Das Multiversum 2 Raum
hindurch. De Bonneville war leicht wie ein Kind. Malenfant drehte ihn um und bettete den geschwärzten Kopf im Schoß.
De Bonneville schlug die blauen Augen auf. »Großer Gott. Malenfant. Haben Sie ein Bier?«
»Nein. Leider nicht, de Bonneville.«
»Sie müssen von hier verschwinden. Ihr Leben ist verwirkt, Malenfant, wenn Sie Kimeras Hauch spüren …« Er schloss die Augen.
»Ich habe es getan. Ich …«
»Die Maschine?«
»Es war das Wasser«, sagte er träumerisch. »Nachdem ich mich erst einmal zum Handeln entschlossen hatte, war es ganz einfach, Malenfant … Ich habe nur die Leitungen blockiert, durch die das Wasser ins Loch fließt …«
»Sie haben den Kühlkreislauf unterbrochen?«
»Die Hitze konnte nicht mehr entweichen … Wissen Sie, es dauerte nur Minuten. Ich hörte sie schreien, als das brennende und spritzende Uranoxid sie verbrannte und sie noch die Baumstämme in den Haufen rammten. Es dauerte nur Minuten, Malenfant …«
De Bonneville war ein paar Minuten vor der Überhitzung und Explosion aus dem Loch entkommen.
»Und war es das wert?«, fragte Malenfant. »Sie sind von den Sternen zurückgekehrt, um das zu tun?«
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»O ja«, sagte de Bonneville und rollte die Augen. »Weil er mich vernichtet hat. Mtesa. Wenn ich sterbe, stirbt sein Reich mit mir …
Und das ist noch nicht alles.« De Bonneville versuchte sich die Lippen zu lecken, aber sein Mund war eine schwärende Wunde.
»Sie waren es, Malenfant. Sie, eine Heldengestalt, die aus der tiefen Vergangenheit zurückgekehrt war! Aus einer Zeit, als Menschen noch mehr anstrebten als das bloße Überleben in einer Welt, die von den Gaijin übernommen worden war. Sie und ich stammen aus einer Zeit, wo die Menschen noch etwas geleistet haben, Malenfant. Mein Gott, wir haben ganze Welten geformt. Sie haben mich daran erinnert. Also beschloss ich, meine Welt zu formen …«
Er verstummte und erschlaffte.
Die Morgenröte breitete sich von Osten aus, und Malenfant sah eine Rauchwolke, einen großen schwarzen Wolkenpilz in den Himmel steigen.
Sie waren es, hatte de Bonneville gesagt. Meine Schuld, sagte er sich. Alles meine Schuld. Es war mir wahrscheinlich bestimmt, dort draußen zwischen den Sternen zu sterben. Es hätte so kommen müssen. Nicht so.
Er wiegte de Bonneville im Licht der Morgendämmerung, bis der stoßweise Atem ihn nicht mehr erschütterte.
■
Am Morgen nach der Explosion wurde Malenfant festgenommen.
Malenfant wurde von zwei Wachen zu Mtesas provisorischem Hof gebracht, eine große, ein paar Kilometer von Wanpambas Gruft entfernte Hütte, und vorm Kabaka in den Staub geworfen.
Sein Prozess war kurz, ohne Umschweife und wurde von vielen Rufen und Fingerzeigen begleitet. Man stellte ihm keinen Dolmetscher an die Seite. Aus den paar Brocken der Landessprache, die er 519
sich angeeignet hatte, schloss er jedoch, dass er als Urheber der Explosion, dieses epochalen Verbrechens angeklagt wurde.
Nemoto stand schweigend neben dem Kabaka, während diese Scharade in Form einer komischen Oper über die Bühne ging. Sie hat das getan, wurde er sich bewusst. Sie hat mich ans Messer geliefert.
Zu seinem Glück schien Mtesa den Vorgang eher skeptisch zu beurteilen. Außerdem schien er Malenfant wohlgesonnen und war klug genug, diese Sache als eine Auseinandersetzung zwischen Malenfant und der Katekiro zu durchschauen. Wieso müsst ihr mich damit behelligen? Könnt ihr das denn nicht selbst regeln?
Dennoch hatte niemand am Urteil gezweifelt.
Nachdem es verkündet war, kamen die Lords des Strangs zu Malenfant. Ein Strick wurde ihm um den Hals gelegt, und er wurde auf die Füße gezerrt.
Nemoto trat vor, verneigte sich und stellte sich vor ihn hin. Auf Englisch sagte sie: »Sie haben eine milde Strafe erhalten, Malenfant. Sie müssen nicht in der Maschine arbeiten. Sie werden …«
»In die Grube geworfen.« Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Das Tor. Sie zwingen mich zum Sattelpunkt-Tor.
Darum ging es von Anfang an, nicht wahr?«
»Sie haben das Licht gesehen, Malenfant. Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr Druckanzug mir passen würde, wäre ich selbst gegangen.
Ich wäre in die Maschine von Kimera gegangen und zum Ursprung des Rätsels vorgedrungen. Ich wäre diesen geheimnisvollen Wesen gefolgt, die kommen und gehen … Aber ich kann nicht. Es ist mein Schicksal, hier zu bleiben und den Kabaka zu belustigen, bis die Antialterungs-Behandlung versagt und ich sterbe.
Ich musste es tun, Malenfant. Ich sah
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