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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Uranflöze entstanden, große linsenförmige Lagerstätten mit einer Stärke von zwei bis drei Metern und vielleicht der zehnfachen Breite – direkt unter ihren Füßen.
    Anfangs hatte es keine Kettenreaktion gegeben. Doch dann hatten Wasser und organische Materie, die durch Risse in die Uranflöze eingedrungen waren, als primitive Moderatoren gedient und die Neutronen so stark abgebremst, dass die Reaktion ausgelöst wurde.
    »Die Reaktion hat wahrscheinlich als Reihe sporadischer Brände im höchstkonzentrierten Uranoxid begonnen«, flüsterte Nemoto.
    »Dann hat sie auf weniger angereicherte Bereiche übergegriffen.
    Der Vorgang war selbstregulierend; das durch die Reaktionshitze verdampfte Wasser wurde aus dem Gestein herausgepresst – und die Reaktion wurde abgeschwächt, bis mehr Wasser aus den oberen Schichten nachsickerte und die Reaktion erneut auslöste.« Sie lächelte verhalten. »Genau das hat diese Neandertaler-Gemeinschaft entdeckt. Sie haben zwar ein paar Jahrhunderte gebraucht, doch dann bekamen sie den Prozess in den Griff und verwendeten Holzkohle – Graphit – als sekundäre Moderatoren …«
    Die Arbeiter waren mit bloßen Händen am Reaktor tätig.
    Manchmal mussten sie Uranoxid-Haufen von einem Abschnitt des Reaktors zum andern tragen, oder sie mischten das Uranoxid von Hand mit anderen Moderator-Verbindungen, oder sie reinigten die Kühlwasserleitungen – die kleinen Finger von Kindern waren für diese Verrichtung besonders gut geeignet. Und der reguläre Betrieb des Reaktors wurde immer wieder von Störfällen unterbrochen, die Nemoto auflistete: Lecks, Überfließen, Zerfall, Überhitzung, Verpuf-fung.
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    »Wieso mussten die Neandertaler das tun?«
    »Wegen uns. Für den Homo sapiens, Malenfant. Nach dem Eis war die Erde für eine Weile leer. Die Gaijin implantierten kleine Taschen mit rekonstruierten Vormenschen. Aber dann traten wir auf den Plan, und es ging alles wieder von vorne los, wie vor drei-
    ßig-oder vierzigtausend Jahren. Sie haben selbst gesehen, wie die Einheimischen die Aufrechten und die Hominiden behandeln.«
    »Ja.«
    »Genauso verhielt es sich mit den Neandertalern … außer hier.
    Die Neandertaler hatten Uran und Radioaktivität. Was sie nicht in ausreichendem Maß hatten, war Wasser. Sie bestückten die Speere mit Klingen … Damit hielten sie sich die Menschen vom Leib, bis ein schlauer menschlicher Führer – ein Vorgänger von Mtesa – ihnen einen Handel vorschlug.«
    »Also versorgt Mtesa die Neandertaler mit menschlichen Skla-ven. Um den Reaktor zu betreiben.«
    »Im Wesentlichen. Da kommt man schon ins Grübeln, nicht wahr, Malenfant? Wenn nur die echten Neandertaler aus unsrer tiefen Vergangenheit eine solche Ressource entdeckt hätten. Vielleicht wäre es ihnen gelungen, sich unserer zu erwehren und bis in die Neuzeit zu überleben – unsre Zeit, meine ich.«
    Malenfant runzelte die Stirn. »Allzu plausibel klingt das aber nicht. Ein Kernreaktor ist keine Waffe in diesem Sinn … Man sollte meinen, dass Mtesas Soldaten imstande seien, die Neandertaler zu überwältigen, zu vertreiben und sich selbst des Reaktors zu be-mächtigen. Und die Radioaktivität – wir alle leben hier auf einem ungesicherten Kernkraftwerk. Selbst diejenigen, die nicht in diesem Loch arbeiten müssen, werden kontaminiert.«
    Nemoto schnitt eine Grimasse. »Sie leben nicht mehr in Clear Lake, Malenfant. Diese Leute akzeptieren Bedingungen, die wir verweigert hätten. Die Waganda haben ein stabiles soziales Gefüge um ihre Maschine errichtet. Sie halten ihren Genpool sauber, in-514
    dem sie alle Individuen stigmatisieren, die Anzeichen von Mutation und Strahlenkrankheit zeigen. Es ist eine Art Symbiose. Die Waganda nutzen die Energie der Maschine. Und die Maschine wird dadurch am Laufen gehalten, dass sie einen Teil der Waganda-Population verstrahlt. Allerdings werden sowieso nur Aufrechte und Hominiden für diese Arbeiten herangezogen; die einzigen Menschen, die in der Maschine enden, sind Mtesas Opfer.«
    »Diese Spielzeuge von Mtesa«, sagte Malenfant, »die Springbrunnen und der Thron im Kaiserpalast – verbrauchen doch nicht mehr als ein paar Prozent der Reaktorenergie … Der Rest fließt in dieses Sattelpunkt-Tor. Nicht wahr, Nemoto. Und das ist auch der eigentliche Zweck dieses Orts. Es ist ein großes Gaijin-Projekt.«
    »Ich bin keine Reiseführerin, Reid Malenfant. Ich weiß von nichts.« Sie wandte den Blick von ihm ab. »Und nun lassen Sie mich in

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