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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Erinnerungen an eine unwiederbringlich verlorene Heimat eingesperrt waren, sich am Ende gegenseitig ge-tröstet hatten.
    Doch McCann versuchte tapfer, den guten Gastgeber zu spielen und sprach von besseren Zeiten. »Wir hatten uns schon irgendwie arrangiert. Wir spielten Karten – bis sie bis zur Unkenntlichkeit abgegriffen waren – und fertigten Schachspiele mit Figuren aus Balsaholz. Wir hatten zwar keine Bücher, aber wir veranstalteten ›literarische Zirkel‹ und erzählten den Inhalt von Büchern nach, die wir kannten. Ich wage zu behaupten, dass manche Autoren sich im Grab umdrehen würden, wenn sie wüssten, wie frei wir ihre Werke interpretiert haben. Wir haben sogar Theatervorführungen inszeniert. Hauptsächlich Komödien von Marlowe: Viel Lärm um nichts und solche Stücke. Natürlich nur zu unserer eigenen Erbauung.
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    Wir trieben auch Sport. Ein Durchschnitts-Ham schafft es zwar nicht einmal, einen Fußball wegzukicken, aber er ist ein toller Rugby-Spieler. Und was die Läufer betrifft, so kapieren die nicht einmal die einfachsten Grundsätze und Regeln irgendwelcher Sportarten. Aber laufen können die, meine Herren! Wir organisierten Wettläufe. Die Bestzeit lag bei unter sechs Sekunden auf hundert Metern. Dieser Bursche wurde mit reichlich Bananen und Bier belohnt …«
    McCann erzählte, wie die letzten vier Überlebenden sich sogar voneinander zurückgezogen hatten und in morbider Stimmung auf den Tod warteten. Crawford verschwand tagelang mit Ham-Rotten im Wald und ›ließ es krachen‹, wie McCann sich ausdrück-te. Die anderen verließen indes kaum jemals ihre Hütten.
    »Und Sie?«, fragte Nemoto. »Welche Vorlieben haben Sie, McCann?«
    »Sehnsucht nach Gesellschaft«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen und lächelte verschämt. »Das war leider schon immer meine Schwäche.«
    »Dann muss es hier sehr schwer für Sie gewesen sein«, sagte Malenfant.
    »Richtig. Als meine Kameraden sich in ihr Schneckenhaus zu-rückzogen, suchte ich die Gesellschaft der niederen Schichten: Der Hams und manchmal sogar die der Läufer. Meine Kameraden gaben mir den Spitznamen Mogli. Vielleicht kennen Sie den Bezug.
    Ich habe versucht, sie zu zivilisieren und ihnen einige Dinge beizubringen – die Fertigung besserer Werkzeuge, sogar das Lesen.
    Leider nur mit geringem Erfolg. Ein Bar-Bar ist intelligenter als ein Läufer, und diese Prä-sapiens sind wiederum klüger als Halb-affen wie Elfen und Nussknacker. Man vermag den Bar-Baren zwar den Gebrauch eines neuen Werkzeugs zu lehren, wissen Sie – aber nur den Gebrauch, nicht die Herstellung. Sie sind imstande, Dinge zu benutzen, wissen aber nicht, wie sie funktionieren. In 296
    dieser Hinsicht gleichen sie kleinen Kindern. Und wie ein Kaffer erkennt ein Bar-Bar den ersten Schritt zu irgendetwas, vielleicht auch noch den zweiten, mehr aber nicht.
    Und da liegt natürlich der Unterschied zwischen Menschen und Prä-sapiens. Wir müssen diese Untermenschen, die nur in den Tag hinein und für ihre fleischlichen Bedürfnisse leben, beherrschen.
    Aber diese Aufgabe formt einen selbst. Die Verantwortung. Es hat mich mit Mitgefühl und Sympathie erfüllt, Einblicke in ihren seltsamen, verdrehten Verstand zu gewinnen.« Er nickte in ihre Richtung. »Sie haben kein Kinn, sehen Sie, kein einziger von ihnen.
    Und wie jedermann weiß, bezeichnet ein schwaches Kinn im allge-meinen eine schwache Rasse.«
    Als die Dunkelheit hereinbrach, wurden Feuer in den mit Palmwedeln gedeckten Hütten entzündet, und Rauch stieg durch die Dächer und aus den primitiven Schornsteinen, die sie krönten.
    Malenfant sah zwei Fledermäuse, die unsicher zwischen den verwirbelten Rauchsäulen umherflatterten. Sie waren groß, so groß wie Krähen und hatten breite abgerundete Flügel.
    »Blattnasen-Fledermäuse«, murmelte Nemoto.
    »Was Sie nicht sagen. Prähistorische Fledermäuse.«
    Nemoto zuckte die Achseln. »Vielleicht. Es gibt hier viele Fledermäuse. Sie haben ein paar Nischen besetzt, die von den Vögeln nicht genutzt wurden.«
    Malenfant beobachtete den langsamen und unkoordiniert wirkenden Flügelschlag der Fledermäuse. »Sie machen keinen allzu entwickelten Eindruck.«
    »Schon, aber sie stellten den Gipfel der Aerodynamik dar, als sie Fliegen und Moskitos über Seen voller Dinosaurier jagten, Malenfant. Sie sollten ihnen mehr Respekt zollen.«
    »Das sollte ich wohl.«
    »Es hängt alles zusammen, Malenfant«, flüsterte Nemoto verschwörerisch.
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    »Was

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