auch für Sheena 6, aber sie hatte mit Menschen zusammengearbeitet – mit Dan –, wie schon ihre Mutter vor ihr. Vielleicht stand sie der Erde näher als die anderen.
    Sheena 5 hatte von den großen Schulen der Erde erzählt, den Liedern, die von Träumen über eine Millionen Jahre alte Vergangenheit kündeten. Den neuen Kalmaren bedeuteten weder die Erde noch die Vergangenheit etwas. Und ihre Träume, ihre Tänze und Gesänge drehten sich um die Zukunft.
    Die Geschwister fanden neue Wege, die Feuerkäfer-Robots zu steuern und schickten sie zur Erforschung des Asteroiden aus, an Orte, die weder Sheena 5 noch Sheena 6 je erblickt hatten. Sie sig-nalisierten sich untereinander Bilder, die Sheena 6 nicht erkannte: große

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