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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Neutronen-Sternen, dass alle paar hundert Millionen Jahre ein Ereignis stattfand, das stark genug oder entsprechend gerichtet war, um die ganze Galaxis blank zu putzen.
    Es war schon oft geschehen. Und es würde wieder passieren, wurde sie sich bewusst. Immer wieder, ein Trommelwirbel der Zerstö-
    rung. Das hatten die Gaijin gelernt.
    »Und für uns heißt das«, sagte Malenfant grantig, »zurück in die Ursuppe, jedes verdammte Mal … So viel zu Fermis Paradoxon.
    Nemoto hatte recht. Das ist nämlich der Gleichgewichtszustand für Leben und Bewusstsein: Eine Galaxis voller neuer, junger Spezies, die von ihren Heimatwelten ausschwärmen, von Furcht und Hass verzehrt eine Schneise durch die Sterne schlagen und über die Überreste ihrer vergessenen Vorgänger trampeln.«
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    … Und genau das wollten die Gaijin mir auf meiner ersten Sattelpunkt-Reise zum Gammastrahler zeigen, wie Madeleine sich erinnerte: Die Sternen-Flechten, eine schnell sich entwickelnde Lebensform, die alle vierzehn Sekunden von einem Sternenausbruch ausgelöscht wurde. Es war ein fraktales Bild dieser größeren Wahrheit.
    Das Bild der Galaxis verschwand plötzlich; die Spiralarme, der Kern und der umgebende Halo implodierten wie ein geplatzter Ballon. Madeleine blieb angesichts des abrupten Szenenwechsels die Luft weg. Die Welt verdichtete sich um sie herum: Gras, Bäu-me und dieser schwarze Himmel, und das alles lag im Schein eines gleißenden, blauen kosmischen Lichts. Sie fühlte enorme körperliche Erleichterung, als ob sie endlich wieder tief durchatmen könn-te.
    Aber die Gedanken jagten sich. »Es muss doch möglich sein, das zu stoppen. Wir müssen nur einen Kollaps verhindern – und so viel Zeit gewinnen, um die Kriege und Konflikte zu beenden, uns weiterzuentwickeln und zu lernen, wie man die Galaxis richtig ma-nagt. Dann müssten wir uns nicht mehr mit diesem Unsinn rum-
    ärgern.«
    Malenfant lächelte. »Nemoto hat dich zu recht als Pfuscher bezeichnet.«
    ABER DU HAST RECHT, sagte der Gaijin. EIN PAAR VON UNS VERSUCHEN ES …
    Vor ihnen sah sie eine Gruppe Neandertaler im Licht des Kosmos. Sie tanzten, gestikulierten wild und sprangen auf und nieder.
    Irgendeine Veränderung ging mit dem Himmel vor, und die Neandertaler reagierten darauf.
    Sie schaute in ihre Richtung. Dieser kosmische Lichtpunkt schien sich auszudehnen.
    Der sich entfaltende Himmel war voller Sterne. Es war das Zentrum der Galaxis.
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    Malenfant wandte sich an den Gaijin. »Kassiopeia«, sagte er leise, »was hat das alles mit mir zu tun?«
    Der Gaijin sagte: MALENFANT, DU BIST UNSERE LETZTE HOFF-NUNG.
    Und dann drehte der Gaijin sich mit einem metallischen Kratzen um, und die Füße sanken mit einem Zischen in den Boden ein.
    ER GEHT AUF.
    ■
    Der Gaijin drehte sich um, entfernte sich von der Baumgruppe und stakste auf drei Beinen über das Grasland. Madeleine sah, dass die Neandertaler ihm als eine schemenhafte Gruppe folgten.
    Ihre Muskeln zeichneten sich im Sternenlicht ab.
    Malenfant fasste Madeleine an der Hand.
    Sie gingen über eine Wiese. Das Gras war feucht und kühl unter ihren Füßen, und der Tau glitzerte im Widerschein der Sterne.
    Sie waren in ein diffuses Licht ohne Schatten getaucht an diesem Ort, wo jeder Winkel des Himmels so hell leuchtete wie die Oberfläche des Mondes. Im silbrigen Licht schienen alle Farben ausgebleicht zu sein; das Gras war dunkelgrün, das Laub an den Bäumen schwarz. Madeleine fragte sich flüchtig, ob dieses galaktische Licht überhaupt stark genug war, um Photosynthese zu ermöglichen, ob Leben auf einem vagabundierenden, sonnenlosen Planeten wie diesem nur vom Licht der dichten Sterne zu existieren vermochte.
    Sie erklommen einen Bergrücken und schauten in ein weites, flaches Tal hinab. Es gab vereinzelte Bäume und stehende Gewässer in Form silberblauer Bänder und Becken. Die reglose Szenerie mutete fast unheimlich an im diffusen Sternenlicht.
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    Kassiopeia, der Gaijin, war hier auf dem Grat stehen geblieben.
    Die Neandertaler hatten sich ein Stück bergab versammelt und ließen den Blick übers Tal schweifen.
    Doch ein Neandertaler kam in dieser für sie typischen plumpen Gangart auf Malenfant zu. Es war ein Mann mit hängenden Schultern, schlaffer Haut und verschwitztem Oberkörper. Der gro-
    ße Stirnwulst zog den Kopf herunter, sodass das Kinn fast auf der Brust ruhte.
    »Hallo, Esau …«, sagte Malenfant.
    Esau scheuerte ihm eine, schnippte mit den Fingern und hieb sich mit der Faust gegen die

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