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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Malenfant einen Anflug von Nostalgie. Er hätte jederzeit McCanns dicken Mond gegen Luna eingetauscht. Wenn man doch nur eine Welt wie Mars im Erdorbit entdeckt hätte anstatt der schwindsüchtigen Luna – eine Welt mit Eis und Luft, die nur darauf gewartet hätte, dass ein Forscher den Fuß auf sie setzte! Mit solch einer verlockenden Welt, nur drei Tagesreisen von der Erde entfernt, hätte die Geschichte vielleicht einen ganz anderen Verlauf genommen. Und sein Leben und das von Emma wären vielleicht auch in ganz andere Bahnen gelenkt worden.
    »Die Verlockung des Mondes war natürlich unwiderstehlich«, sagte McCann. »Seit undenklichen Zeiten hängt er dick und rund am Himmel, mit Stürmen, Eiskappen und sogar Spuren von Vegetation, die mit bloßem Auge sichtbar sind. Sie war als eigenständige Welt am Himmel erkennbar und wartete darauf, dass die Menschen den Fuß auf sie setzten, dass die Fahne des Empire gehisst wurde, dass das Land urbar gemacht wurde … Es war ein hei-
    ßes Rennen, bei dem die andere Partei unter allen Umständen daran gehindert werden musste, als Erster anzukommen. Sie verstehen?«
    »Die andere Partei?«, fragte Malenfant verwirrt. »Sie meinen die Amerikaner?«
    »Es gibt keine Amerikaner auf seiner Welt, Malenfant«, sagte Nemoto sanft.
    »Die Franzosen natürlich«, erwiderte McCann. »Die verdammten Franzosen!«
    Die Art und Weise der Kolonialisierung dieses üppigen Mondes schien Parallelen zur ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts aufzuweisen. Seitdem waren Kriege ausgetragen worden, Kriege, 293
    die die expandierenden Mini-Reiche der Briten, Franzosen und Deutschen auf dem Mond geführt hatten.
    Und dann war dieser Mond in McCanns Universum verschwunden und durch diesen seltsamen vagabundierenden Roten Mond mit seiner Fracht aus Meeren und Leben ersetzt worden. Nachdem die Welt sich von diesem Schock erholt hatte – als alle Hoffnung geschwunden war, eine Verbindung zu den Kolonien auf dem verlorenen Mond herzustellen –, hatte ein neues Rennen mit dem Ziel begonnen, eine Flagge auf dem Roten Mond zu hissen.
    »… Oder Lemurien, wie wir es nennen«, sagte McCann.
    »Ein im Indischen Ozean versunkener Kontinent, der einst als Wiege der Menschheit galt«, erklärte Nemoto.
    McCann redete weiter: Wie das Dutzend Männer hierher gereist war, über die Bruchlandung, bei der das Schiff zerstört wurde und drei Leute umkamen, wie sie Heliographen und Funksignale an die Heimat abgestrahlt und auf Rettung gewartet hatten – und wie ihre Erde vom Himmel verschwand und kaleidoskopartig durch immer wieder neue Erden ersetzt wurde.
    »Ein Bündel von Welten«, murmelte Nemoto mit einem Blick auf McCann.
    Als ihnen klar wurde, dass keine Rettung kommen würde, waren ein paar Mitglieder des Expeditionskorps schier verzweifelt. Einer beging Selbstmord. Einer lieferte sich den Elfen-Leuten aus und starb einen qualvollen Tod.
    Die Überlebenden hatten ortsansässige Hams rekrutiert und mit ihrer Muskelkraft und dem Einsatz von Läufern diese kleine Siedlung errichtet. Sie hatten niemanden sonst von ihrer Art gefunden, außer den fiesen Eiferern, über die McCann nur ungern sprach und die in einiger Entfernung vom Dorf lebten.
    Es hatte den Anschein, dass die geheimnisvollen Eiferer es gewesen waren, die den Eingeborenen dieses gebrochene Englisch beigebracht hatten – wenn auch unbeabsichtigt durch entflohene Skla-294
    ven, die zu ihren Stämmen zurückgekehrt waren. McCann schien zu glauben, dass die Eiferer schon seit Jahrhunderten hier lebten.
    »Kein sehr schönes Leben«, sagte McCann düster. »Keine Frauen, Sie verstehen. Ein paar von uns ließen sich mit Ham-und sogar mit Läuferweibern ein. Aber das sind eben keine Frauen. Und Kinder sind daraus sicher auch nicht hervorgegangen.« Er lächelte stoisch. »Ohne Frauen und Kinder vermag man keine Kolonie zu gründen, nicht wahr? Nach einiger Zeit fragt man sich, wieso man sich überhaupt noch die Mühe macht, sich täglich zu rasieren.«
    Einer nach dem andern waren die Engländer gestorben, und die schönen kleinen Hütten verfielen.
    McCann zeigte ihnen eine Reihe von Gräbern außerhalb des Staketenzauns, die durch Steine markiert waren. Bei der Person, die zuletzt gestorben war, handelte es sich um einen Mann namens Jordan – »Todesursache paralytischer Schock«, sagte McCann. McCann wirkte ergriffen, als er an Jordans Grab stand. Malenfant fragte sich, ob diese einsamen Männer, die in dieser Oase der Zivilisation mit ihren

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