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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gelenken wuchsen aus dem Torso. Zwei Arme ruhten auf dem Boden, doch der dritte wedelte in der Luft herum, wobei filigrane Greifer am Stumpf des Arms sich bewegten.
    Sie suchte vergeblich nach Symmetrien.
    Es lag in der Natur der Menschen, Lebewesen mit Symmetrie – zumindest mit links und rechts – in Verbindung zu bringen. Das lag an der Schwerkraft. Lebewesen waren symmetrisch, leblose Dinge nicht – ein uraltes menschliches Vorurteil, das aus der Zeit stammte, als es eine überlebensnotwendige Fähigkeit war, einen lauernden Räuber vor einem verwirrenden Hintergrund auszuma-153
    chen. Durch die Bewegungen hatte dieser Gaijin die Anmutung eines Lebewesens, aber er war kantig und wirkte fast plump – und kein bisschen symmetrisch. Es passte einfach nicht.
    Menschliche Forscher standen am Vorhang und drückten sich die Nasen platt. Eine große Bank aus Kameras und anderem Gerät zeichnete jede Bewegung des Gaijin auf. Sie wusste, dass Bilder vom Gaijin per Standleitung rund um die Uhr ins Internet eingespeist wurden. In manchen Bars wurden Tag und Nacht auf gro-
    ßen Wand-Softscreens nichts anderes als Gaijin-Bilder gezeigt.
    Der Gaijin las ein Buch und blätterte die Seiten mit mechanischer Präzision um. Meine Güte, sagte Madeleine sich unbehaglich.
    »Die Gaijin sind Maschinen aus den Tiefen des Alls«, sagte Brind. »Meinetwegen auch Lebensformen. Jedenfalls sind sie robust; sie vermögen in unsrer Atmosphäre und Schwerkraft zu überleben. Es gibt drei von ihnen in diesem Gebäude: Die drei einzigen auf dem Planeten. Aber wir wissen natürlich nicht, wie viele in der Umlaufbahn sind oder noch weiter draußen …«
    »Wir glauben, an Maschinen gewöhnt zu sein«, sagte Dorothy Chaum zu ihr. »Aber es ist trotzdem unheimlich, nicht wahr?«
    »Falls es eine Maschine ist«, sagte Madeleine, »dann wurde sie nicht von Menschen gefertigt. Unheimlich. Ja, Sie haben recht.«
    Sie erschauerte, als dieser primitive mechanische Arm klapperte.
    Sie hatte ihr Leben mit Maschinen verbracht, doch vor diesem Gaijin hatte sie eine kreatürliche Angst.
    »Wir sprechen Latein mit ihnen, wissen Sie«, murmelte Dorothy Chaum. Sie grinste und wirkte durch die Grübchen, die sie dadurch bekam, gleich viel jünger. »Das ist die logischste natürliche Sprache, die wir kennen; die Gaijin haben Schwierigkeiten mit den unregelmäßigen Strukturen und Idiomen moderner Sprachen wie Englisch. Wir haben auch Übersetzungsprogramme, aber die brau-154
    che ich nicht. Ich wusste immer, dass das fleißige Pauken im Seminar sich einmal auszahlen würde.«
    »Und worüber unterhalten Sie sich?«
    »Über viele Dinge«, sagte Brind. »Sie stellen mehr Fragen, als dass sie Antworten geben. Am meisten erfahren wir durch die Aus-wertung von Versprechern.«
    »Ich bezweifle, dass die Gaijin sich verplappern«, sagte Chaum.
    »Auf jeden Fall haben sie eine ganz andere Sprache als wir. Sie ist monoton, trocken, sachlich, hochgradig strukturiert und nicht er-lernbar. Es scheint weder Rhythmus noch Poesie zu geben – keinerlei Anzeichen einer Handlung. Einfach nur eine Liste mit Fakten und Fragen und trockener Logik. Wie der Quelltext eines Computerprogramms.«
    »Dafür sind sie auch Maschinen«, knurrte Paulis. »Sie haben kein Bewusstsein wie wir.«
    Chaum lächelte. »Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher. Die Gaijin sind auf jeden Fall intelligent. Aber haben sie auch Bewusstsein? Es gibt auch hier auf der Erde Beispiele für Intelligenz ohne Bewusstsein: Soziale Insekten wie Ameisenkolonien und Termiten.
    Und man könnte auch umgekehrt argumentieren, dass es Bewusstsein ohne große Intelligenz gibt, zum Beispiel bei Mäusen. Aber ist höhere Intelligenz ohne ein irgendwie geartetes Bewusstsein möglich?«
    »Mein Gott«, sagte Paulis enerviert. »Sie überlassen diesen klapprigen Zinnsoldaten eine ganze Insel, die sie nun schon seit fünf Jahren bewohnen, und Sie sind nicht einmal imstande, eine solche Frage zu beantworten?«
    Chaum starrte ihn an. »Wenn ich sicher wäre, dass Sie ein Bewusstsein haben und wenn ich wüsste, was Bewusstsein eigentlich bedeutet, würde ich Ihnen beipflichten.«
    »Bewusst hin oder her, sie sind anders als wir«, sagte Brind. »Die Gaijin sind zum Beispiel fähig, ihr Gehirn abzuschalten.«
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    Das verblüffte Madeleine.
    »Das stimmt«, sagte Chaum. »Soweit wir wissen, sind sie im Ru-hezustand deaktiviert. Madeleine, wenn Sie einen Schalter an der Schläfe hätten, würden Sie ihn betätigen – selbst

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