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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Möglicherweise sind die Gaijin eine Art Träger für die Replikation ihrer Komponenten, wie man auch sagen könnte, dass die Menschen ein Träger sind, auf dessen Grundlage die Gene sich reproduzieren …«
    Maschinen, die sich vermehrten und entwickelten? Madeleine schauderte.
    »Begreifen Sie es nun?«, fragte Paulis. »Wir haben es hier mit Fremdartigkeit in Reinkultur zu tun. Diese Kameraden sprechen mit ihren synthetisierten Stimmen Latein, aber sie sind nicht wie wir. Sie kommen von einem Ort, den wir uns nicht einmal vorzustellen vermögen, und genauso wenig wissen wir, wonach sie hier auf der Erde suchen. Und deshalb müssen wir einen Weg finden, mit ihnen klarzukommen. Fliegen Sie los! Schauen Sie sich gründlich um!«
    Der Gaijin riss ein kleines Stück eines aluminiumartigen weichen Metalls aus der Hülle; es löste sich mit einem leise schmat-zenden Geräusch und enthüllte juwelenartige Innereien. Vielleicht würde er so lang weitermachen, bis nur noch diese zuckende robotische Hand übrig war, sagte Madeleine sich, und dann würde die Hand sich auch noch zerlegen, einen Finger nach dem andern, bis nichts mehr übrig war, das sich zu bewegen vermochte.
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kapitel 9
FUSIONSSOMMER
    Brind setzte die Verträge auf. Madeleine regelte derweil ihre Angelegenheiten; die Vorbereitung auf einen Zeitsprung von mindestens sechsunddreißig Jahren hatte etwas Endgültiges. Sie verab-schiedete sich von ihrer in Tränen aufgelösten Mutter, kündigte den Mietvertrag für die Wohnung und verkaufte ihr Auto. Dann ließ sie sich das Gehalt ausbezahlen und investierte es mit Paulis'
    Hilfe möglichst renditeträchtig.
    Sie beschloss, ihrer kleinen Kapsel einen Rufnamen zu geben: Friendship-7.
    Und ehe sie sich versah, bevor sie auch nur annähernd bereit war für diesen kleinen relativistischen Tod, war der Tag des Starts gekommen.
    ■
    Die Schutzhülle der Friendship-7 riss auf. Das blaue Licht der Er-de durchflutete die Kabine. Madeleine sah Eisbrocken, die von der Wand des Boosters abgeplatzt waren und wie Schneeflocken um das Raumschiff stoben. Und sie sah die Oberfläche der Erde, die wie ein glühender Teppich unter ihr ausgebreitet war und strahlte 162
    wie ein tropischer Himmel. Der Flug mit der antiken Proton war ein Höllenritt gewesen, doch nun war sie endlich im Orbit, und sie verspürte geradezu ein Hochgefühl. Zum Teufel mit den Gaijin, zum Teufel mit Brind und Paulis. Was auch immer von nun an geschah, diese Erinnerung würden sie ihr nicht nehmen können.
    Sie führte eine Erdumkreisung durch. Über dem Äquator ragten Wolkenberge auf. Die Kontinente auf der Nachtseite wurden von den Lichterketten der Küstenstädte konturiert.
    Sogar aus dem Orbit sah sie die großen Ökoreparatur-Initiativen.
    Die Wiederaufforstungs-Projekte manifestierten sich als Bereiche satten Grüns auf den Kontinenten der nördlichen Hemisphäre.
    Die südlichen Kontinente wurden als braune Wüsten mit städtischen Ballungsräumen an den Küsten abgebildet. Graue Schlieren in den küstennahen Gewässern kündeten von den katastrophal fehlgeschlagenen Versuchen, Kohlendioxid in die Tiefsee zu pumpen. Über der Antarktis stachen rubinrote Laserstrahlen in den Himmel und versuchten das Ozon in der Troposphäre zu neutralisieren. Der Golf war eine Notzone, die in petrochemischem Smog erstickte. Und so weiter.
    Von hier aus sah sie die unangenehme Wahrheit: Dass der Weltraum der Erde, verdammt noch mal, nicht gut tat. Obwohl dies ei-ne Zeit der Weltraumkolonien und des Handels mit interstellaren Reisenden war, waren die Anstrengungen der Menschheit hauptsächlich darauf gerichtet, notdürftig eine begrenzte, zerrüttete Ökologie zu reparieren, sofern sie sich nicht mit den Problemen einer geschlossenen Wirtschaft verzettelten: Kämpfe um schwindende Ressourcen in den Weltmeeren und an den Rändern der sich ausbreitenden Wüsten.
    Sie fragte sich unbehaglich, was sie wohl vorfinden würde, wenn sie in sechsunddreißig Jahren nach Hause zurückkehrte.
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    Madeleine würde in einem alten Shuttle-Raumlabor leben, das man aus dem Lager des KSC geholt und wieder aufgemöbelt hatte.
    Die kleine wiederverwendbare Raumstation war siebzig Jahre alt und schon zweimal in den Orbit geflogen. Vorne war der kleine Wohnbereich, und hinten waren Instrumente auf zwei Trägern montiert, die sie auf den Neutronenstern ausrichten würde: Coro-nagraphen, Spektroheliographen und spektrographische Teleskope.
    Brind hatte ihr einen leistungsfähigen

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